Technik

Facebook weiß, was wir wollen Zuckerberg: Privatsphäre out

Facebook Connect.jpg

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg muss mit seinem Unternehmen Geld verdienen. Am einfachsten ginge dies über den Handel mit Nutzer-Daten.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat in einem Interview mit TechCrunch-Gründer Michael Arrington die radikalen Neuerungen der Privatspäre-Einstellungen seines sozialen Netzwerks  sehr eigenwillig verteidigt. Auf die Frage, warum in den Grundeinstellungen seit Anfang Dezember Name, Wohnort, Geschlecht, Profil-Bild, Freunde und alle abonnierten Seiten für jedermann sichtbar sind, antwortete er, dass Facebook lediglich mit der Zeit gehe.

Als er in seinem Studentenzimmer in Harvard das Netzwerk begann, habe man ihn gefragt, warum Leute überhaupt Informationen über sich ins Internet stellen sollten, sagte Zuckerberg. In den vergangenen fünf bis sechs Jahren habe sich diese Einstellung durch Blogging und andere Internetdienste gründlich geändert. "Die Leute haben sich nicht nur daran gewöhnt, mehr und unterschiedlichere Informationen zu veröffentlichen. Sie tun dies auch offener und lassen mehr Menschen daran teilnehmen." Das Sozialverhalten der Menschen habe sich im Laufe der Zeit entwickelt, begründete er. Facebook betrachte es als seine Aufgabe, diese Entwicklung nachzuvollziehen.

Mutiger Pionier?

Zuckerberg sieht Facebook gar als heldenhaftes Unternehmen, das sich den Zwängen allzu penibler AGBs zum Wohle des "Systems" entzieht. Während andere Firmen sich durch ihre Nutzungsbedingungen einzwängen ließen, schreite Facebook mit Pioniergeist voran. Die Privatsphäre-Einstellungen für 350 Millionen Nutzer zu ändern sei etwas, das sich nicht viele Unternehmen trauten, tönte Zuckerberg.

Als Zuckerberg die Änderungen in einem offenen Brief an die Facebook-Nutzer mitteilte, las sich das irgendwie anders. Von einem "effektiven Datenschutz" und "voller Kontrolle" über die Privatsphäre-Einstellungen war da die Rede. Dass die Grundeinstellungen automatisch auf "Hosen runter" geschaltet werden, stand da nicht.

Widerstand von Datenschützern

Datenschützer sind entsetzt. Der Bundesbeauftragte Peter Schaar nennt Facebooks neue Einstellungen "alles andere als datenschutzfreundlich". Ein versehentlicher Klick auf "Weiter" genüge, um auch ungewollt private Daten zu veröffentlichen. In den USA haben Datenschützer Facebook wegen der geänderten Grundeinstellungen sogar verklagt. Dem Unternehmen dürfe nicht erlaubt werden, die Privatsphäre-Einstellungen so drastisch herunterzuschrauben, sagt der Chef des Electronic Privacy Information Center (EPIC).

Die Nutzer, über die so viel gesprochen und geschrieben wird, haben den Braten schon gerochen. Es sei offensichtlich, dass Facebook in den Händen von Investoren sei, die viel Geld in das Unternehmen gesteckt haben und jetzt endlich Profit sehen wollten. Dafür müsse Facebook Nutzer-Daten verkaufen, heißt es in vielen Foren. Über die Konsequenzen sind sich die Nutzer allerdings nicht einig. Während es die einen als notwendiges Übel betrachten, verkünden andere den baldigen Untergang des Facebook-Imperiums, weil die Nutzer scharenweise abspringen würden.

Nutzer spielen mit

Passiert ist allerdings bisher wenig. Meldungen über einen bedrohlichen Mitgliederschwund bei Facebook gibt es nicht. Zum einen ist es für Facebook-Mitglieder vermutlich nicht so einfach, ein jahrelang aufgebautes Netzwerk aufzugeben. Andererseits gibt es sicher viele Nutzer, die versiert genug sind, die Grundeinstellungen anzupassen. Und nicht zuletzt dürfte es einem großen Teil der Facebooker schlicht egal sein, dass ihre privaten Daten öffentlich sind. Vielleicht wollen sie es ja auch.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen