Wirtschaft

Brutale Gewinneinbrüche Ära der Selbstzufriedenheit bei Deutschlands Autobauern muss enden

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Wohin geht die Reise?

Wohin geht die Reise?

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Die deutschen Autohersteller stecken in der Krise. Die Gewinneinbrüche in Milliardenhöhe sind das Ergebnis hausgemachter Probleme, neuer Technologien, starker Konkurrenz und politischer Störfeuer. Dennoch: Totgesagte leben länger.

Bei Flaute ist das Navigieren einfach. Mut und Entschlossenheit zeigen sich erst im Sturm. Das gilt für die Kommandobrücken großer Tanker sowie für die Führungsetagen der von Erfolg verwöhnten deutschen Autokonzerne. Seit Längerem schlagen den Managern immer höhere Wellen entgegen und spülen die über Jahrzehnte zur Selbstverständlichkeit gewordenen Rekordgewinne weg. Einbußen in Milliardenhöhe sorgen in immer kürzeren Abständen für Aufsehen - manche Beobachter ziehen Parallelen mit Detroit und dem symbolträchtigen Niedergang der amerikanischen Autoindustrie.

Von wegen! So schlimm ist es noch lange nicht. Zugegeben: Die Herausforderungen sind riesig. Der Mix aus hausgemachten Problemen, wegbrechendem China-Geschäft, elektrischen Antrieben und der sich aufspaltenden Globalisierung - flankiert von den noch immer nicht verlässlich geklärten US-Zöllen - setzt den Unternehmen gehörig zu. All das wird sicherlich zu einem "neuen Normal" führen. Aber eben nicht zum Aus.

Es geht eine Ära zu Ende, die von Selbstzufriedenheit, konservativem Management und einer fatalen Unterschätzung der globalen Entwicklung geprägt war. Während Wettbewerber aus den USA und China längst mit voller Kraft auf Elektromobilität, Digitalisierung und innovative Geschäftsmodelle setzen, schienen die deutschen Giganten in ihrem Erfolg der Vergangenheit gefangen.

In den Chefetagen wurden die Zeichen der Zeit zu lange übersehen - sei es bei der Digitalisierung der Fahrzeugsoftware, bei der Entwicklung wettbewerbsfähiger Elektroautos oder beim Aufbau globaler, zukunftssicherer Produktionsketten. Dieses Zögern und Abwarten, gepaart mit der Angst vor Risiken, hat dazu geführt, dass Volkswagen, Mercedes und BMW heute auf holprigem Terrain stehen. Wenngleich auf verschiedenen Niveaus.

Am Wendepunkt

Die Ursachen sind so global wie komplex. Vor allem der ehemalige Hoffnungsträger China ist nicht länger der Absatz-Booster vergangener Jahre. Der dortige Automarkt wächst zwar, es tobt aber ein gnadenloser Preiskampf - bei dem heimische Konzerne wie BYD und Geely mit Innovationskraft, E-Mobilität und digitalen Features punkten. Der Anteil von Elektrofahrzeugen liegt bei Neuwagen in China inzwischen deutlich über 40 Prozent. Viele davon sind günstiger, vernetzter und attraktiver für chinesische Kunden als Konkurrenzprodukte "made in Germany". In vielen Segmenten schrumpft der Markt für deutsche Premiummodelle rasant. Luxussteuern und Patriotismus forcieren das.

Donald Trump sorgt zusätzlich für Ärger. Noch immer steht nicht verlässlich fest, welche Einfuhrzölle auf EU-Autos beim Export in die USA drohen. Selbst die 15 Prozent, die aktuell im Raum stehen, bedeuten für deutsche Hersteller einen Milliardenschaden. Produktionsverlagerungen und der Wegfall von Arbeitsplätzen in Deutschland drohen.

Ist das jetzt das Ende der so vom Erfolg verwöhnten deutschen Autobranche? Nein. Wir sehen aktuell einen Wendepunkt. Nun entscheidet sich, wie viel Substanz, Mut und Innovationskraft Deutschlands Autoindustrie wirklich hat.

Große Tanker brauchen Zeit, um ihren Kurs zu ändern. Aber sie können es.

Quelle: ntv.de

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