Technik

Das Netz und seine Schatten World Wide Crime

Das Internet hält nicht nur Informationen aus allen Ecken der Welt parat, es bietet auch unbemerkte Nischen für kriminelle Handlungen. So wird vor allem die Anonymität des World Wide Web und die Möglichkeit ausgenutzt, illegale Transaktionen schnell und unkompliziert abwickeln zu können.

Tschechische Drogenhändler etwa arrangieren ihre Geschäfte online in Internetcafs oder über Mobiltelefone. Die Web-Sites von Kurierfirmen benutzen sie dann, um den Weg illegaler Pillen zu verfolgen. Amerikanische Dealer wiederum tauschen ihre Rezepte für Amphetamine in gesicherten Chat-Räumen aus.

Vorteile des Internets verkehren sich ins Gegenteil

Laut Jahresbericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB) der Vereinten Nationen sind dies nur einige Beispiele dafür, wie das Internet und andere neue Techniken von Verbrechern genutzt werden.

Weil sich die Nutzung des Internets alle sechs Monate verdopple und Ende vergangenen Jahres schon 700 Millionen Menschen online waren, seien größere Wachsamkeit und eine bessere internationale Zusammenarbeit gefordert. So solle verhindert werden, dass sich das Internet in ein weltweites Netz von Drogenhändlern verwandle, erklärte der Präsident des INCB, Professor Hamid Ghodse. Die Regierungen müssten Maßnahmen ergreifen, um die Gefahren zu begrenzen, welche die Globalisierung und neue Technologien im Kampf gegen die Drogen mit sich bringen. "Beim Internet besteht die ernste Gefahr, dass sich seine Vorteile ins Gegenteil verkehren, wenn es von Kriminellen zur Erzielung illegaler Profite missbraucht wird."

Neue Chancen für Drogenkriminalität

Der INCB befürchtet, dass vor allem Jugendliche durch Drogendealer im Cyberspace gefährdet sind. Der Rat appelliert an die Regierungen, die Öffentlichkeit - insbesondere Eltern und Lehrer - darauf aufmerksam zu machen, dass jugendliche Internet-Nutzer Informationen ausgesetzt sein könnten, die zum Drogenmissbrauch verleiten. Wenn der Kontakt "virtuell" erfolge, seien die Warnzeichen, die einen jungen Menschen in der realen Welt den Rückzug antreten ließen, kaum mehr wahrzunehmen.

Die Globalisierung der Wirtschaft liefere auch der Drogenkriminalität neue Chancen, erklärte der INCB. Die Zunahme des Handels und der steigende Umfang der Finanztransaktionen bieten Kriminellen bessere Deckung für illegale Warentransporte und für die Verschleierung der damit erzielten Profite.

So berichten etwa die chinesischen Behörden in Hongkong, dass es durch den E-Commerce schwieriger geworden sei, der Geldwäsche von Drogengeldern auf die Spur zu kommen. Mit Sorge betrachte der Rat auch die Zunahme virtueller Casinos. Sie könnten zur Geldwäsche verwendet werden und sich in dem ungeregelten Medium Internet sprunhaft vermehren.

Datenschutz hemmt Aufklärung

"Cybercrime", so warnt der Rat, sei leicht zu begehen, erfordere nur wenige Ressourcen und sei äußerst schwer aufzuspüren. Zur Aufdeckung und Verfolgung solcher Verbrechen bedürfe es einer verbesserten internationalen Zusammenarbeit. So sollten die Vereinten Nationen ein Übereinkommen über Datennetzkriminalität ausarbeiten. Auf nationaler Ebene sollten geeignete Gesetze gegen Drogenkriminalität im Cyberspace erlassen werden.

Zwar hätten inzwischen einige Polizeibehören Software entwickelt, um verdächtiger Kommunikation im Internet auf die Spur zu kommen, sie müssten bei deren Einsatz aber auch die Regeln zum Datenschutz beachten. "Die Bedenken, die Bürgerrechts- und Datenschutzgruppen hinsichtlich der Verletzung der Privatsphäre und Einschränkungen beim Recht der Meinungsfreiheit haben, sind ernst und müssen beachtet werden", fordert der Internationale Suchtstoffkontrollrat.

Quelle: ntv.de

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