Technik

3D ist nicht alles Nintendo 3DS im Selbstversuch

3D ohne lästige Spezialbrille ist natürlich das herausragendste Merkmal des 3DS. Aber es gibt auch weitere gute Gründe, die für Nintendos neue portable Spielekonsole sprechen. Genau genommen ist der 3D-Effekt auf Dauer gar nicht so wichtig.

(Foto: Nintendo)

Wenn man den 3DS auspackt, will man selbstverständlich zunächst sehen, ob Nintendo sein vollmundiges 3D-Versprechen halten kann. Also Bildschirm justiert und "Nintendogs + Cats" reingesteckt. Zunächst hat man das Gefühl, zu schielen, aber das legt sich schon nach zwei, drei Sekunden. Dann ist man nur noch erstaunt darüber, wie plastisch das Tier wirkt. Das Bild hat nicht nur Tiefe, sondern wirkt fast so, als streckte das Hündchen die Schlabberzunge aus dem Bildschirm heraus. Beeindruckend.

Nutzer steuern die virtuellen Haustiere übrigens nicht wie in der DS-Version durch "direktes Anfassen". Um den 3D-Effekt nicht zu stören, ziehen Spieler den Stylus über den unteren 3-Zoll-Touchscreen, auf dem die Silhouetten der Tiere zu sehen sind.

Die Stärke des 3D-Effekts lässt sich stufenlos regeln.

Die Stärke des 3D-Effekts lässt sich stufenlos regeln.

(Foto: Nintendo)

Noch stärker zeigt sich der 3D-Effekt bei "Pilotwings Resort". Dabei kann der Avatar des Spielers (Mii) mit verschiedenen Fluggeräten über die aus Wii-Spielen bekannte Wuhu-Insel fliegen, Kunststückchen machen und Herausforderungen bewältigen. Das Spiel ist grafisch zwar kein Meisterwerk, aber selbst auf dem 3,5 Zoll kleinen Bildschirm im 16:9-Format hat man ein wunderbares Gefühl der Weite.

Schiebung!

Bei "Pilotwings Resort" kommt auch eine weitere gelungene Neuerung der 3D-Konsole zum Einsatz: das neue Schiebepad. Im Prinzip funktioniert es wie ein Analog-Stick, kippt aber nicht, sondern bewegt sich seitwärts in jede beliebige Richtung. Der linke Daumen sitzt auf dem Pad bombensicher und man kann sehr dosiert und exakt steuern. Selbst altgediente DS-Nutzer lassen da den (ausziehbaren!) Stylus immer öfter stecken und verzichten auch aufs altbewährte Steuerkreuz.

Die Hündchen in "Nintendogs + Cats" sabbern fast aus dem Bildschirm.

Die Hündchen in "Nintendogs + Cats" sabbern fast aus dem Bildschirm.

(Foto: Nintendo)

Das Vergnügen, mit dem Schiebepad zu steuern, bleibt auch nach langer Spielzeit ungetrübt, während der Reiz des 3D-Effekts doch recht schnell spürbar nachlässt. Einerseits ist es ermüdend, die 235 Gramm "schwere" Konsole immer im richtigen Winkel zu halten. Wie im 3D-Kino gewöhnt man sich auch an den Effekt und er ist schon bald nichts Außergewöhnliches mehr.

Vor allem Kinder, denen technische Finessen meist ziemlich egal sind, ziehen den stufenlosen 3D-Regler daher schnell auf den Nullpunkt. Schon allein deshalb ist die Sorge, die 3D-Spielerei könnte bei längerer Nutzung für Kinder schädlich sein, unbegründet. Im Selbstversuch konnte der Tester übrigens auch nach zwei Stunden kein Schwindelgefühl feststellen und hatte auch keine Probleme, mit seiner Umgebung zu kommunizieren.

Probleme bereiten dagegen Spielern mit großen Händen wie schon bei den Vorgänger-Konsolen die Schultertasten. Ohne auf die Dauer schmerzhafte Fingerakrobatik sind sie nicht zu bedienen.

"Pilotwings Resort" ist grafisch kein Überflieger, bietet aber einen wundervollen 3D-Effekt.

"Pilotwings Resort" ist grafisch kein Überflieger, bietet aber einen wundervollen 3D-Effekt.

(Foto: Nintendo)

Vermutlich wird das 3D-Vergnügen bei einigen der vielen angekündigten neuen Spiele deutlich größer sein. Wenn Entwickler die grafischen Möglichkeiten der auch in der Display-Auflösung (800 x 240 Pixel) stark verbesserten Konsole ausnutzen, ist mit dem 3DS weit mehr möglich, als die zur Zeit verfügbaren Spiele bieten. Doppelkern-Prozessor und Grafikchip sollen auch stark genug sein, um in naher Zukunft 3D-Filme abzuspielen. Übrigens ist der 3DS rückwärtskompatibel. Das heißt, er schluckt auch alte DS-Spiele.

Mal so richtig den Kopf wegballern

Ausgeschöpft sind auch bei weitem noch nicht die Möglichkeiten, die Augmented Reality (AR) 3DS-Spielern bietet. In der "erweiterten Realität" werden virtuelle Objekte und die reale Umgebung kombiniert. So scannt der 3DS über Motiv-Karten Figuren ein und fügt sie in die durch die hinteren Kameras erkannte Umgebung ein. So kann Nintendos Superstar Mario beispielsweise auf dem Wohnzimmersofa Platz nehmen. Das AR-Prinzip funktioniert auch mit Fotos, die mit der 2D-Frontkamera gemacht werden. Beim Spiel "Face Raiders" kann man so auf sein eigenes Gesicht ballern.

Scant man eine AR-Karte, zaubert der 3DS eine virtuelle Figur in die reale Umgebung.

Scant man eine AR-Karte, zaubert der 3DS eine virtuelle Figur in die reale Umgebung.

(Foto: Nintendo)

Das sind nette Spielchen, aber in Zukunft sollten gerade mit den Miis viel aufregendere AR-Anwendungen möglich sein. Apropos Mii: Wer eine Wii-Konsole hat, kann seine Miis von dort per WLAN auf den 3DS importieren. Mehr Spaß macht es aber, mit dem Mii-Maker neue Avatare zu machen. Am besten geht das, indem man Fotos von sich und seinen Freunden macht und die Software den Rest erledigen lässt.

Für die Kameras sollte übrigens genügend Licht vorhanden sein, um nicht in einen ungewollten Rauschzustand zu fallen. Im Freien gelingen dann trotz magerer 0,3 Megapixel auch recht passable 3D-Aufnahmen.

Zufallsbekanntschaften leicht gemacht

Der Nintendo 3DS ist außergewöhnlich kontaktfreudig. Im Standby-Modus verbindet sich das Gerät per StreetPass automatisch mit anderen 3DS-Konsolen, tauscht Miis oder ganze Profile und ficht sogar automatische Kämpfe aus. Selbstverständlich kann die StreetPass-Funktion auch deaktiviert werden. Inzwischen organisieren 3DS-Fans sogar schon StreetPass-Events.

Eine kleine, aber feine Neuerung ist der Home-Button, den auch viele Smartphone-Nutzer kennen. Er sitzt zusammen mit "Start" und "Select" zentral am unteren Rand des Touchscreens. Drückt man ihn, gelangt man zum Hauptmenü. Anwendungen, die gerade geöffnet sind, werden aber nicht beendet, sondern pausieren. Dadurch ist der 3DS ein echter Multitasker.

Spieler sollen sich bewegen

Neben den üblichen Lage- und Beschleunigungssensoren hat der 3DS auch ein Gyroskop an Bord und kann so alle Bewegungen des Nutzers registrieren. Das wird beispielsweise im "Aktivitätslog" genutzt, der - wie der Name schon sagt - alle Aktivitäten aufzeichnet. Damit erstellt das Gerät nicht nur alle möglichen Statistiken. Spieler können sich virtuelle Münzen verdienen, wenn sie mit eingeschaltetem Gerät spazieren. Mit diesen Credits können sie in Spielen oder der Mii-Lobby dann kleine Extras kaufen.

Fazit: Nintendos 3DS ist keine Revolution, sondern eine äußerst gelungene Evolution der DS-Serie. Er bietet viele neue, interessante Funktionen und soll in den kommenden Wochen vor allem noch weitere Online-Features dazubekommen. Das Schiebepad und die im Vergleich zum DSi deutlich höhere Auflösung sind neben der 3D-Funktion die größten Pluspunkte des neuen Portables. Neugierig darf man sein, wie gut neue 3D-Spiele und wie innovativ künftige AR-Anwendungen sein werden. Mit rund 235 Euro Straßenpreis ist der 3DS aber nicht gerade günstig. Und wer bisher viel Spaß mit seinem DSi hatte, kann ruhig noch etwas warten, bevor er in die dritte Dimension einsteigt.

Quelle: ntv.de

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