Wirtschaft

Keine Kriegserklärung Die Schweiz macht nicht mehr mit

Die Schweizer Notenbank hat derzeit nicht viele Freunde.

Die Schweizer Notenbank hat derzeit nicht viele Freunde.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Franken-Schock sitzt den Märkten noch in den Knochen. Aus dem blauen heraus hebt die Schweizer Notenbank den Euro-Mindestkurs auf – und erwischt die Anleger kalt. Die Umsetzung kann man kritisieren. Den Schritt der SNB nicht.

Auf der gestrigen Strategiekonferenz von Goldman Sachs sollten hochrangige Fondsmanager an einer Podiumsdiskussion teilnehmen, doch sie rutschten vor ihrem Auftritt nervös auf ihren Stühlen hin und her und starrten ungläubig auf ihre Smartphones. Kurz zuvor hat die Schweizer Notenbank (SNB) ihre Entscheidung bekannt gegeben, den Wechselkurs des Franken freizugeben. Was auf den ersten Blick wie eine Kriegserklärung aussieht, erweist sich auf den zweiten Blick als mutige, weitsichtige Entscheidung, die nur schlecht umgesetzt wurde.

Denn die Interventionen der SNB, den Franken zu schwächen, waren sehr teuer. Die Bilanzsumme der Notenbank ist auf 525,3 Milliarden Franken angestiegen, das sind rund 80 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der Druck weiter zu kaufen, wäre noch viel größer geworden, wenn die EZB – wie von vielen Experten erwartet – am 22. Januar ein massives Programm zum Kauf von Staatsanleihen ankündigen sollte. Was die Schweiz im Kleinen zeigt, könnte aber auch für die großen Zentralbanken irgendwann ein Thema werden. Das Gelddrucken der Notenbanken ist nicht unendlich, auch wenn etwa die EZB oder die Fed einen anderen Eindruck vermitteln.

Es ist auch verständlich, dass die Schweizer ihre Währung langfristig nicht an ein sinkendes Schiff wie den Euro ketten wollen. Denn der Franken hat ebenso wie der Euro täglich an Wert verloren. Nur hätte man die Maßnahme besser abstimmen sollen, um die heftigen Turbulenzen zu vermeiden beziehungsweise abzuschwächen. Die Entscheidung hat nämlich auch die SNB viel Geld gekostet, geschätzte 60 Milliarden Franken. Und nun dürfte sich noch die eidgenössische Wirtschaft abschwächen. Die Schweizer Unternehmen haben allerdings – ebenso wie die deutschen - in den vergangenen Jahrzehnten eindrucksvoll gezeigt, dass sie sich auf eine harte Währung sehr gut einstellen können und weiterhin sehr wettbewerbsfähig sind. Die eindeutigen Profiteure des nun stärker werdenden Frankens sind hingegen alle Schweizer Verbraucher. Sie können sich für ihr Geld mehr kaufen. Wer möchte das nicht?

Quelle: ntv.de

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