Grüne und Linke wollen, dass dem Atomausstieg jetzt der Kohleausstieg folgt. Sie schlagen konkrete Maßnahmen für den Exit vor. Die Bundesregierung hört sich die Vorschläge nur widerwillig an. Von Issio Ehrich
Die heftigen Proteste der Anwohner bleiben ungehört: Die rote-rote Regierung in Brandenburg beschließt die Erweiterung des Braunkohltagebaus Welzow-Süd in der Lausitz. Nun verlieren Hunderte Menschen ihr Zuhause.
Nach dem beschlossenen Atomausstieg will Deutschland seine Energiequellen umstellen. Doch im Schatten der Ökostrom-Debatte behauptet sich die Braunkohle. Grund sind moderne Kraftwerke und der CO2-Handel. Deutschland: Weltmeister der Braunkohle.
Rohstoffe werden knapper und teurer. Darunter leidet die deutsche Industrie. Die ausreichende Versorgung könnte zum Problem werden. Die Rohstoffe machen den größten Teil der Importausgaben aus. Abhilfe könnte beispielsweise Recycling leisten.
Derzeit sind etliche Unternehmen von der EEG-Umlage befreit. Das Umweltministerium fordert offenbar jedoch, Rabatte für stromintensive Industrien zu streichen. Diese belaufen sich auf rund fünf Milliarden Euro. Allerdings dementiert der Bund das Vorhaben.
Polen blockiert den Fortschritt der EU beim Ausbau der Klimaziele. Das Land bangt um seine Kohleindustrie. Umweltminister Altmaier geht auf das Dilemma auf der UN-Klimakonferenz nur indirekt ein. Umweltorganisationen sind enttäuscht.
Von den steigenden Öl- und Gaspreisen und dem Atomausstieg in Deutschland profitiert vor allem die Kohleindustrie. Der Klimaforscher Edenhofer warnt vor der größten "Kohlerenaissance der Industriegeschichte" weltweit. Der Energiekonzern RWE hält neue Kohlekraftwerke für unverzichtbar bei der Energiewende.
CO2 trägt zur Erderwärmung bei – warum wird das Gas dann nicht eingefangen, und unter Tage endgelagert? Ganz einfach: Grund ist das bestehenden Wirtschaftssystem.
Um Privatanleger an den positiven Zukunftsaussichten der Kohleindustrie teilhaben lassen zu können entwickelte ABN Amro den World Coal-Index, der von Standard & Poors berechnet wird.
Grüne und Linke wollen, dass dem Atomausstieg jetzt der Kohleausstieg folgt. Sie schlagen konkrete Maßnahmen für den Exit vor. Die Bundesregierung hört sich die Vorschläge nur widerwillig an. Von Issio Ehrich