Wirtschaft

Dubioser Verkauf von Frankfurt-Hahn Chinesen halten an Flughafen-Deal fest

Ist der Flughafen-Verkauf nichts weiter als eine "Luftnummer"?

Ist der Flughafen-Verkauf nichts weiter als eine "Luftnummer"?

(Foto: dpa)

Während sich die Indizien dafür mehren, dass Rheinland-Pfalz bei der Privatisierung des Regionalflughafens Hahn auf Betrüger hereingefallen ist, will der angebliche Investor von Solvenzproblemen nichts wissen. Man sei eine "Macht in der Bauindustrie".

Die chinesische Shanghai Yiqian Trading Company (SYT), die Anfang Juni den Zuschlag für den Kauf des Flughafens Hahn erhalten hat, ist weiterhin fest vom Abschluss des Geschäfts überzeugt. "Der Kaufprozess ist zu 70 bis 80 Prozent abgeschlossen", sagte Projektmanager Kyle Wang der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Er und seine Mitstreiter hätten allerdings nicht erwartet, dass der Kauf so stark ins Zentrum "der öffentlichen Meinung in Deutschland" geraten würde. Der asiatische Konzern, der hinter dem Investmentvehikel stehe, sei solvent und eine Macht in der Bauindustrie.

Bei Erdräumarbeiten setze man bei einem einzigen Projekt schon mal "bis zu 200.000 Mitarbeiter" ein, so der SYT-Vertreter. Branchenkenner halten diese Größenordnung allerdings für unrealistisch. Genauere Angaben über die Firmengruppe und ihre Eigentümer machte Wang nicht. Besonders dubios: Hinter der Firmenadresse in Shanghai verbirgt sich nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur ein 30 Quadratmeter großes Büro mit drei Mitarbeitern - und selbst die arbeiten nicht für SYT, sondern für eine kleine Exportfirma. Mit dem angeblichen Großkonzern teile man nur das Büro und die Miete.

Auch aus Kreisen der deutschen Wirtschaft in Shanghai verlautete, man habe noch nie von den chinesischen Käufern gehört. Der Flughafen-Verkauf wirke wie eine "Luftnummer". Weil sich der Deal zunehmend als Debakel erweist, geraten die Landesregierung in Rheinland-Pfalz und Malu Dreyer immer mehr unter Druck. In einer Sondersitzung im Mainzer Landtag soll in einer Woche das "Scheitern des Hahn-Verkaufs und [die] Verantwortung der Ministerpräsidentin" thematisiert werden, wie es hieß.

Erste Rücktrittsforderungen

Der CDU-Europaabgeordnete Werner Langen sagte der FAZ unterdessen, ein Rücktritt des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz sei "überfällig". Er sei "ein sozialistischer Minister, der kein Verhältnis zu privatem und öffentlichem Eigentum" habe. Lewentz hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sich eine vereinbarte Zahlung verzögert habe. Der Investor habe dies mit einer nicht vorliegenden Genehmigung der chinesischen Regierung begründet.

Die Landesregierung habe der Firma laut Lewentz daraufhin eine Frist gesetzt, um die Gründe der Verzögerung überprüfen zu können. Diese verstrich demnach aber. In Mainz prüfe man nun rechtliche Schritte, sagte er. Nichtsdestotrotz werde der Privatisierungsprozess fortgesetzt, notfalls mit einem der anderen Interessenten.

Quelle: ntv.de, jug/AFP

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