Start-up nur noch halb so viel wert Home24-Debakel schockt Rocket-Anleger
08.09.2016, 11:39 Uhr
App von Home24. Das Unternehmen ist mittlerweile nur noch halb so viiel wert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Neue Hiobsbotschaft für die Anleger von Rocket Internet: Der Berliner Startup-Inkubator korrigiert den Wert einer weiteren Beteiligung nach unten. Händler fürchten, es könnte nicht die letzte gewesen sein. An der Börse geht die Aktie wieder auf Talfahrt.
Die Start-up-Fabrik Rocket Internet muss bereits bei der zweiten Beteiligung in diesem Jahr die Bewertung in einer Finanzierungsrunde zusammenstreichen. Der Online-Möbelhändler Home24 wurde bei einer neuen Finanzspritze mit 420 Millionen Euro bewertet, wie Rocket Internet am späten Mittwoch mitteilte. Zuvor hatte die Bewertung bei 981 Millionen gelegen.
Der Wertverlust des Online-Möbelhändlers Home24 macht Anleger von Rocket Internet nervös. Die Aktien des Startup-Investors sackten um bis zu 5,5 Prozent auf 17,82 Euro ab. Dabei hatten sie sich in den vergangenen Tagen erst von dem jüngsten Kurseinbruch erholt. Die Wertberichtigung komme zwar nicht überraschend, da der schwedische Großaktionär Kinnevik Home24 bereits geringer bewertet hatte, sagte ein Händler. "Wir empfehlen aber, die Finger von Rocket-Aktien zu lassen, weil weitere Abschreibungen im Portfolio kommen werden."
Unterschiede in der Bewertung bemängelt
Analysten der Investmentbank Jefferies kritisierten die noch vorhandene Differenz zwischen der Home24-Bewertung von Kinnevik und Rocket Internet. Kinnevik hatte Home24 im Frühjahr aber bereits auf 311 Millionen Euro abgeschrieben, deutlich weniger als die 420 Millionen Euro, mit denen Rocket das Unternehmen bewertet. Eine Sprecherin des Konzerns sagte, die geringere Bewertung werde nicht zu weiteren Abschreibungen auf den Buchwert von Home24 führen. Home24 bekam in der neuen Finanzierungsrunde einen Betrag von 20 Millionen Euro. Von Rocket kamen dabei 1,4 Millionen. Der Anteil des Start-up-Entwicklers sei dadurch von 44,6 auf 42,9 Prozent gesunken.
Es ist nicht der erste Dämpfer für Rocket Internet, den wohl bekanntesten Start-up-Entwickler in Deutschland. Im Frühjahr war schon die Bewertung der Global Fashion Group, in der mehrere Rocket-Beteiligungen im Modehandel zusammengefasst sind, von 2,8 Milliarden Euro im Vorjahr auf eine Milliarde Euro in der neuen Finanzierungsrunde gesunken.
Samwer hält an Schwarze-Zahlen-Ziel fest
Im ersten Halbjahr trug dieser Schritt mit 383 Millionen Euro zum Sechsmonats-Verlust von 617 Millionen Euro bei Rocket Internet bei. Schon im vergangenen Jahr sollte der Kochboxen-Versender HelloFresh mit einer Bewertung von mehreren Milliarden an die Börse gehen, doch die Aktienplatzierung wurde abgesagt, weil der angepeilte Preis nicht zu erreichen war.
Rocket Internet hält Beteiligungen an Internet-Firmen mit dem Fokus auf Online-Handel sowie Essenszustellung. Rocket-Chef Oliver Samwer bekräftigte auch nach dem Halbjahresverlust das Ziel, bis Ende 2017 drei Beteiligungen operativ profitabel zu machen. Bisher steckten die wichtigsten Rocket-Beteiligungen allesamt selbst beim bereinigten operativen Ergebnis in den roten Zahlen. Samwer erklärte stets, im Online-Handel seien Anfangsjahre mit hohen Investitionen und Verlusten unvermeidbar, um die nötige Größe zu erreichen. Ausführliche Zahlen zum Rocket-Geschäft im ersten Halbjahr soll es am 22. September geben.
Quelle: ntv.de, kst/DJ/rts/dpa