Nicht nur in der Gesundheitsbranche 96 Berufsgruppen fehlt es an Fachkräften
12.07.2015, 15:30 Uhr
Deutschland braucht mehr Mechatroniker. Thai Minh Nguyen und Oanh Ngo To aus Vietnam starteten in Chemnitz eine entsprechend Ausbildung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Dass es Deutschland an Fachkräften mangelt, ist nichts Neues. Eine Studie aber findet nun heraus, welche Branchen davon am stärksten betroffen sind. Vorschläge zur Linderung des Problems liefert sie gleich mit.
Vom Fachkräftemangel in Deutschland sind laut einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft 96 Berufsgruppen betroffen. Besonders in der Gesundheitsbranche fehlen demnach qualifizierte Arbeitskräfte. Das berichtet die "Welt am Sonntag", der die Studie vorliegt. Sie untersucht den Zeitraum zwischen August 2011 und April 2015.
Laut IW fehlen vor allem in drei Bereichen Fachkräfte: in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen (zu denen Mechatroniker und Zerspanungsmechaniker gehören), in klassischen Handwerksberufen (wie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) und in Gesundheitsberufen wie der Alten- und Krankenpflege. 20 Berufe dieser Branche sind betroffen - in ihnen arbeiten überwiegend Frauen.
Zu wenig Vollzeitstellen
Linderung könnte laut IW die Umwandlung von Teilzeit- in Vollzeitstellen bringen, "wenn die Infrastruktur zur Kinderbetreuung weiter ausgebaut würde". So arbeiten laut der Studie von den knapp über fünf Millionen Beschäftigten in Engpassberufen rund eine Million in Teilzeit, davon allein 670.000 im Gesundheitssektor. Auch könnte mehr Offenheit bei der Berufswahl helfen.
"Leider ist die Berufswahl junger Menschen immer noch zu stark von geschlechtertypischen Rollenmustern geprägt", sagte Studienautor Sebastian Bußmann. "Mit dem Durchbrechen dieser Muster könnten Fachkräfteengpässe gelindert werden." Denn angesichts der schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung wird sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen, wenn auch nicht in allen Branchen und Regionen.
Nach früheren Prognosen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter ohne Zuwanderung von heute rund 45 Millionen auf etwa 37,5 Millionen im Jahr 2030 und 29 Millionen im Jahr 2050 sinken. Wie groß die daraus resultierende Lücke bei den Arbeitskräften ausfallen wird, hängt aber laut IAB von vielen Faktoren ab, etwa von der Höhe der Zuwanderung, der Erwerbstätigkeit von Frauen und der Beschäftigung Älterer.
Quelle: ntv.de, asc/dpa