Autogipfel im Kanzleramt Hartes Ringen um E-Auto-Kaufprämie
26.04.2016, 21:32 Uhr
Sind Kaufanreize vertretbar?
(Foto: dpa)
Bekommen die Autobauer trotz des Ärgers um die Abgasaffäre eine neue Finanzspritze? Die Bundesregierung will Elektroautos endlich auf Touren bringen. Ein zentrales Instrument war aber bis zuletzt umstritten.
Hartes Ringen um die Kaufprämie: Unmittelbar vor einem Autogipfel im Kanzleramt sind erhebliche Vorbehalte gegen direkte staatliche Zuschüsse für Elektroautos laut geworden. Außer bei Umwelt- und Verbraucherschützern gibt es auch in Teilen der schwarz-roten Koalition Widerstände gegen neue Millionenzahlungen zugunsten der Branche. Ein Knackpunkt war, ob sich die Autoindustrie wie von der Politik gefordert zur Hälfte an den Kosten einer Prämie beteiligen würde. Darüber beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere Minister zur Stunde mit Spitzenvertretern der Branche.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bekräftigte vor dem Treffen, den Willen zum Ankurbeln der E-Mobilität. Der CSU-Politiker betonte zugleich: "Klar ist aber, egal in welcher Art der Bund sich engagiert, es muss einen noch deutlichen erheblichen Beitrag der Automobilindustrie finanzieller Art geben, damit so etwas heute zustande kommt." Zu den Einigungsaussichten bei der Kaufprämie sagte Dobrindt: "Was heute Abend verabredet wird, werden wir sehen."
Als Zuschüsse waren zuletzt 4000 bis 5000 Euro für reine E-Autos und 3000 Euro für Hybride mit ergänzendem Verbrennungsmotor im Gespräch. Allerdings pocht Finanzminister Wolfgang Schäuble darauf, dass sich Bund und Autoindustrie die mögliche Fördersumme von rund 1,2 Milliarden Euro 50:50 teilen. Dazu sollen die Konzerne zuletzt noch nicht bereit gewesen sein.
Vom Ziel weit entfernt
Merkel vermied kurz vor dem Autogipfel eine klare Festlegung. In einer Sitzung der Unionsfraktion wies sie nach Teilnehmerangaben darauf hin, dass die deutsche Branche in bestimmten technischen Fragen nicht Weltmarktführer sei - gemeint waren die E-Autos. Daher müsse man nachdenken, ob es vertretbar sei, Kaufanreize zu geben.
An dem Treffen sollten auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und weitere Ressortchefs teilnehmen. Für die Konzerne waren nach Angaben aus Branchenkreisen die Vorstandschefs Harald Krüger (BMW), Dieter Zetsche (Daimler) Matthias Müller (VW) eingeladen. Ob am Abend Entscheidungen bekanntgegeben würden, war zunächst offen.
Die Regierung hat das Ziel ausgegeben, dass 2020 eine Million E-Autos unterwegs sein sollen. Zu Jahresbeginn waren aber erst 25.500 E-Autos und 130.000 Hybride zugelassen - bei 45 Millionen Pkw insgesamt. Die Bundesregierung will zudem den Ausbau des Ladenetzes beschleunigen.
"Eine solche Subvention ist komplett unnötig"
Kaufzuschüsse stießen auch im Bundestag erneut auf Bedenken. Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte: "Es gibt in der Bundestagsfraktion erhebliche Vorbehalte gegen eine Kaufprämie." Die SPD hält eine "maßvolle Kaufprämie" als Anreiz dagegen für sinnvoll, wie Fraktionschef Thomas Oppermann betonte.
Bedingungen seien, dass die Autobauer die Hälfte der Kosten zahlten und Luxusautos ausgeschlossen seien. Unter Finanzpolitikern der Koalition gibt es Widerstand. "Eine solche Subvention ist komplett unnötig", sagte der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Johannes Kahrs.
Die Opposition warnte vor einer Belastung des Haushalts. "Es gibt keinen Grund, warum alle Steuerzahler die Prämie mittragen müssen", sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Konsequent wäre es, Halter "übermotorisierter Spritschlucker" zur Finanzierung der Prämie heranzuziehen.
Quelle: ntv.de, wne/dpa