Technik

Suche nach Aliens und Arzneien Peer-to-Peer im Aufwind

Mit Hilfe von "Peer-to-Peer", dem Verteilen großer Rechenoperationen auf viele Computer, können sich private PCs an großen Aufgaben beteiligen. Nur ein Internet-Anschluss ist dazu notwendig. Vorreiter im "Verteilten Rechnen" war das SETI@home-Projekt zur Erforschung von möglichen Signalen außerirdischen Lebens.

"Peer-to-Peer" gilt unter Experten als besonders zukunftsträchtige Technik. Inzwischen buhlen eine ganze Reihe von Projekten unterschiedlichster Branchen um private Rechenleistung. Einige Firmen wollen damit sogar Geld verdienen.

Voraussetzung: Computer mit Internetzugang

Die Idee des privaten verteilten Rechnens beruht auf der Tatsache, dass bei einem durchschnittlichen Computer nur ein kleiner Teil der Leistung genutzt wird. Mindestens die Hälfte der Rechenkapazität liegt brach - und kann etwa gemeinnützigen Forschungszwecken dienen.

Das Prinzip des Parallel-Rechnens ist einfach: PC- und Macintosh-Besitzer müssen meist nur eine Software in Form eines Bildschirmschoners aus dem Internet herunterladen. Zusätzlich wird dem Computer eine Rechenaufgabe übermittelt. Wenn der Nutzer eine Pause macht, bearbeitet das Gerät dann diese Aufgabe. Ist der Computer online, werden fertige Ergebnisse an den Hauptrechner überspielt und neue Teilaufgaben abgeholt. Die normale Arbeit wird davon nicht beeinträchtigt. "Diese Methode eignet sich für große Rechenaufgaben, die viel Zeit haben und wenn wenig Geld da ist", sagt der Software-Experte Jörg Luther vom Online-Fachmagazin "tecCHANNEL".

Für große aufteilbare Rechenoperationen

In einem gigantischen Lauschangriff suchen etwa die Wissenschaftler des SETI-Programms bereits seit rund 40 Jahren nach Alien-Spuren. Als Wanze dienen Teleskope, die pro Sekunde Gigabytes an Radiosignalen aus dem All empfangen. Das Problem hierbei ist die immense Datenmenge - was Experten vor rund drei Jahren auf die Idee brachte, die Rechenleistung mit dem Projekt SETI@home auf private PCs weltweit zu verteilen.

Dazu muss die Rechenoperation problemlos in viele kleine Päckchen aufgeteilt werden können. Dies ist auch in der medizinischen Forschung möglich. So können freie Kapazitäten bei der Entwicklung neuer Krebs- und Aids-Medikamente helfen. Inzwischen arbeiten viele Hunderttausende privater Rechner unter anderem daran mit, bei dem Projekt "folding@home" Eiweißstrukturen zu ergründen und so nach Krebs hemmenden Wirkstoffen zu suchen.

Geld verdienen mit "Peer-to-Peer"?

Das US-Unternehmen Entropia möchte mit der Nutzung privater Rechenzeit Geld verdienen. Freie Kapazitäten - von Privatleuten kostenlos zur Verfügung gestellt - sollen nach eigenen Angaben sowohl für das gemeinnützige Forschungsprojekt "FightAids@home" als auch für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden - zu welchen Anteilen bleibt jedoch unklar.

Luther schätzt die Chancen, mit privatem verteilten Rechnen Geld zu verdienen, als sehr gering ein. Das sieht auch Oliver Diedrich von der Computerzeitschrift "c't" so: "Wenn es kommerziell wird, sollten die Unternehmen eine Gegenleistung anbieten."

Bei dem Projekt "money bee" analysieren inzwischen nach Angaben der Betreiber rund 15.000 private Computer Börsendaten. Als Belohnung für das private Engagement gibt es Aktienprognosen. Bei SETI reicht anscheinend die Aussicht auf einen möglichen Kontakt mit Außerirdischen für die enthusiastische Beteiligung von Technikfans - nach Angaben der Projektleitung sind inzwischen rund 3,5 Mio. Computer beteiligt.

Quelle: ntv.de

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