Gewerkschaften kündigen Streiks an Air France bereitet Stellenabbau vor
02.10.2015, 17:42 Uhr
Vom Jobabbau könnten 700 Flugbegleiter und 1900 Mitarbeiter am Boden betroffen sein.
(Foto: REUTERS)
Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Air-France-Führung scheitern. Arbeitnehmervertretern zufolge könnten fast 3000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Der Chef der Fluggesellschaft bestätigt immerhin, dass drastische Maßnahmen geplant sind.
Bei der Fluggesellschaft Air France-KLM könnten in den kommenden beiden Jahren nach Gewerkschaftsangaben 2900 Arbeitsplätze gestrichen werden. In den Jahren 2016 und 2017 könnten die Stellen für 300 Piloten, 700 Flugbegleiter und 1900 Mitarbeiter am Boden gekürzt werden, sagte ein Gewerkschaftsvertreter.
Erstmals in der Geschichte der einst staatlichen Fluggesellschaft Air France setze das Management nicht nur auf das freiwillige Ausscheiden von Mitarbeitern, sondern schließe auch Entlassungen nicht aus. Neben Stellenkürzungen sei auch vorgesehen, 14 Langstreckenflieger aus dem Verkehr zu ziehen und einige Langstreckenverbindungen zu streichen.
Das Unternehmen wollte die Zahlen nicht bestätigen. Eine Quelle aus dem Verwaltungsrat sagte demnach, diese Zahl sei von der Unternehmensführung als Schätzung dafür genannt worden, wie viele Mitarbeiter Air France im Jahr 2017 zu viel haben wird. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Verhandlungen gescheitert
Details sollen am Montag dem Konzernbetriebsrat vorgelegt, hieß es. Der Chef des Mutterkonzerns Air France-KLM, Alexandre de Juniac, sagte indes dem Radiosender Europe 1, es werde leider einen Plan zum deutlichen Stellenabbau geben. Auch die Flugzeugflotte und das Flugangebot der französischen Konzernsparte Air France sollen in den kommenden beiden Jahren schrumpfen.
Laut de Juniac sollen möglichst viele Stellen über freiwillige Vereinbarungen abgebaut werden. "Falls nötig" werde es aber auch Kündigungen geben. Am Donnerstag waren Verhandlungen mit Gewerkschaftsvertretern gescheitert. Die Konzernspitze wollte die Gehälter einfrieren und die Produktivität durch Mehrarbeit erhöhen, konnte sich gegen die Verhandlungsführer der Piloten aber nicht durchsetzen. Die Fluggesellschaft will mit den Kürzungen ihre seit 2011 andauernde Verlustserie beenden. Nun denkt die Konzernspitze darüber nach, wie tief die Einschnitte ausfallen sollen.
Streiks ab Montag
Mehrere Gewerkschaften riefen für den kommenden Montag zu Streiks auf, das Unternehmen rechnet aber nicht mit allzu großen Störungen. Die Passagiere würden von Samstag an über die Entwicklungen informiert. Vor gut einem Jahr hatten die Air-France-Piloten den Flugbetrieb aus Protest gegen den geplanten Ausbau der Billigtochter Transavia für zwei Wochen lahmgelegt.
"Wir sind heute nicht wettbewerbsfähig genug", begründete de Juniac seine harte Haltung. Neuen Verhandlungen erteilte er zunächst eine Absage. Falls Gewerkschaften in den kommenden Wochen neue Vorschläge und eine "echte Gesprächsbereitschaft" vorlegten, sei die Tür aber nicht geschlossen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP