Flutwelle reißt Anwohner in den Tod Dammbruch erschüttert BHP
06.11.2015, 13:48 Uhr
Verzweifelte Anwohner blicken ohnmächtig auf das Ausmaß der Zerstörung: Binnen Minuten begräbt die braune Flut Straßen, Häuser und Fahrzeuge unter sich.
(Foto: imago/Xinhua)
Ein schweres Unglück in Brasilien lenkt Licht auf den Rohstoffabbau durch den Weltkonzern BHP: An einer Erzmine im Südosten bricht der Damm eines Rückhaltebeckens. Eine Welle aus Schlamm und giftigen Abbaurückständen wälzt sich ins Tal.
Die Aktie des australischen Bergbaukonzerns BHP ist nach dem Dammbruch in Brasilien schwer unter Druck geraten. In einer Erzmine des Rohstoffriesen haben sich verunreinigte Wassermassen aus einem Rückhaltebecken in einer Schlammlawine ins Tal ergossen.
Die Flutwelle überraschte die Anwohner am Vortag gegen 16.20 Uhr (Ortszeit). Es steht zu befürchten, dass mehr als 17 Menschen ums Leben kamen. Auf Fernsehbildern vom Unglücksort ist zu erkennen, wie schwere Lastwagen umstürzen und Häuser nahe der Ortschaft Bento Rodrigues überflutet werden. Die genaue Zahl der Opfer ist noch unklar. Die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig.
BHP baut vor Ort Eisenerze ab und betreibt die Mine zusammen mit einem Partner. Es habe eine "ernsthaften Zwischenfall" bei dem Eisenerzprojekt von Samarco Minerac im Bundesstaat Minas Gerais gegeben, bestätigte BHP.
BHP hält 50 Prozent an Samarco, der Rest gehört dem brasilianischen Bergbaukonzern Vale. Anleger zeigten sich besorgt über das Ausmaß der Schäden und mögliche zivilrechtliche Folgen des Unglücks: Der Aktienkurs von BHP brach zeitweise um knapp 5 Prozent ein. Die Zahl der Todesopfer könnte noch steigen. Welche langfristigen Umweltschäden durch die teils giftigen Abwässer der Mine zu befürchten sind, ist noch unklar.
Lange Ausfallzeiten drohen
Der Damm begrenzte ein sogenanntes Absatzbecken, das neben Wasser Mineralien aus der nahegelegten Eisenerzmine enthielt. Das Stauwerk selbst wird von Samarco betrieben. Die Unglücksursache und das vollständige Ausmaß sind nach wie vor unklar. Investoren fürchteten, dass die Mine für einige Zeit den Betrieb aussetzen müsse, sagte Analyst Angus Nicholson vom Brokerhaus IG. "Es könnte eine ganze Weile dauern, bevor Samarco die Produktion wieder aufnehmen kann", sagte Nicholson. "Deshalb bin ich überrascht, dass die Aktie nicht noch stärker fällt."
Samarco ist ein wichtiges Geschäft für BHP, es trägt pro Jahr etwa 3 Prozent zum Gewinn und 5 Prozent zur Bewertung bei. Im Geschäftsjahr 2014/16 per Ende Juni trug Samarco 695 Millionen US-Dollar zum bereinigten Gewinn von BHP bei und erzielte einen Umsatz von insgesamt 1,41 Milliarden Dollar. Die Analysten von Macquarie bewerten Samarco mit 6,2 Milliarden Dollar.
Umweltkatastrophe wie bei BP?
"Der Dammbruch könnte beträchtliche Auswirkungen auf die Produktion von Samarco in nächster Zeit haben", schrieben die Analysten. BHP ist einer der weltgrößten Eisenerzproduzenten. Obwohl die Preise bereits massiv gesunken sind, haben BHP sowie die Rivalen Rio Tinto und Vale ihre Fördermengen erhöht. Samarco produziert im Jahr etwa 29 Millionen Tonnen Eisenerz. Die Mine ist sehr ergiebig. Sie wird bei der derzeitigen Förderrate noch rund 3 Jahrzehnte in Betrieb bleiben können.
"Wir sind dabei, weitere Informationen über den Zwischenfall bei Samarco zu sammeln", teilte BHP mit. Man sorge sich um die Sicherheit der Mitarbeiter und der lokalen Anwohner. Sobald wie möglich würde man weitere Informationen bekanntgeben. Ein Vale-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Er verwies auf eine Stellungnahme von Samarco, wonach es jetzt in erster Linie darum gehe, den Menschen zu helfen und den Schaden für die Umwelt zu begrenzen. Den Grund für den Zwischenfall habe man noch nicht feststellen können.
Bergbau-Unfälle kommen in der Region häufiger vor. Im Januar 2007 brach ein Damm und verursachte eine katastrophale Flut, die Tausende Anwohner obdachlos machte. Bei BHP sind Zwischenfälle dieser Art allerdings eine Seltenheit. Der Konzern rühmt sich seiner hohen Sicherheitsstandards. Dennoch kamen im Geschäftsjahr per Ende Juni fünf Arbeiter ums Leben. BHP betreibt Minen und andere Anlagen zur Rohstoffgewinnung an zahlreichen Standorten rund um den Erdball. Im Vorjahr hatte es jedoch keinen einzigen Todesfall gegeben.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ