Technik

Maßgeschneiderte Apps für Galaxy-Serie Samsung buhlt um Entwickler

Samsung will nicht nur hippe Produkte herstellen, sondern auch mit exklusiven Apps punkten.

Samsung will nicht nur hippe Produkte herstellen, sondern auch mit exklusiven Apps punkten.

(Foto: Samsung)

Um seine Vormacht unter den Android-Herstellern zu festigen und ähnlich exklusiv wie Apple zu werden, hält Samsung seine erste große Entwicklerkonferenz ab. Ein Erfolg ist aber alles andere als vorprogrammiert.

Samsung organisiert seine erste globale Software-Entwicklerkonferenz in San Francisco. Das Ziel: Die Südkoreaner wollen endlich mit dem Erzrivalen Apple gleichziehen und von Hard- bis Software alles aus einer Hand anbieten.

Das selbstgesteckte Ziel ist nicht einfach zu erreichen, wie Samsung-Manager hinter vorgehaltener Hand selbst zugeben. Samsung avancierte zum Weltmarktführer, indem der Konzern sich immer wieder auf seine Kernkompetenz Elektronik konzentrierte. Vergangene Woche zahlte sich diese Strategie abermals aus. Der Nettogewinn schoss im dritten Quartal um mehr als ein Viertel auf rund 7,8 Milliarden US-Dollar nach oben.

Hard- und Softwarwe aus einer Hand

Aber in dem Maße, in dem Samsung seine Dominanz festigt, wollen die Südkoreaner ihren Kunden einen weiteren entscheidenden Grund für deren Markenloyalität liefern. Dazu sollen wie bei Apple eigene Hard- und Software erfolgreich miteinander verzahnt werden, was weltweit nur wenigen Konzernen gelingt. "Großartige Erlebnisse sind mit unseren Geräten nur möglich, wenn Hard- und Software nahtlos ineinander integriert sind", erklärt Samsung.

Das Unternehmen aus Suwon verfolgt seine neue Strategie zielstrebig. Mit Firmen aus dem Silicon Valley wie Twitter und dem File-Hosting-Dienstleister Dropbox schlossen die Südkoreaner Verträge. Durch die Partnerschaften will sich Samsung von Produkten der wachsenden Konkurrenz - insbesondere aus China - abheben. Auch Wettbewerber fertigen schicke Smartphones, die unter dem Betriebssystem Android von Google laufen.

Kooperation ist gut, Exklusivität ist besser

Durch Samsungs diesen Monat angekündigte Allianz mit Twitter wird die erste App speziell für Android-Tablets des Kurznachrichtendiensts zunächst exklusiv auf Note-Tablets der Asiaten vertrieben - noch vor der offiziellen Markteinführung. Die Twitter-App verfügt auch über Funktionen, die auf Samsungs eigene Technologie maßgeschneidert sind, zum Beispiel die Eingabe mit dem S-Pen-Stylus. Die Partnerschaft mit Dropbox begann im Vorjahr. Dadurch erhalten Samsungs High-End-Kunden Extra-Online-Speicherplatz. Bei der Entwicklerkonferenz in dieser Woche geht es aber um weit mehr als Kooperationen. Software-Entwickler sollen exklusiv für Samsung Apps programmieren.

Samsung steckt enorme Ressourcen in die Konferenz. Die Südkoreaner bezeichneten das Ereignis als "Brutstätte für Innovationen, was Software-Entwicklung angeht". Gleichzeitig werden zahlreiche Top-Manager aus Südkorea eingeflogen. "Wir wollen, dass die Entwickler von dieser Konferenz abreisen und sich dafür begeistern, das Ökosystem von Samsung zu erweitern", erklärt das Unternehmen. Mehr als 50 Treffen über technische Aspekte sind diese Woche angesetzt. Die Entwickler sollen Werkzeuge bekommen, um Samsung-spezifische Apps zu programmieren. Gleichzeitig werden - wie bei solchen Konferenzen üblich - große Reden gehalten.

Was bietet Samsung?

Doch die Entwicklerkonferenz wird das Ruder für Samsung nicht über Nacht herumreißen. Es bleibt offen, ob die hellsten Köpfe aus dem Silicon Valley sich dafür begeistern lassen, Apps zu entwickeln, die "mehr als nur Android" sind, wie Samsung in einem Blog vergangene Woche schrieb. Die Entwickler erreichen ein größeres Publikum mit Apps für Apples Betriebssystem iOS oder für Googles Play Store. Die Entwickler bräuchten eigentlich einen besonderen Anreiz, um Software ausschließlich für Samsung-Produkte zu entwickeln. Zwar ist Samsung klar die Nummer eins bei Smartphones, aber trotzdem erreicht ein Entwickler mit dieser Software bei weitem nicht jeden Nutzer. Die Skepsis wird dadurch genährt, dass Samsungs unternehmenseigene Funktionen wie die ChatON-Messaging-App bisher nicht den gewünschten Erfolg zeigen.

Bis jetzt entschied sich Samsung dafür, die meisten seiner Schlüssel-Softwareanwendungen unter eigener Regie zu fertigen. Dabei verzichtete man auf die Hilfe von Dritten und trat vielfach in Konkurrenz zu ihnen. Doch genau diese unabhängigen Programmierer werden jetzt umgarnt. Aus all diesen Gründen dürfte es Samsung schwer fallen, sein Ökosystem Nutzern und Programmierern schmackhaft zu machen. Microsoft und Blackberry strauchelten beide bei dem Versuch, Entwickler für das eigene Betriebssystem zu finden. Beide Unternehmen heuerten schließlich Tech-Experten mit Geld an - doch ohne durchschlagenden Erfolg.

Samsung antwortete nicht direkt auf die Nachfrage, ob den App-Entwicklern finanzielle Anreize gegeben würden. Man biete den Entwicklern viele Möglichkeiten, um innovative Apps auf den Markt zu bringen und sich Anerkennung zu verdienen, hieß es lapidar. Gleichzeitig verwiesen die Südkoreaner auf Entwickler-Wettbewerbe.

Samsung verriet nicht, wie viele Entwickler auf der Konferenz erwartet werden. Aber die Veranstaltung dürfte großen Zuspruch finden. Allein schon der Name Samsung und Neugierde über die Pläne der Südkoreaner machen ein volles Haus so gut wie sicher. Aber eventuell verfehlt der Konzern sein eigentliches Ziel. Der Hauptgrund, warum so viele Entwickler und andere Tech-Experten kämen, sei die Möglichkeit, mit Samsung-Managern direkt zu sprechen, meint Lars Fjeldsoe-Nielsen von Dropbox. Nur wenige wollten exklusiv für Samsung Software programmieren.

Quelle: ntv.de, dpa

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