Technik

Pirate-Bay-Prozess Wasa-Erbe muss bluten

Trotz laufender Berufung will die schwedische Regierung 2,8 Millionen Euro Schadenersatz von den vier verurteilten Pirate-Bay-Macher eintreiben. Sorgen muss sich deshalb nur Carl Lundström machen – er ist ein Enkel der Knäckebrot-Firmengründers Karl Edvard Lundström.

Wie die schwedische Zeitung The Local berichtet, denkt die Vollzugsbehörde Kronofogden gar nicht daran, das Ergebnis der Berufung abzuwarten. Sie hat den Tauschbörsen-Betreibern Fredrik Neij, Gottfrid Svartholm Warg, Peter Sunde Kolmisoppi und Carl Lundström eine Zahlungsaufforderung über die erste fällige Rate in Höhe von 1,1 Millionen Euro zugestellt. Sollten die Vier nicht bezahlen, will die Behörde deren Konten pfänden lassen.

Nur Wasa-Enkel hat Geld

Drei der Verurteilten zerbrechen sich wegen der Zahlungsaufforderung nicht den Kopf, da sie über kein nennenswertes Vermögen verfügen. Laut Tageszeitung Dagens Nyheter hat Kolmisoppi den Zahlungsbefehl geschreddert und gesagt, dass er kein Geld habe.

Weniger lustig wird Carl Lundström das rigorose Vorgehen der Geldeintreiber sehen, da er der einzige ist, der etwas zu verlieren hat. Er ist der Erbe des Gründers der Knäckebrotfirma Wasa. Er soll Pirate Bay technisch und vor allem finanziell unterstützt haben. Sollte bei seinen drei "Kollegen" nichts zu holen sein, könnte es sein, dass er für die die 2,8 Millionen Euro alleine geradestehen muss.

Spendenattacke auf Anwalt

Unterdessen planen Sympatisanten der Pirate-Bay-Betreiber eine sehr fragwürdige Aktion: Der Klägeranwalt Peter Danowsky soll mit einer "Spendenattacke" geschädigt werden. Bei der Methode, die den Spitznamen "Distributed Denial of Dollars" (Ddo$) trägt, machen sich die Angreifer zunutze, dass über das Konto der Anwaltskanzlei nur 1000 Gratis-Transaktionen gemacht werden dürfen. Jede weitere kostet zwei schwedische Kronen (9 Cent). Die Pirate-Bay-Anhänger wollen je eine Krone überweisen, wodurch die Gratis-Kontobewegungen der Kanzlei schnell aufgebraucht wären. Danach wollen sie das Geld als Fehlüberweisung zurückbuchen, wodurch dem Anwalt erneut Kosten entstünden. Wie groß der finanzielle Schaden für Danowsky dadurch letztendlich sein wird, hängt von der Anzahl der Teilnehmer ab.

Laut Cnet gingen bereits erste Zahlungen auf das Kanzleikonto ein. Danowsky bleibe aber gelassen, berichtet das Online-Magazin. Da die Namen der Überweisenden auf den Zahlungsbelegen erkennbar seien, könne er gegen sie Anzeige wegen Belästigung erstatten.

Richter befangen?

Das Prozess-Spektakel wird vermutlich noch in eine weitere Runde gehen, da der Verteidigerantrag auf Berufung durchaus Aussichten auf Erfolg haben sollte: Die Anwälte führen an, dass der vorsitzende Richter aufgrund seiner Mitgliedschaft in mehreren Urheberrechtsverbänden befangen gewesen sei.

Quelle: ntv.de

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