Bremen

In bis zu 1200 Fällen könnten Flüchtlinge in Bremen unrechtmäßig Asyl erhalten haben. Das alarmiert nicht nur die Politik, sondern auch die Sicherheitsbehörden. Polizei und Verfassungsschutz sollen prüfen, ob islamistische Gefährder von den Entscheidungen profitierten.

Falsche Schulungszertifikate, stark abweichende Schutzquoten und Bestechungsgelder für Dolmetscher: Die Untersuchungen um die Vorfälle am Flüchtlingsamt in Bremen bringen immer mehr Schlampereien ans Licht.

Beim Skandal um das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht es längst nicht mehr nur um die frühere Bremer Außenstellenleiterin. Sondern auch um die Frage, wie Innenminister Seehofer mit der Affäre umgeht. Von Hubertus Volmer

• Bundespolizei ermittelt Untersuchungsgruppe in Bamf-Affäre wächst

Im Fall der Bremer Bamf-Affäre weiten sich die Ermittlungen aus. Nun soll auch die Bundespolizei eingebunden werden. Und innerhalb der großen Koalition wird der Ton zwischen den Generalsekretären von CSU und SPD rauher.

In der Bremer Außenstelle des Bamf sind die gut 50 Mitarbeiter von allen internen Prozessen praktisch abgeschnitten. Nun gilt es, den Arbeitstag sinnvoll zu gestalten. Zum Beispiel durch das Auffrischen der Computer-Kenntnisse.

In der Bamf-Affäre seien noch zu viele Fragen ungeklärt, sagt die Innenausschuss-Vorsitzende Andrea Lindholz. Die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses sieht sie skeptisch: Ein solches Gremium kläre nicht zügig auf, "sondern ist eine längerfristige Angelegenheit".

Der Schwung der deutschen Wirtschaft ebbt zum Jahresstart ab. Nur noch um schlappe 0,3 Prozent wächst das BIP. Der starke Euro ist den Export-Unternehmen ein Klotz am Bein - doch bessere Zeiten sind schon in Sicht.

Es ist viel zu tun, aber alles wird gut - das war lange Zeit die Botschaft der Bundesregierung, wenn es um Arbeitsbelastung und mögliche Fehler beim Flüchtlingsamt ging. Damit ist jetzt Schluss. Nun geht Innenminister Seehofer in die Offensive.

• Seehofer verbietet Asylurteile Bremer Bamf-Außenstelle an der Leine

Jahrelang sind in der Bremer Bamf-Außenstelle wohl zu Unrecht Asylanträge positiv beschieden worden. Inzwischen ist daraus eine veritable Politik-Affäre geworden. Nun greift das Innenministerium durch. Die Behörde darf keine Asylentscheidungen mehr treffen.

Die Nürnberger Zentrale des Flüchtlingsbundesamtes weiß offenbar schon länger vom möglichen Asylmissbrauch in der Bremer Außenstelle. Ein leitender Beamter ordnet daraufhin die Prüfung der Fälle an - allerdings "geräuschlos" und nicht "bis ins Detail".