Weltweite Studie Deutschland ist größter Einkäufer russischer Energie
28.04.2022, 07:41 Uhr Artikel anhören
Vor allem die Lieferungen von Flüssiggas nahmen in den ersten Aprilwochen weiter zu.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bisher will die Bundesregierung noch nicht komplett auf russisches Gas und Öl verzichten. Für 9,1 Milliarden Euro kauft Deutschland seit Kriegsbeginn Energie aus Russland ein - und damit deutlich mehr als andere Länder, berichtet die Forschungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean Air.
Deutschland ist laut einer neuen Studie seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mit 9,1 Milliarden Euro der mit Abstand weltweit größte Abnehmer von Gas, Kohle und Öl aus Russland. Nach einem Bericht der Forschungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) hat Russland seit Kriegsbeginn am 24. Februar für seine weltweiten Energieexporte insgesamt rund 63 Milliarden Euro eingenommen. Die Organisation macht sich für ein Energieembargo gegen Russland stark, um dem Land wegen seines Angriffskriegs wirtschaftlich zu schaden.
An zweiter und dritter Stelle der weltweit größten russischen Energieimporteure stehen Italien mit 6,9 Milliarden Euro und China mit Einkäufen im Wert von 6,7 Milliarden Euro. Die Europäische Union importierte insgesamt 71 Prozent der russischen fossilen Energieexporte im Wert von rund 44 Milliarden Euro, wie die Berechnungen der CREA ergaben.
"Damit ist Deutschland mit Abstand der größte Geldgeber für Putins Kriegskasse", erklärte die Organisation. Von den insgesamt 9,1 Milliarden Euro für russische fossile Brennstoffe zahlte Deutschland 6,4 Milliarden Euro für Pipeline-Gas, 2 Milliarden Euro für Rohöl, 644 Millionen Euro für Ölprodukte und 92,6 Millionen Euro für Kohle, so der Bericht. Die Ausgaben entsprechen laut den Berechnungen seit Kriegsbeginn rund 150 Millionen Euro pro Tag bzw. insgesamt mehr als 100 Euro pro Einwohner in Deutschland.
Mehr Einfuhren von Flüssiggas
Innerhalb der ersten drei Wochen im April fielen die Öllieferungen aus Russland in die EU um 20 Prozent im Vergleich zum Zeitraum von Januar bis Februar, als Russland noch nicht in die Ukraine eingefallen war. Die Kohlelieferungen gingen um 40 Prozent zurück, während die Lieferungen von LNG um 20 Prozent zunahmen. Die Gasbezüge der EU über Pipelines stiegen um 10 Prozent. Im Gegenzug nahmen die Lieferungen von russischer Kohle und LNG in Länder außerhalb der EU um 30 bzw. 80 Prozent zu.
"Es gab einen deutlichen Anstieg von russischen Öllieferungen nach Indien, Ägypten und anderen 'ungewöhnlichen' Zielen", heißt es in dem Bericht. "Allerdings reichen die Lieferungen an diese neuen Bestimmungsorte bei Weitem nicht aus, um den Rückgang der Ausfuhren nach Europa auszugleichen."
Nach Angaben des CREA-Analysten Lauri Myllyvirta stellen die fortgesetzten Energieimporte die größte Lücke in den gegen Russland verhängten Sanktionen dar. "Wir ermutigen alle Regierungen und Unternehmen, die russische fossile Brennstoffe kaufen, ihre Käufe einzustellen und während einer Übergangszeit Strafzölle zu erheben", erklärte Myllyvirta. "Alle Importe fossiler Brennstoffe können mittelfristig durch saubere, nicht-fossile Energie und Energieeffizienzmaßnahmen ersetzt werden, wenn wir heute Investitionen in diesen Bereich beginnen."
Quelle: ntv.de, mbu/DJ