Wirtschaft

"Können jahrelang streiken" Lufthansa-Piloten setzen noch einen drauf

Die Lufthansa-Piloten sind streikfreudig, wie die vergangenen Monate gezeigt haben.

Die Lufthansa-Piloten sind streikfreudig, wie die vergangenen Monate gezeigt haben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und ihren Piloten sind erneut gescheitert. Am Mittwoch fällt mindestens die Hälfte der Flüge mit der Lufthansa aus. Und am Donnerstag geht es weiter mit dem Ausstand. Zehntausende Passagiere sind betroffen.

Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit weitet die Streiks bei der Lufthansa aus: Nach den für diesen Mittwoch angekündigten Arbeitsniederlegungen auf Kurz- und Mittelstrecken sind am Donnerstag nun Langstrecken und Frachtflüge betroffen. Das teilte die Vereinigung Cockpit (VC) mit. Damit müssen sich an gleich zwei Tagen in Folge Tausende Passagiere der größten deutschen Fluggesellschaft erneut auf Flugausfälle einstellen.

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Der Streik an diesem Mittwoch ist bereits der zwölfte der Vereinigung Cockpit innerhalb eines Jahres. Das Unternehmen hat einem vorläufigen Flugplan zufolge auf der Kurz- und Mittelstrecke rund 750 von 1400 geplanten Flügen gestrichen. Von dem ganztägigen Streik sind rund 80.000 Passagiere betroffen, die vor allem über die Drehkreuze München und Frankfurt reisen wollten. Flüge der Lufthansa-Tochterunternehmen Germanwings und Eurowings sind den Angaben zufolge weder am Mittwoch noch Donnerstag betroffen. Die Lufthansa wollte am Mittwoch einen Sonderflugplan veröffentlichen.

"Können noch die nächsten paar Jahre streiken"

Streikanlass ist die umstrittene Übergangsversorgung der Piloten bis zur gesetzlichen Rente. Die Piloten-Gewerkschaft verlangt hauptsächlich, dass auch künftige Piloten in den Genuss von unternehmensfinanzierten Frührenten kommen sollen. Die Gewerkschaft hatte bereits angekündigt, ihre Streiks noch zu verschärfen. "Wir können noch die nächsten paar Jahre streiken", drohte ein VC-Sprecher schon vor der Ankündigung der Ausweitung auf Donnerstag.

Hintergru nd der mittlerweile zwölften Streikwelle ist das erneute Scheitern der Tarifgespräche zwischen Unternehmen und VC in der vergangenen Woche. Lufthansa hatte nach eigenen Angaben ein verbessertes Angebot zur Übergangsversorgung der rund 5400 nach dem Konzerntarifvertrag bezahlten Piloten vorgelegt. Die Fluggesellschaft warf der Pilotengewerkschaft nun vor, die erneute Streikankündigung entbehre jeder Verhältnismäßigkeit.

"Basta-Ansagen"

Die VC ihrerseits hielt der Lufthansa vor, nicht ernsthaft auf einen Tarifabschluss hinzuarbeiten. "Lufthansa schickt Parolen in die Öffentlichkeit, die keinen ernsthaften Einigungswillen erkennen lassen. Mit 'Basta-Ansagen' über die Öffentlichkeit löst man keine Tarifkonflikte", erklärte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter.

Ein für Dienstag geplantes Gespräch über die künftigen Pilotengehälter sagte die Lufthansa nach der VC-Streikankündigung ab. Das entsprechende Angebot habe man zurückgezogen. Die angekündigte Streikausweitung nannte das Unternehmen "vollends unverständlich". Cockpit solle in die Verhandlungen zur Übergangsversorgung zurückkehren: "Es ist unverantwortlich für die Durchsetzung der Privilegien von gerade mal 5400 der 120.000 Mitarbeiter des Unternehmens, jede Form von Verhandlungen zu verweigern."

Kurz- und Mittelstreckenflüge sollten am Mittwoch von 0.01 Uhr bis Mitternacht ganztägig bestreikt werden, Langstreckenflüge am Donnerstag ebenfalls ganztägig, wie die Gewerkschaft ankündigte. Schwerpunkte sind die Verbindungen über die Drehkreuze Frankfurt und München. Erste Inlandsflüge, die nun gestrichen wurden, sollten am Mittwoch ursprünglich ab 06.00 Uhr starten. Den meisten Passagieren, die am Mittwoch betroffen seien, könnten Alternativen auf andere Flüge oder innerdeutsche Zugverbindungen angeboten werden. Das Unternehmen hatte am Nachmittag bereits 20.000 SMS und 7000 E-Mails an betroffene Fluggäste verschickt. Für Fahrten mit der Bahn müssen die Tickets vorher umgebucht werden - am Schalter, am Automaten oder über das Internet.

Die Piloten hatten in den vergangenen Monaten wiederholt bei den Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings gestreikt. Das Unternehmen beklagt einen streikbedingten Schaden von rund 220 Millionen Euro. Offizieller Streikanlass war bislang immer die umstrittene Übergangsversorgung der Piloten bis zur gesetzlichen Rente. Es ist aber auch noch eine Vielzahl weiterer Tarifthemen ungelöst - und es gibt einen heftigen Streit über den künftigen Kurs bei Europas größtem Luftfahrtkonzern.

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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