Wirtschaft

Bringt wenig, bremst Wachstum Ifo-Institut warnt vor Vermögenssteuer

Vermögen wird in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig, Einkommen dagegen vergleichsweise hoch besteuert.

Vermögen wird in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig, Einkommen dagegen vergleichsweise hoch besteuert.

(Foto: imago images / Westend61)

Seit 25 Jahren wird in Deutschland keine Vermögenssteuer mehr erhoben. Im Wahlkampf taucht sie nun wieder auf. SPD, Grüne und Linke wollen die Reichen so einen Teil der Corona-Kosten zahlen lassen. Auch internationale Experten befürworten das. Ökonom Clemens Fuest rät dagegen dringend davon ab.

Eine Vermögenssteuer zur Finanzierung der Coronavirus-Krise und zur Umverteilung zwischen Krisengewinnern und -verlierern ist laut einer neuen Studie kein kluges und gerechtes Instrument. Mit einer solchen Steuer zusätzlich zu den bestehenden Steuern würde Deutschland nicht nur einen Sonderweg gehen, sondern auch noch Unternehmen mit krisen- oder branchenbedingt geringeren Renditen über Gebühr belasten, so das Ergebnis der Studie, die der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, verfasst hat.

SPD, Grüne und Linke wollen eine Vermögenssteuer, die seit 1996 nicht mehr erhoben aber auch nicht per Gesetz abgeschafft wurde, wieder einführen. Sie soll helfen, nach der Corona-Krise die deutlich gestiegenen Schulden abzutragen und dem Staat mehr Einnahmen zu bescheren. Die Pläne sind jedoch umstritten, Union und FDP lehnen sie klar ab. Vermögen werden in Deutschland im Vergleich mit den meisten anderen Industrieländern sehr gering besteuert. Auch Steuern auf Erbschaften und Immobilien sind in Deutschland vergleichsweise niedrig.

Nicht nur linke Politiker, sondern etwa auch die Industrieländerorganisation OECD und der Internationale Währungsfonds befürworten eine Vermögenssteuer oder -abgabe, die der Konzentration großer Vermögen entgegenwirken und zur Finanzierung der Pandemiekosten beitragen könnte. Laut OECD wirkt eine Besteuerung von Vermögen weniger verzerrend und belastet das Wirtschaftswachstum weniger als die Besteuerung von Einkommen.

Bis zu 6,2 Prozent weniger BIP

Ifo-Chef Fuest kommt bei seiner Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen, einer Unternehmer-Lobbyorganisation, zu einem anderen Ergebnis. Bei realistischen Annahmen zu Steuersatz, Unternehmensrendite und Abschreibungsmöglichkeiten würde sich für die Unternehmen der effektive Steuersatz so verändern, dass dies einer Verdoppelung der Ertragssteuer gleichkäme. Weil die Steuer nur aufwändig zu erheben und teilweise zu umgehen sein werde, könnte das Aufkommen daraus weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Falls aber Umgehungen nicht möglich seien, würden Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in Deutschland Schaden nehmen, was den Zufluss aus anderen Steuerquellen senken könnte, so Fuest. "Eine Vermögenssteuer wirkt krisenverstärkend und nimmt keine Rücksicht auf die Liquiditätslage der Unternehmen", sagte er. Die Steuer mindere Anreize zu Investitionen und Kapitalbildung. "Das Bruttoinlandsprodukt wäre nach einer Simulationsrechnung nach acht Jahren mit Vermögenssteuer um bis zu 6,2 Prozent niedriger als ohne sie."

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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