Keine Flüge mehr nach Erbil Lufthansa umfliegt den Irak
11.08.2014, 17:13 Uhr
Bereit zum Start: Die Kriegswirren im Irak zwingt die Linienflieger auf Abstand.
(Foto: REUTERS)
Der Krieg im Irak zwingt Fluggesellschaften zu umfangreichen Änderungen im Flugplan. Die größte deutsche Airline streicht die Verbindungen in den Nordirak vorerst aus der Liste. Die inoffizielle Hauptstadt Kurdistans ist nur noch auf dem Landweg zu erreichen.

Der Irak beginnt gleich hinter der Türkei: Bis vor kurzem noch ging täglich ein Flieger ab Wien Richtung Erbil.
Die Kampfhandlungen im Irak drohen eine Millionenmetropole von der Außenwelt abzuschneiden: Aus Sicherheitsgründen fliegt die Deutsche Lufthansa die nordirakische Stadt Erbil wegen der Angriffe der US-Luftwaffe auf Extremisten weiterhin nicht an.
Betroffen von der Entscheidung seien Flüge von Austrian Airlines, die die Stadt im Irak normalerweise täglich ab Wien ansteuert, sowie Verbindungen von Lufthansa, die zuvor zwei Mal wöchentlich ab Frankfurt geflogen seien, teilte die im Dax notierte Fluggesellschaft mit.
Auch im Transitverkehr, etwa auf Flügen nach Asien und in den Nahen Osten, würden die Fluglinien des Lufthansa-Konzerns den irakischen Luftraum nach wie vor meiden. Die USA fliegen seit Freitag Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten-Organisation Islamischer Staat (IS) im Norden des Irak, um die Kurden bei der Verteidigung der Millionenstadt Erbil zu unterstützen.
Anfang August hatte die Lufthansa angekündigt, angesichts der anhaltenden Gefechte im Irak die von der Terrormiliz Islamischer Staat kontrollierten Gebiete vorerst zu meiden. Die Fluggesellschaft befinde sich in intensiven Gesprächen mit den zuständigen Sicherheitsbehörden, hieß es. Beobachter gehen davon aus, dass sich zivile Fluglinien dabei auch Rat bei den entsprechenden US-Stellen einholen.
Autonome Region Kurdistan
Die mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt Erbil konnte demnach zeitweise wieder angeflogen werden. Allerdings sollten die Piloten ihre An- und Abflüge nicht über das Krisengebiet führen. Zu diesem Zeitpunkt lag Erbil - Sitz der autonomen Region Kurdistan - noch außerhalb der direkten Krisenzone.
Bislang hatten Fluggesellschaft und Luftfahrtaufsichtsbehörden noch stets betont, dass es bislang keine Erkenntnisse für eine unmittelbare Gefährdung von Überflügen über den Irak oder den Anflug von Erbil gebe. Mit der neuen militärischen Lage und dem Vorrücken der Islamisten auf die informelle Hauptstadt der Kurden rückt nun auch der Flughafen der Millionenstadt in den Gefahrenbereich.
Verunsicherung bei Passagieren und Piloten
Bei der Lufthansa hatte es zuvor noch geheißen, die vorübergehende Streichung der Erbil-Flüge geschehe vorsorglich: "Mit diesem Schritt trägt die Lufthansa Group der Verunsicherung von Kunden und auch der eigenen Besatzungen Rechnung." In der Ostukraine war am 17. Juli über Kampfgebiet eine Boeing mit 298 Menschen an Bord abgestürzt. Armee und Separatisten beschuldigen sich, das Flugzeug mit einer Rakete abgeschossen zu haben.
Abgesehen von den neuen Vorsichtsmaßnahmen im internationalen Flugverkehr sieht sich die Deutsche Lufthansa derzeit vor allem mit den Widrigkeiten des weltweiten Preiskampfes im Passagierverkehr konfrontiert. Europas größter Luftverkehrskonzern berichtete zu Wochenbeginn am Konzernsitz in Frankfurt am Main vom weiter anhaltenden Druck auf die Ticketpreise, die sich erst im Verlauf des Monats Juli stabilisiert hätten.
Die Passagierzahlen steigen
Die Zahl der Passagiere in sämtlichen Fluggesellschaften des Dax-Konzerns stieg in dem Sommermonat um 1,9 Prozent gegenüber Juli 2013 auf 10,5 Millionen. Dabei wurden 2,4 Prozent weniger Flüge mit durchschnittlich größeren Jets angeboten. Zur Lufthansa gehören auch die Gesellschaften Swiss, Austrian und Germanwings.
Vor allem nach Asien, aber zunehmend auch in Richtung Nord- und Südamerika liefern sich die Fluggesellschaften einen verschärften Konkurrenzkampf, der den Ticketpreis sinken lässt. Nach Amerika hat Lufthansa im Juli ihr Angebot im Jahresvergleich um 11,2 Prozent ausgeweitet, aber nur 7,5 Prozent mehr verkauft. In den Nahen Osten und nach Afrika gab es hingegen ein kleineres Angebot, das dann aber besser ausgelastet war.
Mehr Fracht im Bauch
Unter dem Strich blieb die Auslastung der Passagierjets, der sogenannte Sitzladefaktor, mit 84,6 Prozent nahezu unverändert (-0,1 Prozentpunkte). Auch die Frachträume der Maschinen waren mit 67,7 Prozent Auslastung besser gebucht als ein Jahr zuvor. Die Konzernflotte umfasst derzeit insgesamt 622 Verkehrsflugzeuge. Davon sind 431 Maschinen für die Lufthansa selbst unterwegs.
Zu den größten Jets der Fluggesellschaft der Airbus A380 und die Boeing 747 "Jumbo-Jet". Von diesen beiden Modellen tragen insgesamt 39 Maschinen den stilisierten Kranich auf dem Seitenleitwerk. Wichtigstes Arbeitstier der deutschen Airline ist der Airbus A320. Davon befinden sich konzernweit 106 Maschinen im Einsatz.
"Der Großteil der Flotte besteht aus Flugzeugen der beiden weltweit größten Flugzeughersteller Airbus und Boeing", heißt es bei der Lufthansa zur Erklärung. "Auf Kurz- und Mittelstrecken werden zusätzlich Flugzeuge von Bombardier, Embraer, Fokker und BAE Systems eingesetzt."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts