Wirtschaft

Nur jeder Zehnte ist untergekommen Bochums Opelaner suchen neue Jobs

Die Jobsuche in der strukturschwachen Region ist schwierig.

Die Jobsuche in der strukturschwachen Region ist schwierig.

(Foto: picture alliance / dpa)

Neun Monate nach der Schließung ist vom Opel-Werk in Bochum nur Bauschutt übrig. Für die meisten der 3300 Ex-Mitarbeiter ist das Kapitel damit aber längst nicht beendet.

20 Jahre und länger waren die meisten Opelaner in Bochum bei dem Autobauer beschäftigt. Nach der Schließung des Standortes vor neun Monaten suchen die meisten von ihnen immer noch nach einem neuen Job - nur wenige haben ihn bisher gefunden. Lediglich etwa 250 seien über eine von Opel mitfinanzierte Transfergesellschaft in neue Stellen vermittelt worden, sagt die Bochum-Herner IG Metall-Chefin Eva Kerkemeier. Davon seien mehr als 100 Mitarbeiter in Einarbeitungsqualifizierungen, bei denen die dauerhafte Übernahme noch nicht feststehe. Rund 15 Mitarbeiter leisteten Praktika. 

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Die wenigen dauerhaften Stellen hätten Ex-Opelaner teils bei der Bahn, bei den städtischen Verkehrsbetrieben oder bei der Feuerwehr gefunden. Andere seien zu mittelständischen Unternehmen der Region gewechselt. Einige wenige hätten sich mit autonahen Dienstleistungen selbstständig gemacht. "Insgesamt ist das nur ein erster Schritt", sagt Kerkemeier.

Die Transfergesellschaft habe bereits fast 1000 Weiterbildungskurse angeboten, sagt sie weiter. So hätten 174 Opelaner Kurse mit Prüfung als Gabelstaplerfahrer absolviert. 82 Beschäftigte hätten einen Busführerschein erworben. Weiterbildungen gebe es für die Bedienung von CNC-Maschinen oder als Prüfer in der Qualitätssicherung.

Mancher ist auch selber schuld

Fast alle Opelaner haben bis zum Ablauf ihrer Kündigungsfrist - vielfach Ende Juli - das volle Opel-Gehalt bekommen. Manche hätten deshalb bisher gezögert, schnell einen neuen, oft schlechter bezahlten Job anzutreten, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Die Mitarbeiter bekommen nun 80 Prozent des letzten Nettogehaltes, im zweiten Jahr in der Transfergesellschaft sinkt das Gehalt weiter. 

Von den 3300 Opelanern, die zuletzt im Bochumer Werk arbeiteten, nahmen nach Angaben eines Sprechers etwa 200 das Angebot an, nach der Schließung an andere Opel-Standorte zu wechseln. Weitere rund 300 übernahm das zentrale Opel-Ersatzteillager in Bochum. Andere Beschäftigte fanden frühzeitig neue Jobs, teils auch bei anderen Autoherstellern.

Insgesamt werden jetzt noch gut 2600 Menschen von der vom TÜV Nord betriebenen Jobbörse beraten und weitergebildet. Davon nehmen etwa 750 ältere Beschäftigte ab 55 Jahren ein Vorruhestandsprogramm in Anspruch. Für die übrigen will die Transfergesellschaft dauerhaft neue Stellen finden. Opel hatte bei der Werksschließung einen Sozialtarifvertrag mit der Gewerkschaft abgeschlossen, der nach IG Metall-Angaben ein Gesamtvolumen von gut 550 Millionen Euro hat. Das Geld fließt unter anderem in die zweijährige Jobbörse und in Abfindungen zum Ausgleich von Gehaltseinbußen in neuen Stellen.

Am Dienstag hatte das Europäische Parlament mitgeteilt, dass die EU für die Jobsuche der ehemaligen Opel-Beschäftigten knapp sieben Millionen Euro bereitstellen wolle. Das Fördergeld ist für Weiterbildungskurse der Transfergesellschaft bei Opel gedacht. Rat und EU-Parlament müssen der Unterstützung noch zustimmen.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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