Technik

Bilanz der Games Convention Veranstalter hochzufrieden

Bei den Verantwortlichen der Leipziger Games Convention (GC) und den Geschäftsführern des Verbandes der Unterhaltungssoftware Deutschland (VUD) herrschte eitel Sonnenschein: Als sich nach viertägiger Dauer die Pforten der Messe am Sonntag schlossen, waren die Ergebnisse der Vorjahrespremiere deutlich übertroffen: Kamen 2002 erst 80.000 Spielenthusiasten nach Leipzig, so waren es in diesem Jahr bereits 92.000.

Aber nicht nur für die Laien, auch für die Fachleute war die GC offenbar ein Pflichttermin: 6.000 und damit 15 Prozent mehr Fachbesucher zählte die Leipziger Messegesellschaft. 38 Welt-, 39 Europa- und 63 Deutschlandpremieren hatten die mehr als 200 Aussteller aus elf Ländern im Gepäck.

Branche im Höhenflug

Allein Nintendo, zum ersten Mal mit dabei, präsentierte 30 Neuheiten. "Die GC ist Europas wichtigstes und größtes Messe-Event im Gaming-Bereich", erklärte Deutschland-Geschäftsführer Axel Herr. Die Leipziger Veranstaltung sei als "Symbiose aus hochprofessionellem Handelsauftritt und perfektem Consumer-Event" einmalig in Europa.

Die Branche boomt. Im ersten Halbjahr 2003 konnte der Gesamtmarkt der Unterhaltungssoftware nach VUD-Angaben ein sattes Plus von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielen. Programme für den PC legten um 7,8 Prozent zu, während bei den Titeln für die Spielkonsolen sogar ein Zuwachs von 9,2 Prozent erzielt wurde.

Raubkopierer entziehen sich Dialog

Dennoch wird auch auf hohem Niveau gern geklagt: VUD-Geschäftsführer Hermann Achilles wurde nicht müde zu unterstreichen, dass auch die Anbieter von Computerspielen sowie Lern- und Informationssoftware unter der allgemeinen Wirtschaftsflaute leiden. Hinzu kommen die Verluste durch Raubkopierer: "Software-Piraten verursachen pro Jahr allein in Deutschland Schäden von über 300 Millionen Euro."

Doch der Versuch, in Leipzig in einen anonymen Meinungsaustausch mit den Raubkopierern einzutreten, schlug offensichtlich fehl. Die Litfasssäulen, auf denen die schwarzen Schafe unter den Spielern ihre Gründe für den Softwareklau hätten hinterlassen sollen, wurden in erster Linie für Grüße an andere Gamer genutzt.

Daddelei und Verkaufsgespräche

Während in den Hallen an allen Ecken und Enden gedaddelt wurde, was die Controller, Tastaturen, Mäuse, Joysticks und Gamepads hergaben, zogen sich zahlreiche Aussteller mit ihren Fachbesuchern in ruhigere Sitzecken zurück. "Das Konzept der GC ist exzellent", fasste der Geschäftsführer von Electronic Arts Entertainment seine Eindrücke zusammen. Für den Aussteller besonders wichtig: "Die Top-Geschäftsführer des Handels aus ganz Deutschland sind vor Ort."

Diese Einschätzung traf auch Odile Limpach von Ubi Soft. "Bei allen wichtigen Handelspartnern steht die Messe im Kalender, hier wird definitiv das Weihnachtsgeschäft gemacht", meinte sie.

Nokia vorgeprescht

Einen besonderen Schwerpunkt bildete das mobile Entertainment. Hier preschte vor allem Nokia mit der Präsentation seines "N-Gage" genannten Zwitters zwischen Mobiltelefon und Spielkonsole nach vorne. Erstmals auf der GC vertreten, zog Nokia positiv Bilanz: Die Besucherzahlen seien erfreulich gewesen, und mit den Fachbesuchern habe es viele intensive Gespräche gegeben, lautete das Fazit von Mads Winblad, dem Geschäftsführer von Nokia Mobile Phones.

Ihrem Anspruch als Messe für alle Altersgruppen versuchten die Leipziger mit dem neuen Ausstellungsbereich "GC Family" gerecht zu werden. "Sehr viele Eltern und Erzieher nahmen das Angebot an und stellten unzählige Fragen zum Umgang mit den neuen Medien", berichtete der Medienwissenschaftler Hartmut Warkus, Leiter des Zentrum für Medien und Kommunikation in Leipzig.

Alterskontrollen auch auf der Messe

Häufig gestellte Frage: Welche Programme und Spiele sind für Kinder und Jugendliche empfehlenswert? Antworten darauf gab es unter anderem bei der USK, der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle. Diese ist seit dem Inkrafttreten des neuen Jugendschutzgesetzes als offizielle Prüfstelle für Computer- und Konsolenspiele anerkannt und verleiht nach Altersklassen unterteilte Freigaben.

An diese Freigaben hatten sich auch die Aussteller der GC zu halten. Deshalb gab es in diesem Jahr eine weitere Neuerung: Die jungen und jugendlichen Besucher mussten sich farbige Armbändchen umbinden lassen. Dadurch sollte den Kontrolleuren auf den Ständen die Entscheidung vereinfacht werden, wer zu welchen Bereichen Zutritt erhielt. Und auf den Ständen wurden tatsächlich immer wieder Jugendliche an den Ecken zurückgewiesen, an denen Spiele ohne Jugendschutzfreigabe gezeigt wurden.

Ob die USK-Kennzeichnung aber ihren Zweck wirklich erfüllt, muss sich erst noch zeigen: Seit der offiziellen Übernahme als Prüfeinrichtung hat die USK nach eigenen Angaben weniger Spiele auf den Index gesetzt als zu der Zeit, als sie noch als Selbstkontrollorgan der Industrie tätig war.

Jörg Aberger, AP

Quelle: ntv.de

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