"Entwicklungshilfe" für Athen Peking will weitere Griechen-Bonds kaufen
20.06.2014, 11:52 Uhr
Männergespräche: der griechische Premier Antonis Samaras (r) mit seinem chinesischen Kollegen Li Keqiang.
(Foto: picture alliance / dpa)
China und Griechenland bauen ihre Zusammenarbeit weiter aus. Wirtschaftsbeziehungen werden geknüpft, aber auch der Kauf von weiteren griechischen Staatsanleihen ist geplant. Athen erkennt hinter dem Engagement durchaus System.
Es ist eine Win-win-Situation könnte man sagen: Nicht völlig uneigennützig signalisiert China viel Vertrauen in die griechische Wirtschaft. Nach einem Kooperationsabkommen erwägt Peking jetzt auch noch weitere Zukäufe von Bonds. Wie der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang sagte, ist sein Land durchaus bereit, bei der nächsten Gelegenheit weitere griechische Schulden zu kaufen.
"Wir haben uns aus dem griechischen Anleihemarkt nie zurückgezogen und vielmehr unsere Zukäufe erhöht", sagte Li über seinen Dolmetscher. "Ich habe gegenüber Ministerpräsident Antonis Samaras meinem Willen Ausdruck verliehen, dass China weiterhin ein langfristiger und verantwortlicher Investor in griechische Anleihen sein wird, wenn die griechische Regierung eine neue griechische Anleihe auflegt." Li mahnte Griechenland dabei, die Reformen fortzusetzen, lobte das Land aber auch für die bisherigen Bemühungen zur wirtschaftlichen Erneuerung.
Der chinesische Premier hält sich zur Zeit in Griechenland auf, um die Beziehungen beider Länder zu vertiefen. Im April hatte Griechenland erstmals nach vier Jahren eine fünfjährige Anleihe am Kapitalmarkt platziert. Das Anlegerinteresse war stark, und laut jüngsten Medienberichten bereitet Griechenland gerade die Ausgabe einer weiteren Anleihe mit drei oder sieben Jahren Laufzeit vor. Diese Auktion könnte bereits im Juli stattfinden.
Während des dreitägigen Staatsbesuchs von Li werden China und Griechenland aller Voraussicht nach 19 verschiedene Handelsabkommen im Wert von geschätzten sieben Milliarden US-Dollar schließen. Diese umfassen die Schiffs-, Energie-, Bau-, Baumaterialbranche sowie die Landwirtschaft.
Griechische Schiffe entstehen auf Chinas Werften
Der Annäherungs ist nicht neu und von chinesischer Seite nicht völlig uneigennützig. In den vergangenen sieben Jahren haben sich China und Griechenland zunehmend geschäftlich verbandelt - insbesondere in der Schiffsbranche, wo die Griechen einen bedeutenden Anteil an der globalen Schiffsflotte halten. Sie lassen neue Schiffe zudem immer häufiger auf chinesischen Werften bauen. Griechische Schiffseigner zählen auf diesen Werften zu den größten Kunden. Zugleich sind sie bei der Finanzierung von Schiffsbauprojekten die wichtigsten Kreditnehmer bei chinesischen Banken.
Die staatlich kontrollierte chinesische Reederei China Ocean Shipping Group Co., kurz Cosco, betreibt schon heute das wichtigste Containerterminal im Athener Hafen von Piräus. Cosco hat zudem Interesse bekundet, einen Mehrheitsanteil an dem Hafen erwerben zu wollen, den Griechenland im Zuge einer Privatisierungsrunde verkauft.
Laut einem Bericht in der griechischen Zeitung "Kathimerini" ist Li auf weitere Investitionen in Griechenland aus, darunter in Flughäfen, Schienennetze, Häfen und andere Infrastruktur des Landes. Griechenland erkennt hinter dem Engagement durchaus ein System: Es "könnte Chinas Einfallstor nach Europa" werden, sagte der griechische Ministerpräsident Samaras.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ