Technik

Zu sicher für die Emirate Warum Blackberry das Aus droht

Sicherer mobiler E-Mail-Verkehr - das macht den Blackberry bei Unternehmen bis heute besonders populär. Nun könnte gerade das ausgeklügelte Sicherheitskonzept dem Hersteller RIM zum Verhängnis werden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten wird das Smartphone bald zum simplen Handy.

Blackberrys sind beliebte Business-Handys, gerade weil sie als sicher gelten.

Blackberrys sind beliebte Business-Handys, gerade weil sie als sicher gelten.

Rückschlag für den Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM): Massive Sicherheitsbedenken könnten dem kanadischen Smartphone-Hersteller das Geschäft in neuen lukrativen Märkten verderben. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird die verschlüsselte Kommunikation über die Blackberrys ab Oktober verboten sein. Auch Indien erwägt ein Verbot aus Sicherheitsgründen. In Saudi-Arabien wurden zwei Netzbetreiber angewiesen, den Messaging-Dinest zu sperren. Nach Informationen des "Wall Street Journals" sehen China und Kuwait in der mobilen Kommunikation über die Blackberrys ebenfalls ein potenzielles Sicherheitsrisiko.

Im Ausland unerreichbar

Stein des Anstoßes ist ausgerechnet das ausgeklügelte Sicherheitskonzept des Unternehmens, das die Blackberrys in europäischen und amerikanischen Unternehmen so erfolgreich gemacht hat. Die Blackberrys sind vor allem für den Einsatz in Unternehmen populär, da sie sich leicht in die firmeninternen E-Mail-Systeme einbinden lassen und die Kommunikation als besonders abhörsicher gilt.

Die Emirate stoßen sich daran, dass die mobile Kommunikation über Messenger oder E-Mail bei den Blackberrys in verschlüsselter Form direkt an einen Server im Ausland übertragen wird. Da die Behörden auch bei begründetem Verdacht krimineller oder terroristischer Aktionen keinen Einblick in die Kommunikation haben, sei die "nationale Sicherheit" der Emirate bedroht, so die Telekommunikationsbehörde des Golfstaates. Vom 11. Oktober an sollen deshalb das Empfangen und Senden von E-Mails per Blackberry unmöglich sein. Aber auch das Surfen im Netz soll reguliert und der Messenger-Dienst gesperrt werden.

Gefahr für neue Märkte

Für die Blockade des Datenflusses müssten lediglich die Zugangsserver konfiguriert werden, sagt Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur der Computer-Magazins "c't". Der Datenverkehr werde dann direkt von den Mobilfunkprovidern geblockt. Von den Restriktionen werden auch Geschäftsreisende und Touristen betroffen sein. Und möglicherweise könnte diese Restriktion auch in Indien und China Schule machen.

"Das ist ein Reflex aus Angst vor Cyber-Sicherheit und E-Spionage, die jetzt auf mobile Telefone ausgeweitet wird", sagte Ron Deibert von der Universität in Toronto der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Solche Probleme dürfte der kanadische Hersteller allerdings künftig häufiger in Schwellenländern bekommen, schätzt der Wissenschaftler. Dabei legt RIM gerade in die neuen wachsenden Märkte große Hoffnung. Denn in den Heimatmärkten steht das Unternehmen unter massivem Druck in einem hart umkämpften Markt.

Zurückgestutzt auf Handy-Format

In den Vereinigten Arabischen Emiraten soll nun aus RIMs Smartphone ein ganz simples Handy werden. Das würde aber die Konkurrenzfähigkeit des kanadischen Herstellers aufs Spiel setzen, der auch hier mit Rivalen wie Apple und Nokia zu kämpfen hat. Es sei denn, der Blackberry-Hersteller findet noch zu einer Einigung mit der Behörde.

 

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, hatte sich RIM bislang geweigert, einen Proxy-Server in den Emiraten aufzustellen. Im vergangenen Monat habe das Unternehmen der Regierung allerdings Zugang zu 3000 der rund 500.000 Blackberry-Geräte im Land angeboten, so die Zeitung. Die Regierung habe das Angebot allerdings - vorerst - abgelehnt.

 

Damit befindet sich RIM allerdings auf einer heiklen Gratwanderung. Das Unternehmen stecke in einer Zwickmühle, sagt Kuri. Sollte RIM den Forderungen nachkommen, müsste es eigentlich sein Sicherheitskonzept aufgeben. Das wiederum würde sich auch auf die etablierten Märkte negativ auswirken. Denn damit könnte kein Unternehmen mehr davon ausgehen, dass seine vertrauliche mobile Kommunikation über die Blackberrys sicher ist. Reagiert RIM nicht, setzt der Smartphone-Hersteller lukrative neue Märkte aufs Spiel.

 

Die n-tv Blackberry App

Quelle: ntv.de, dpa

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