Coba-Chef kündigt Dividende an Bund blockiert Bonus-Pläne
30.04.2015, 17:22 Uhr
Für Martin Blessing war es diesmal eine entspanntere Hauptversammlung.
(Foto: REUTERS)
Die Commerzbank kann den Bonus-Deckel für Top-Mitarbeiter nicht wie geplant anheben. Das Vorhaben, die Obergrenze für Sonderzahlungen von 100 auf 200 Prozent des Grundgehalts zu verdoppeln, scheiterte bei der Hauptversammlung.
Investmentbanker und andere Manager der Commerzbank können ihr Jahresgehalt durch Boni künftig maximal verdoppeln. Der Bund als größter Commerzbank-Aktionär blockierte auf der Hauptversammlung in Frankfurt den Plan der Bank, Leistungszulagen für die gut 200 Führungskräfte unterhalb des Vorstands zu zahlen, die bis zum Doppelten des fixen Gehalts reichen können.
Vorstandschef Martin Blessing machte aber klar, dass die Banker deswegen nicht mit großen Einbußen zu rechnen hätten. Dann stiegen eben die Grundgehälter, das Risiko trage in schlechten Zeiten die Bank. Boni von bis zu 140 Prozent für den Commerzbank-Vorstand winkten die Aktionäre - einschließlich des Bundes - dagegen durch.
Für die Commerzbank-Aktionäre hatte Blessing gute Nachrichten: Sie dürfen für das laufende Jahr - zum ersten Mal seit 2007 - auf eine Dividende hoffen. "Wir planen, für das Jahr 2015 wieder eine Dividende auszuschütten. Das ist unser Anspruch", sagte Blessing. "Ob es am Ende des Jahres reichen wird, müssen wir abwarten." Vor acht Jahren - vor der Übernahme der Dresdner Bank - hatte die Commerzbank zuletzt einen Euro je Aktie gezahlt. Für 2015 erwarten Analysten zwischen 16 und 20 Cent.
Aktionäre hatten weniger zu meckern
Die Atmosphäre auf der Hauptversammlung war weit weniger hitzig als in den Jahren nach der Finanzkrise. Hatten Kleinaktionäre regelmäßig bis in Abendstunden mit den Managern abgerechnet, endete das Treffen diesmal schon nach sechs Stunden. "Ich muss zugeben, dass die Restrukturierung der Bank langsam, aber sicher zu greifen beginnt", sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Bei den Bonusregelungen waren sich die Aktionäre dagegen uneins. Die Aktionärsvereinigung SdK lehnte sie ab, Nieding sprach sich für die Neuregelung aus: "Im Gegensatz zu anderen Banken sind die Boni bei unserer Bank nicht überzogen. Aber die Commerzbank ist keine normale Bank. Sie ist eine politische Bank."
Letztlich fielen die Bonusregeln durch. Nur 65 Prozent der Aktionäre stimmten dafür. 75 Prozent hätte die Bank gebraucht, um die geltende Obergrenze auszuhebeln. Ohne die Zustimmung der Aktionäre sind Boni in der Europäischen Union auf die Höhe des Fixgehalts gedeckelt. Den Ausschlag gab die Bundesregierung, die ihr Veto mit einem Stimmrechtsanteil von 17 Prozent durchsetzen konnte, weil weniger als die Hälfte der Commerzbank-Aktionäre auf der Hauptversammlung vertreten waren. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller nannte es "ein erfreuliches Ergebnis", dass fast alle Anteilseigner außer dem Bund dem Vorschlag zugestimmt hätten.
"Das wäre die ökonomisch richtige Entscheidung", bedauerte Blessing. Im Vergleich zu anderen Banken sei die Commerzbank bei den Boni "mit viel Augenmaß unterwegs". Im Durchschnitt bekämen die Commerzbanker ohnehin deutlich weniger als Boni als Gehalt. Die gesonderte Regelung für die Vorstandsmitglieder - die auch vom Bund unterstützt wurde - bedeute sogar eine Kürzung der maximalen Zulagen, sagte Müller. Vorstandschef Blessing hatte für 2014 zum ersten Mal seit der Teilverstaatlichung der Bank einen Bonus kassiert und war mit 2,06 Millionen Euro nicht mehr der am schlechtesten verdienende Chef eines der 30 Dax -Unternehmen.
Nein zur Postbank
Spekulationen über eine Übernahme der Postbank erteilte Blessing vor den Aktionären eine Absage: Die Deutsche Bank wolle die Filialtochter erklärtermaßen an die Börse bringen. "Ich möchte jetzt nicht bei der Deutschen Bank anrufen, um (...) ein Angebot abzugeben", sagte Blessing.
Von den angekündigten Filialschließungen bei der Deutschen Bank betroffene Kunden seien dagegen bei der Commerzbank willkommen. "Denn wir wollen wachsen", sagte der Vorstandschef.
Quelle: ntv.de, wne/rts