Wirtschaft

Griechenland noch schlimmer dran? Eurostat entdeckt größere Löcher

Belastbare Angaben zur Lage in Europa: Eurostat-Experten wühlen in den Staatshaushalten.

Belastbare Angaben zur Lage in Europa: Eurostat-Experten wühlen in den Staatshaushalten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zweimal im Jahr legen EU-Statistiker einen Maßstab für die finanziellen Trends und Schieflagen innerhalb Europas vor. Ein Ergebnis der aktuellen Herbstrevision: Das Minus im griechischen Budget fällt größer aus als bislang bekannt. Deutschland kommt dafür etwas besser weg.

Wohin fließt das Geld? Haushaltsdefizite zwingen zur Kreditaufnahme, die Langzeitkosten dafür verschlingen später Steuereinnahmen.

Wohin fließt das Geld? Haushaltsdefizite zwingen zur Kreditaufnahme, die Langzeitkosten dafür verschlingen später Steuereinnahmen.

(Foto: REUTERS)

Die Haushaltsdefizite einzelner Euro-Staaten waren im Jahr 2011 größer als bisher erwartet. Nach Angaben des Statistischen Amtes der EU, Eurostat, lag das tatsächliche Minus im Fall Griechenland deutlich über der vorläufigen Schätzung.

Das Defizit im Athener Staatsbudget lag demnach bei 9,4 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Bei ihrer ersten Schätzung im Frühjahr hatten die Statistiker noch ein Defizit von 9,1 Prozent errechnet.

In war das Defizit mit ebenfalls 9,4 Prozent fast einen ganzen Prozentpunkt höher als die bisher angenommenen 8,5 Prozent. Für errechnete Eurostat ein Minus von 4,4 statt 4,2 Prozent. Mit Blick auf kam die europäische Behörde auf 13,4 statt 13,1 Prozent Defizit.

In des vergangenen Jahres bei der Überprüfung etwas besser aus als bislang erwartet: Eurostat korrigierte das Minus von 1,0 auf 0,8 Prozent. Die Änderungen gehen allerdings nicht auf Fortschritte in der Sparpolitik zurück. Sie sind schlicht Folge revidierter Wirtschaftsdaten.

Aber immerhin: Nur in und war das Defizit noch geringer als in Deutschland. Der kleine Euro-Staat im Herzen Europas kam auf ein Haushaltsminus im Verhältnis zur jährlichen Wirtschaftsleistung von 0,3 Prozent. Die Finnen liegen dagegen mit 0,6 Prozent bereits deutlich darunter.

Zwischen Sparzwang und Wirtschaftskraft

Europaweit habe sich das öffentliche Defizit gemessen am BIP in den vergangenen beiden Jahren von 6,5 auf 4,4 Prozent verringert, teilte Eurostat weiter mit. Innerhalb der Eurozone mit ihren derzeit 17 Mitgliedsstaaten ging diese Kennzahl von 6,2 auf 4,1 Prozent zurück.

Neben dem Haushaltsdefizit veröffentlichten die Statistiker auch zum Teil revidierte Angaben zur Gesamtverschuldung, also dem Verhältnis zwischen jährlicher Wirtschaftsleistung und dem öffentlichen Schuldenstand. Die niedrigste Schuldenquote aller EU-Staaten kann demnach vorweisen. Zum Jahresende 2011 lag die Schuldenquote der Esten bei 6,1 Prozent.

In steigt die Schuldenquote laut aktualisierter Berechnung auf 170,6 Prozent. Im Frühjahr lag die Quote noch bei 165,3 Prozent. Der Sprung geht Eurostat zufolge nicht auf Mehrausgaben zurück. Er sei die Folge einer Revision der Wirtschaftsleistung, hieß es. Für 2010 weist Eurostat eine Quote von 148,3 Prozent aus. Für das Jahr 2009 liegt die Zahl noch es noch 129,7 Prozent. In absoluten Zahlen wächst der Schuldenberg im gleichen Zeitraum von 299,7 Mrd. Euro auf 355,6 Mrd. Euro.

Griechenland liegt damit europaweit im Trend: "Gemessen am BIP stieg der öffentliche Schuldenstand im Euroraum von 85,4 Prozent (Ende 2010) auf 87,3 Prozent (Ende 2011)", heißt es bei Eurostat. Selbst in der Betrachtung über alle 27 EU-Staaten hinweg ändert sich nichts an der Richtung. Hier kletterte die Schuldenquote von 80,0 Prozent auf 82,5 Prozent.

Deutschland liegt dabei überwiegend im Mittelfeld: Die Verschuldungsquote des deutschen Staatshaushalts gibt Eurostat mit aktuell 80,5 Prozent an. Damit bewegt sich auch der wirtschaftlich stärkste Staat der Eurozone beim Thema Staatsverschuldung weiterhin weit oberhalb der von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen