Wirtschaft

Freiparkplätze für Elektro-Autos Industrie fordert E-Prämie

Der Traum vom abgasfreien Fahren: Die Regierung ist am Zug.

Der Traum vom abgasfreien Fahren: Die Regierung ist am Zug.

(Foto: dpa)

Ein mit Spannung erwarteter Bericht zur deutschen Elektro-Strategie facht die Debatte um Anreize für elektrisch angetriebene Pkw weiter an. Wenige Tage vor der geplanten Veröffentlichung gelangen neue Details an die Öffentlichkeit. In einem Entwurf heißt es, die Bundesregierung dürfte ihre selbstgesteckten Ziele wohl verfehlen - wenn sie nicht grundlegend umsteuert.

Elektromobilität zwischen Aachen und Zittau: Deutschland muss mehr als nur seine Fahrgewohnheiten umkrempeln.

Elektromobilität zwischen Aachen und Zittau: Deutschland muss mehr als nur seine Fahrgewohnheiten umkrempeln.

(Foto: REUTERS)

Ohne staatliche Anreize könnten statt einer Million Elektroautos bis 2020 nur rund 450.000 E-Autos auf deutschen Straßen rollen: Zu diesem Ergebnis kommt die " " (NPE) in einem Entwurf für ihren zweiten Bericht, der am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben werden soll. Um die Lücke zu schließen, heißt es darin weiter, werden Sonderabschreibungen, zinsgünstige Darlehen, Steuervorteile, eine Bevorzugung beim Parken und eine umfassende Förderung zum Kauf von elektrisch betriebenen Dienstfahrzeugen gefordert. Merkel hatte das Expertengremium einberufen, um Empfehlungen für eine deutsche Elektro-Strategie zu entwickeln. Besetzt ist der Arbeitskreis mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.

Der Entwurf enthält detaillierte Berechnungen, mit welchen Kosten beim Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für Elektro-Fahrzeuge gerechnet werden muss: Allein für die Bereitstellung einer Ladesäule werden in dem Bericht 4700 bis 9000 Euro veranschlagt. Bis 2014 soll es 7000 öffentliche Ladepunkte geben, für die bis zu 35,5 Mio. Euro veranschlagt werden. Andere Berechnungen zeigen, dass laut Industrie derzeit E-Autos im Schnitt bis zu 9000 Euro teurer wären als konventionelle Fahrzeuge.

Die deutsche Industrie will bis 2014 branchenübergreifend rund 17 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Bis dahin sollen 100.000 E-Autos in Deutschland fahren - allerdings sieht die Industrie ohne massive Subventionen des Staates diese Ziele als gefährdet an. Bis 2014 werden 220 Mio. Euro für notwendig erachtet, was 2200 Euro pro Auto entsprechen würde. Bislang gibt es rund 1500 E-Autos in Deutschland.

Subventionen selbst ausgerechnet?

Bis 2020 könnten bei Automobil- und Zuliefererbetrieben sowie durch die Entwicklung der Ladestationen bis zu 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, heißt es in der Vorabversion des Berichts.

Die Konkurrenz wird nicht auf die Deutschen warten.

Die Konkurrenz wird nicht auf die Deutschen warten.

(Foto: REUTERS)

Innerhalb der Bundesregierung ist die Förderung abgasfreier Mobilitätslösungen umstritten: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnt seit längerem vor einem Subventionswettlauf in Europa. Auch der bisherige Wirtschaftsminister (FDP) betonte wiederholt, das E-Auto müsse sich am Markt durchsetzen und könne nicht durch Kaufprämien in den Markt gebracht werden. Bisher erwägt die Regierung .

Scharfe Kritik kommt von der Umweltstiftung WWF, die an der Arbeit der Elektroauto-Plattform beteiligt ist, aber ein intransparentes Verfahren beklagt. WWF-Klimaexpertin Regine Günther sagte: "Der Bericht, wie er vorliegt, ist kein Konsens, sondern ein Bericht der Autoindustrie." Wichtige Daten seien vorenthalten worden. "Letztlich hat sich die Autoindustrie ihre Subventionen selbst ausgerechnet", sagte Günther.

Unternehmer wittern Milliardengeschäfte

Allgemein gilt das wirtschaftliche Potenzial einer Umstellung auf Elektromobilität mittlerweile als unstrittig. Der deutsche Maschinenbau zum Beispiel sieht darin nach eigenen Angaben ein Milliardengeschäft. Aufgrund neuer Produktionsanlagen für Batteriezellen entstehe bis 2020 ein Geschäftspotenzial von 4,8 Mrd. Euro für den Wirtschaftszweig, hieß es in einer zu Wochenbeginn veröffentlichten gemeinsamen Studie des Branchenverbandes VDMA und der Strategieberatung Roland Berger.

Laut Prognose erreichen elektrische und Hybrid-Fahrzeuge bis 2025 einen weltweiten Marktanteil von rund 40 Prozent der Neuzulassungen. Die Automobilbranche als einer der Hauptabnehmer des deutschen Maschinenbaus werde in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Der Maschinenbau werde erheblich dazu beitragen, Fertigungstechnologien für Elektromotoren und Batterien zu optimieren, um Kosten zu senken. So entstünden rund 50 Prozent der Batteriekosten in der Fertigung.

So sehen Batteriezellen aus.

So sehen Batteriezellen aus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit der Produktion in Großserien dürften die Fertigungskosten erheblich sinken. Zuletzt hatte die gemeinsame Batterietochter von Evonik und Daimler, Li-Tec, den von Lithium-Ionen-Zellen für den Sommer in Aussicht gestellt. Wie es in dem VDMA-Bericht weiter heißt, werden Kooperationen und Allianzen notwendig sein, um Gesamtsysteme aus einer Hand zu bieten und sich wichtige Wettbewerbsvorteile zu sichern. Im Jahr 2010 setzte die deutsche Maschinenbaubranche laut Angaben rund 14 Mrd. Euro direkt im Automotive-Bereich um.

Partnerwahl im Autobau

Die großen Autobauer halten längst nach geeigneten Partnern in der Zuliefererbranche Ausschau. So hatte zum Beispiel Daimler unlängst angekündigt, beim künftig mit Bosch zusammenzuarbeiten. Volkswagen stieg dagegen bei dem Kohlefaserspezialisten SGL Carbon ein, der bislang bereits BMW mit Leichtbauteilen für die Karosserie versorgt. Das erhebliche Zusatzgewicht von Batterie und Elektrotechnik gilt im E-Autobau bislang neben der Batterietechnik selbst und den höheren Kosten als eines der dringlichsten Probleme.

In Deutschland wird derzeit intensiv darüber diskutiert, wie und ob die Einführung von Elektroautos vom Staat gefördert wird. Am 16. Mai soll ein zweiter Zwischenbericht des Expertengremiums "Nationale Plattform Elektromobilität" zur Zukunft der Elektroautos vorgelegt werden. Aus einem Entwurf zu diesem Bericht waren die oben genannten Details vorab an die Öffentlichkeit gelangt.

Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen bringen. Die Autoindustrie fordert seit Monaten eine Anschubfinanzierung der noch als zu teuer geltenden E-Autos

Quelle: ntv.de, dpa

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