Technik

Billig - aber sehr umständlich Telefonieren über das Internet

Wer mit dem eigenen PC ins weltweite Datennetz surfen will, braucht einen Telefonanschluss. Was liegt da näher, als gleich über das Internet zu telefonieren, zumal sich dabei die Kosten deutlich senken lassen?

Die preiswerte Alternative zum Telekom-Festnetz stößt bei Kunden derzeit auf reges Interesse. Das Prinzip ist einfach: Bei der "Voice over IP"-Telefonie - kurz VoIP - wird die Sprache digitalisiert und in Paketen über das Internet verschickt. IP steht für das Internet-Protokoll, das die Regeln für die technische Übertragung im weltweiten Netz enthält.

Dadurch passen viele Gespräche in einen einzelnen Kanal, was beim Telefonieren Bandbreite und Geld spart. Unterschiede zum Festnetz-Telefonat sind kaum feststellbar: "Meine Großmutter merkt im besten Fall gar nicht, dass sie mit mir übers Internet telefoniert", sagt Johannes Endres, Redakteur beim Fachmagazin "c't" aus Hannover.

"Mindestvoraussetzung ist ein normal aufgebauter PC mit USB-Port und DSL", sagt Günter Hofmann, Geschäftsführer beim Hersteller Plantronics in Hürth. Das Gespräch erfolgt bei dieser klassischen PC-Lösung über eine Einwahlsoftware, wie etwa Skype. Wie bei einem Instant Messenger erlaubt Skype Anrufe zu Freunden in einer Kontaktliste.

Es fallen nur die Online-Gebühren an. Wer jedoch hauptsächlich Ortsgespräche führt, kommt mit dem Telefonanschluss meist günstiger davon. Für Fern- und Auslandsgespräche sind Skype & Co. jedoch eine attraktive Alternative.

Johannes Endres weist auf eine Schwäche dieser Lösung hin: "Alle Teilnehmer müssen gleichzeitig online sein". Die Konversation über den PC erfolgt nämlich per Ohrbügel und Mikrofon - ein auf Dauer umständliches Unterfangen. Viele Teilnehmer scheuen sich davor, für jedes Gespräch umständlich den Rechner hochzufahren, die Sprechgarnitur anzulegen und die Lautsprecher auf Maximum zu drehen. Zudem ist die ständige Erreichbarkeit nicht garantiert.

Wer lieber ohne eingeschalteten PC plaudern will, benötigt ein kleines Zauberkästchen, wie die FRITZ!Box Fon vom Hersteller AVM in Berlin. Dieser Adapter verbindet Voice over IP, Festnetztelefonie und DSL-Zugang. Mit der Box kann der Kunde auch mit seinem alten Apparat telefonieren. Das Telefon wird dazu einfach in die Box eingestöpselt - ganz ohne PC. "Selbst Computerlaien können somit online telefonieren", sagt AVM-Produktmanager Joachim Töpel.

Es gibt auch richtige IP-Telefone. Sie sind laut Johannes Endres von "c't" zwar noch recht teuer, die Technik ist jedoch grundsätzlich beherrscht. Mit ihnen kann ein Teilnehmer jeden normalen Telefonanschluss anrufen - und umgekehrt.

Je schneller die Internet-Leitung ist, desto besser ist die Sprachqualität. Andreas Gauger, Vorstandssprecher des Anbieters 1&1 Internet AG in Montabaur, rät zu einem Breitband-Anschluss: "Nur in Kombination mit DSL ist die Sprachqualität für Telefonate befriedigend". Zur Installation eines DSL-Anschlusses sind lediglich kleine Erweiterungen der Hardware erforderlich.

"ISDN geht zwar auch, jedoch leidet darunter die Sprachqualität", sagt Günter Hofmann von Plantronics. Es sei denn, der Teilnehmer wendet einen kleinen Trick an: Mit Hilfe der Kanalbündelung lässt sich eine Bandbreite von 128 Kilobit pro Sekunde erreichen. Allerdings treten dabei auch höhere Kosten auf. Abzuraten ist von einer Modem-Verbindung: Über ein 56-Kilobit-Modem hört der Nutzer nur Wortfetzen. Wird auch ein Bild übertragen, bleibt dieses sogar oft mehrere Sekunden stehen oder ist bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.

"Sogar die vertraute Telefonnummer bleibt gleich", sagt 1&1-Sprecher Gauger. Allerdings seien über VoIP die Notrufnummern 110 und 112 nicht erreichbar, sagt Johannes Endres. Unklar sind auch noch die Telefonnummern für VoIP-Anschlüsse. Bisher bekommen Internet-Telefonierer die Nummern aus ihren Ortsnetzen, geplant ist die Vorwahl 032.

Vor dem Entschluss, auf die Internet-Telefonie mit herkömmlichen Telefon umzusteigen, sollten Kunden die Anbieter genau prüfen. "Bei einigen Dienstleistern ist man auf einen Internet-Provider festgelegt", sagt Endres. Der Profi empfiehlt Anbieter, bei denen Nutzer flexibel bleiben und je nach Online-Preis den Internet-Provider wechseln können.

Viele Kunden schielen vor allem auf die geringen Gebühren. "Gespräche mit anderen VoIP-Nutzern desselben Anbieters kosten nichts", sagt Endres. Der kleine Haken: Wer hat schon viele Bekannte, die übers Internet telefonieren? Doch der Preis von einem Cent pro Minute für deutschlandweite Festnetzgespräche, wie sie Freenet.de und 1&1 anbieten, kann sich sehen lassen. Auch bei manchen Auslandsverbindungen lohnt sich die neue Telefonie. Endres: "Wer beispielsweise für längere Zeit ins Ausland geht - als Au pair oder auf Montage - kann viel Geld sparen".

Quelle: ntv.de

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