Das Schicksal der Schlecker-Frauen Nur jede Fünfte wieder in Arbeit
07.08.2012, 22:10 Uhr
In NRW, Bayern und Baden-Württemberg noch die besten Chancen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Pleite trifft die Beschäftigten der Drogeriemarktkette Schlecker hart: Wie aus den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, sucht die überwiegende Mehrheit der Schlecker-Frauen nach wie vor nach einer neuen Arbeitsstelle.

Der Alptraum eines jeden Kaufmanns: Leere Regale, das Ende des Angebots.
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Nur ein Bruchteil der gut 22.000 arbeitslosen Schlecker-Frauen hat gut zwei Monate nach dem ihres früheren Arbeitgebers bereits wieder eine neue beruflich Bleibe gefunden.
Insgesamt seien mittlerweile mehr als 4500 ehemalige Beschäftigte der insolventen Drogeriemarktkette wieder in Lohn und Brot, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA). Rund 1600 Frauen hätten sich demnach anderweitig bei den Arbeitsagenturen wieder abgemeldet. Gründe dafür seien etwa eine Elternzeit, der Übergang in die Rente oder eine Krankheit.
"Es kann aber auch sein, dass sich ein Teil der ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter gar nicht arbeitslos gemeldet hat, weil er sofort wieder eine neue Stelle gefunden hat", schränkte eine BA-Sprecherin ein. Ohne entsprechende Meldung werden ehemalige Schlecker-Mitarbeiter nicht in den Statistiken der Arbeitsagentur erfasst.
Die besten Jobchancen bieten sich arbeitslosen Schlecker-Frauen offenbar in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. In NRW haben nach Angaben der Bundesagentur bis zum 1. August insgesamt 847 der 4562 arbeitslos gemeldeten Schlecker-Frauen wieder einen Job gefunden. In Bayern seien es 844 der 3121 Entlassenen gewesen.
Bei den Arbeitsagenturen in Baden-Württemberg haben sich bislang 3153 frühere Schlecker-Beschäftigte arbeitslos gemeldet; von ihnen hatten zum 1. August bereits 677 wieder eine neue Stelle.
Die Zahl der arbeitslosen Schlecker-Mitarbeiter könnte allerdings noch einmal sprunghaft ansteigen: Nach Angaben des Insolvenzverwalters droht 27.300 Beschäftigten von Schlecker und des Tochterunternehmens Schlecker XL der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Einigen Beschäftigten, die beispielsweise noch mit der Firmenabwicklung beschäftigt seien, solle erst zum 31. Oktober gekündigt werden.
"Home Shopping" schließt im August
Zu Wochenbeginn war bekannt geworden, dass der ebenfalls insolvente Drogerie-Onlineshop "Schlecker Home Shopping" in Deutschland und Österreich eingestellt wird.
"Trotz intensiver Bemühungen um den Verkauf hat kein Investor ein tragfähiges Angebot zur Übernahme des Onlineversandhandels mit Drogerieartikeln vorgelegt", ließ Insolvenzverwalter Patrick Wahren mitteilen. Daher sei er gezwungen, den Betrieb am 12. August einzustellen, hieß es weiter. Für die Schlecker Home Shopping GmbH hatte sich zuletzt auch Branchenprimus dm interessiert. Mit dem Aus fallen 100 Arbeitsplätze weg.
Die Abwicklung werde derzeit vorbereitet. Kundenbestellungen bis zum 12. August werden den Angaben nach bis zum 15. August noch ausgeliefert. Nach Informationen der "Lebensmittel Zeitung" hatte die Schlecker Home Shopping GmbH zuletzt Verluste in einstelliger Millionenhöhe geschrieben.
Ende Juni waren alle Schlecker-Filialen in Deutschland endgültig geschlossen worden. Die Stilllegung für die Tochterfirma Schlecker XL ist für Ende August besiegelt, derzeit läuft der Ausverkauf. Auch an der XL-Tochter hatte dm Interesse bekundet. Der Chef der Drogeriekette, Erich Harsch, sagte der "Lebensmittel Zeitung": "XL hält zumeist nicht, was der Name verspricht, deshalb haben wir lediglich an einer Handvoll Standorte Interesse. Was wir brauchen, sind große Flächen mit attraktiven Einzugsgebieten, also Doppel-XL."
Unterdessen läuft die Zerschlagung bei der ebenfalls insolventen Schlecker-Tochter weiter. Von den 490 Filialen sind bereits mehr als 290 Märkte an verschiedene Investoren verkauft worden.
Quelle: ntv.de, dpa