Wirtschaft

Sieben Million neue Kunden Das macht Netflix richtig

Schauspielering Robin Wright mimt die weibliche Hauptcharaktere in der Netflix-Erfolgsserie "House of Cards".

Schauspielering Robin Wright mimt die weibliche Hauptcharaktere in der Netflix-Erfolgsserie "House of Cards".

(Foto: REUTERS)

Der Video-Streamingriese Netflix überrascht mit sieben Millionen Neukunden. Die Analyse des Erfolgsrezepts zeigt, dass der Konzern aus Los Gatos nichts dem Zufall überlässt.

Nicht viele Chefs können sagen, ihr Unternehmen habe es geschafft, mit einem geflügelten Ausdruck geehrt zu sein – bei Reed Hastings ist das anders. Seine Video-Streamingplattform Netflix hat mit "Netflix and chill" die Redewendung für ein Lebensgefühl geliefert. Die Marke Netflix ist stärker denn je, urteilen Experten.

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Das spiegelt sich auch in den jüngsten Zahlen wider: Gut sieben Millionen Nutzer hat Netflix zwischen Oktober und Dezember dazu gebracht, ein Abo abzuschließen. Analysten hatten lediglich mit fünf Millionen neuen Kunden gerechnet. Insgesamt flimmert Netflix weltweit in 190 Ländern bei rund 93,8 Millionen Menschen über die Bildschirme.

Selbst in Harvard beschäftigt man sich schon mit dem Streamingriesen aus Los Gatos und nutzt zur Entschlüsselung des Erfolgrezepts eine ganz alte Theorie: "Jobs to be done". Demnach ist ein Unternehmen nur dann langfristig erfolgreich, sofern es die Lösung einer Aufgabe des Nutzers übernimmt. Netflix gibt uns beispielsweise sonntagabends eine Beschäftigung und löst somit das Problem einer freien Lücke im Terminkalender.

Bei Experten durchaus beliebter ist der Verweis auf die Risikobereitschaft von Netflix. Statt erst eine Pilotfolge zaghaft in der Marktforschung zu testen, gab Programmchef Ted Sarandos bei der ersten Eigenproduktion, der Polit-Thrillerserie "House of Cards", direkt zwei ganze Staffeln in Auftrag. Die Serie wurde als erste Streaming-Serie überhaupt mit mehreren Emmy-Auszeichnungen geadelt – unter anderem auch in der wichtigsten Kategorie "Beste Serie". Die Aktie von Netflix legte seit ihrem Debüt 2002 um knapp 10.000 Prozent zu – man kann also getrost behaupten: Risiko zahlt sich aus.

Unterhaltung wird zu Werbung

Allerdings ist Netflix auch ein Paradebeispiel für kalkuliertes Risiko. Hastings hat in seinem Konzern ein engmaschiges Analysenetz aus Big Data und Algorithmen gespannt. Beispielsweise überwacht Netflix ganz genau, an welchem Punkt einer Serie die Zuschauer auf Pause klicken und lässt den Plott an eben jener Stelle dann genau untersuchen. Einem Bericht der "New York Times" zufolge soll auch die Geschichte von "House of Cards" vorab aus den Sehgewohnheiten und –vorlieben Tausender befragter Zuschauer entstanden sein.

Doch nicht nur bei Serien zielt Netflix passgenau mit ausgeklügelten Innovationen auf Kunden: So stellte es kurz vor Jahresende den Silvesterklassiker "Dinner for One" mit eigenen Charakteren nach und landete auf YouTube einen Hit. Nebeneffekt der kostenlosen Unterhaltung: Werbung für den Streamingdienst. Und auch ein Interview mit "House of Cards"-Schauspieler Kevin Spacey kurz vor der US-Wahl wurde zum Werbecoup: Auf die Frage, wie ein TV-Duell zwischen Trump und Spaceys Figur Frank Underwood ablaufen würde, antwortete er im gewohnt gruseligen Underwood-Duktus, dass Trump dieses nicht erlebe, da der Milliardär kurz vorher bei einem schrecklichen Unfall verunglücken würde.

Indes blickt Netflix trotz aller Vorhersagen optimistisch in die Zukunft. Analysten sind sich einig, dass zwar der Online-Verkaufsriese Amazon beim Video-Streaming langfristig die besseren Karten hat, bietet er im Paket mit seinem Dienst "Instant Video" immerhin auch Vorteile seines Premiumsegments "Prime" an. Doch auch Netflix drängt immer weiter in die Breite. So will der Konzern mit "The Switch" einen Startknopf für seine Plattform installieren, der zeitgleich mit dem Streamen das Licht abdunkelt und die Pizza beim Lieblingsitaliener bestellt.

Quelle: ntv.de

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