Reykjavik

Die Bürgerproteste auf Island gegen massive Folgen der Finanzkrise werden militanter. Erstmals dringen rund 100 Demonstranten in das Gebäude der Zentralbank in Reykjavik ein. Sie verlangen den Rücktritt von Nationalbankchef Oddsson. Ministerpräsident Haarde nennt die finanzielle und wirtschaftliche Lage Islands in einer Erklärung "sehr ernst".

Das Ausbleiben von Krediten an Island zur Rettung vor einem Staatsbankrott setzt die politische Führung in Reykjavik immer massiver unter Druck. Nach einem Medienbericht soll sich Staatspräsident Grmsson vor Botschaftern im Zorn sogar für eine Einladung an Russland zur Nutzung des früheren US-Militärstützpunkts Keflavik ausgesprochen haben.

Infolge der Finanzkrise steigt die Zahl der Arbeitslosen in Island rasant an. Die Arbeitsbehörde in Reykjavik rechnet damit, dass die Erwerbslosenquote bis Ende Januar auf bis zu sieben Prozent ansteigen könnte.

Der vom Bankrott bedrohte Inselstaat Island bittet in Brüssel um Kredit. Obwohl Island kein EU-Mitglied, geht man in Reykjavik davon aus, dass das Hilfspaket auch einigen ausgewählten Nachbarländern offensteht.

Deutsche Sparer der isländischen Kaupthing-Bank wollen womöglich nach Reykjavik reisen, um dort ihr Geld einzufordern. Anwalt Segelken, der die Interessengemeinschaft deutscher Kaupthing-Sparer vertritt, will einem Zeitungsbericht zufolge seinen Mandanten vorschlagen, über diesen Schritt nachzudenken. Am Wochenende wollen sie beraten, wie sie an ihre eingefrorenen Konten kommen.

Um eine mögliche Staatspleite zu vermeiden, bittet Islands Regierung den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe. Die Börse in Reykjavik blieb auch am Montag weiter komplett geschlossen.

Islands Regierung will per Notstandsgesetz den Zusammenbruch des Bankensystems verhindern. Die drei großen Banken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir sollen "an die neue Lage angepasst werden".

Islands stark angeschlagene drittgrößte Bank Glitnir wird mehrheitlich verstaatlicht. Für umgerechnet 600 Mio. Euro übernimmt Reykjavik 75 Prozent der Anteile. Glitnir versichert, alle Einlagen seien gesichert.

Wegen der hohen Treibstoffpreise will die isländische Fluggesellschaft Icelandair 20 Prozent der insgesamt 1230 Stellen streichen. Wie das Unternehmen mitteilte, sollen im Herbst 240 Beschäftigte ihre Kündigung erhalten. Gestrichen wird auch die geplante ganzjährige Direktverbindung zwischen Berlin und Reykjavik.

Der frühere Schachweltmeister Bobby Fischer ist im Alter von 64 Jahren auf Island gestorben. Fischer galt als Schach-Wunderkind und war von 1972 bis 1975 Weltmeister, nachdem er in Reykjavik bei einem legendären Titelkampf den russischen Weltmeister Boris Spasskij entthront hatte.