Apples Snow Leopard Neue Mieze für den Mac
01.09.2009, 08:07 UhrSeit wenigen Tagen ist eine neue Version von Apples Betriebssystem erhältlich - Snow Leopard. Das Erscheinen der Raubkatze stellt viele Mac-Nutzer vor eine Frage: Lohnt sich ein Wechsel auf die neue Software? Die Antwort hängt vor allem davon ab, welche Vorteile Mac OS X v10.6 Snow Leopard bietet.
"Unsere Ingenieure haben für Snow Leopard 90 Prozent der über 1000 Projekte in Mac OS X weiterentwickelt", sagt Georg Albrecht, Sprecher von Apple Deutschland. Man wolle damit vieles verbessern, vereinfachen oder ganz einfach beschleunigen. Das heißt aber nicht, dass es nun Hunderte neuer Funktionen gibt, über die sich der Nutzer nach dem Installieren des neuen Betriebssystems freuen kann.
Johannes Schuster von der Zeitschrift "c't" hat sich mit den Vorabversionen von Snow Leopard beschäftigt - seine Einschätzung: Viele neue Funktionen darf der Anwender nicht erwarten. "Apple hat aber viel am Unterbau getan, so dass vieles schneller läuft."
Mehr Geschwindigkeit
Zum Beispiel arbeitet der Finder schneller. Und die Dauer für das anfängliche Backup bei Time Machine werde um bis zu 80 Prozent reduziert. "Mit Snow Leopard wacht der Mac erheblich schneller auf, und er verbindet sich viel schneller mit drahtlosen Netzwerken", verspricht Georg Albrecht. Ob dem wirklich so ist, werden die ersten unabhängigen Tests der finalen Snow-Leopard-Version zeigen müssen.
Die versprochenen Effekte - "schlank, schnell, noch einfacher zu bedienen" - werden vor allem auf den neuesten Macintosh-Modellen wie den aktuellen MacBooks oder dem Mac Pro sichtbar. Hier sorgt zum einen die neue Technologie "Grand Central Dispatch" (GCD) dafür, dass das System die Vorteile der modernen Mehrkern-Architektur bei den aktuellen Intel-Chips ausnutzt. Der Anwender bekommt das zu spüren, wenn etwa die Apple-Software "Mail" spürbar flotter selbst riesige Mengen an E-Mails durchsucht.
Mit Hilfe des neuen Grafik-Systemstandards "Open CL" ermöglicht Snow Leopard Entwicklern von Anwenderprogrammen, sich die Leistung einer Grafikkarte für Aufgaben zu erschließen, die weit über das Verarbeiten reiner Grafikprozesse hinausgehen. Die Vorteile dieser neuen Architektur werden aber teils erst in Zukunft sichtbar, wenn neue Programme die "Open CL"-Schnittstelle nutzen. Ältere und schwächer ausgestattete Modelle wie der Mac mini profitieren jedoch kaum von den System-Verbesserungen.
32- und 64-Bit-Variante nutzbar
Sehr flexibel geht Snow Leopard mit dem Thema "64 Bit" um: Während man sich bei Microsoft zwischen einer 32- und einer 64-Bit-Version von Windows entscheiden muss, kann das Apple-System beide Varianten nutzen. Bei 32-Bit-Systemen lassen sich nur maximal vier Gigabyte Hauptspeicher ansprechen, während bei der 64-Bit-Variante dieser Raum quasi unendlich ist.
Snow Leopard nutzt - wo möglich - 64 Bit, kann bei Bedarf aber auf 32 Bit zurückfallen. Die meisten Systemprogramme von Apple sind heute auf die modernere Architektur umgestellt. Die Programmpakete iLife mit Anwendungen wie iTunes oder GarageBand sowie die Büro-Software iWork werden vermutlich beim nächsten größeren Update umgestellt.
Zu den wenigen neuen Funktionen zählen ein Dock mit integriertem Exposé und eine neue Version der Videosoftware QuickTime: QuickTime X kommt in neuem Design daher und unterstützt noch mehr Videoformate (Codecs). Zudem belegt der Schnee-Leopard bis zu sieben Gigabyte weniger Speicher auf der Festplatte.
Leichtere Kommunikation mit Windows
Außerdem ist er das einzige Betriebssystem mit integrierter Exchange-Unterstützung, so Albrecht. Das dürfte vor allem Anwender freuen, die sich mit ihrem Mac in einem von Microsoft und Windows geprägten IT-Umfeld befinden. Ohne eine extra zu kaufende Software lässt sich das neue Mac OS an Microsofts Kommunikations-Infrastruktur andocken. Windows-Anwender müssen dafür das bezahlpflichtige Programm Microsoft Outlook installieren.
Auch Mac-Anwender mussten sich bislang ein Programm wie Microsoft Entourage zulegen. Mit Snow Leopard ist das nicht mehr nötig. Eine völlig reibungslose Konfiguration der Exchange-Verbindung mit einem Mausklick für E-Mail, Kalender und Adressbuch funktioniert aber nur dann, wenn auf dem Exchange Server 2007 die Autodiscovery-Funktion aktiviert wurde. Ist das nicht der Fall, müssen Mac-Anwender die Verbindung manuell konfigurieren, was manchmal die Hilfe eines IT-Spezialisten erfordert.
Fazit: Kein großer Durchbruch
Wie lautet nun das Fazit? Dazu Walt Mossberg, IT-Experte des "Wall Street Journal": Apple habe mit Leopard bereits das beste Betriebssystem gehabt. "Und Snow Leopard macht es ein bisschen besser." Für den durchschnittlichen Anwender bedeutet das aber keinen großen Durchbruch.
Doch Apple weiß, wie Kunden bei der Stange zu halten sind: Zum ersten Mal bietet das Unternehmen ein Upgrade seines Betriebssystems an. Snow Leopard kostet als Upgrade für Nutzer von Mac OS X Leopard nur 29 Euro. "Daher ist es auch in Ordnung, wenn Snow Leopard nicht 1000 neue Features enthält", sagt Johannes Schuster von der "c't".
49 Euro für eine Fünfer-Lizenz
Snow Leopard kostet als Einzelplatz-Upgrade 29 Euro. Als Family Pack für einen Haushalt mit bis zu fünf Macs ist es für 49 Euro erhältlich. Wer auf seinem Intel-basierten Mac das ältere System Tiger laufen hat, kann zu einem Set mit Mac OS X Snow Leopard, iLife '09 und iWork '09 greifen. Es kostet 169 Euro für einen Rechner und als Family-Pack-Version 229 Euro.
Quelle: ntv.de, dpa