Illegale Abfallentsorgung? Ermittler durchsuchen Büros bei K+S
09.09.2015, 12:44 Uhr
Über Jahre verklappt der Kali-Konzern K+S Millionen Kubikmeter Abfall. Zwar hat das Unternehmen dafür offenbar eine Genehmigung. Doch die hätte es nach Ansicht der Ermittler nie bekommen dürfen.
Ermittler haben wegen des Verdachts illegaler Abfallentsorgung Büro- und Geschäftsräume des Düngemittel- und Salzproduzenten K+S durchsucht. Es habe sich um vier Bürogebäude sowie zwei Privatwohnungen in Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz gehandelt, wie das Thüringer Landeskriminalamt (LKA) mitteilte.
Die Ermittlungen richteten sich gegen 15 Verantwortliche von K+S in Kassel, Unterbreizbach und Philippsthal sowie zwei Mitarbeiter des Thüringer Landesbergamtes. Es gehe darum, dass das Unternehmen Salzlauge in der Gerstunger Mulde im Wartburgkreis in den Erdboden gepumpt haben soll, wie es hieß.
9,5 Millionen Kubikmeter Abfall
K+S mit Sitz in Kassel - und mit mehr als 4000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber im Grenzgebiet von Hessen und Thüringen - teilte mit, der Konzern kooperiere in vollen Umfang mit den Ermittlungsbehörden. Zu den laufenden Ermittlungen wollte sich das Unternehmen jedoch nicht äußern.
Insgesamt soll der Konzern nach LKA-Angaben von 1999 bis 2007 bei der Kali-Gewinnung 9,5 Millionen Kubikmeter Abfall in den sogenannten Plattendolomit versenkt haben. Die Genehmigung dafür erteilte das Landesbergamt, obwohl aus Sicht der Ermittler die wasserrechtlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben waren.
Die Ermittlungen seien erst jetzt erfolgt, da zunächst umfangreiche Behörden- und Gerichtsakten sowie wissenschaftliche Gutachten aus mehreren Jahrzehnten ausgewertet hätten werden müssen, sagte die Sprecherin des Landeskriminalamts.
Aufgrund der geologischen Beschaffenheit der Gerstunger Mulde habe von vornherein damit gerechnet werden müssen, dass sich die versenkte Salzlauge unkontrolliert ausbreite. Der Mineralgehalt der versenkten Kalilauge sei etwa zehnmal höher als Meereswasser gewesen und habe damit eine Gefahr für das Grundwasser dargestellt.
K+S im Fokus eines Konkurrenten
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Meiningen und die Durchsuchungen gehen auf eine Strafanzeige der thüringischen Gemeinde Gerstungen von 2008 zurück. Seither laufe ein umfangreiches Verfahren, dessen Ende derzeit noch nicht absehbar sei. Die Gemeinde Gerstungen hatte zudem bislang erfolglos gegen das Versenken von Salzabwässern vor Gericht geklagt.
Der Dax-Konzern K+S steht derzeit im Übernahmekampf mit dem kanadischen Konkurrenten Potash. Potash hatte zuletzt 41 Euro je Aktie geboten. Die Kasseler haben dies als zu niedrig abgelehnt.
K+S ist darüber hinaus in der Region auch aus anderen Gründen umstritten. So protestieren in Thüringen immer wieder Kommunen und Politiker gegen die Einleitung von Laugen in die Werra. Zudem hatte im vergangenen Jahr die Bekanntwerdung der als geheim eingestuften Kali-Funsionsverträge für Empörung gesorgt. Der Konzern hatte nach der Wende die meisten der Thüringer Kali-Gruben übernommen und geschlossen. Zudem muss das Land weiter Entschädigungen für die Sicherungsarbeiten in DDR-Kalibergwerken zahlen - bislang mehr als 400 Millionen Euro. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
K+S hatte sich vor knapp einem Jahr nach jahrelangen Diskussionen mit dem Land Hessen auf den Umgang mit seinen salzigen Abwässern geeinigt, die bei der Kaligewinnung anfallen. Das Unternehmen sagte den Bau einer rund 140 Kilometer langen Pipeline zu, durch die ab 2021 Abwässer vom nordhessischen Bergbaurevier bis in die Oberweser gepumpt werden sollen. So soll eine zu starke Salz-Belastung des Flusses Werra verhindert werden. Zusätzlich errichtet der Dax-Konzern eine weitere Reinigungsanlage. K+S hat beantragt, noch bis 2021 Abwässer des Werkes Werra ausschließlich am Standort im osthessischen Philippsthal zu versenken. Die bisherige Genehmigung läuft bis November 2015.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts