Aktionäre honorieren Lichtblicke Rocket Internet verringert Verluste
22.09.2016, 14:38 Uhr
Die Startup-Schmiede von Oliver Samwer.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Startup-Schmiede Rocket Internet präsentiert wieder mal einen durchwachsenen Zustand. Die Anleger sind trotzdem zufrieden. Laut Firmenchef Samwer sind die großen Beteiligungen immerhin "auf dem Weg in Richtung Profitabilität".
Trotz starker Verluste sieht die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet zahlreiche ihrer Firmen "auf dem Weg zur Profitabilität". Die "wesentlichen Beteiligungen" hätten sich in den ersten sechs Monaten des Jahres "weiter gut entwickelt" und machten weiter Fortschritte - etwa die Online-Modehändler Dafiti in Südamerika, Lamoda in Russland und Namshi im Nahen Osten, teilte Rocket Internet mit. Auch das Möbelunternehmen Westwing verbesserte sich demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Fabrik für Internet-Start-Ups bestätigte vorläufige Zahlen von Anfang September. Demnach machte sie 617 Millionen Euro Verlust von Januar bis Ende Juni, vor allem wegen Wertberichtigungen bei Modehändlern. Der Umsatz ging von 71 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2015 auf 29 Millionen Euro zurück. Hierfür sei die Ausgliederung von Tochtergesellschaften verantwortlich, hieß es.
Unternehmenschef Oliver Samwer bekräftigte derweil sein Ziel, dass mindestens drei wesentliche Beteiligungen Ende 2017 profitabel sein sollen. Als Beleg für die Fortschritte bei seinen Firmen gibt das Unternehmen Vergleiche der bereinigten Ebitda-Marge an - das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz, wobei dies der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ist, korrigiert um außerordentliche Kosten. Diese Zahl ist als Grundlage sinnvoller Aussagen jedoch umstritten.
Aktie auf Vier-Monatshoch
Trotzdem honorierten die Investoren die Aussicht, dass zumindest die größeren Beteiligungen der Berliner Internet-Holding ihre Verluste weiter drosseln und im ersten Halbjahr den Umsatz spürbar steigern konnten.
Die Aktie schnellte bis auf 21,55 Euro hoch. Beim Börsengang vor zwei Jahren kosteten die Papiere mit 42,50 Euro allerdings noch rund doppelt so viel. Und seit Jahresbeginn haben die Papiere rund ein Viertel verloren. "Nach dem ganzen Negativen der vergangenen Monate sorgt schon eine relativ kleine positive Nachricht für kräftige Kursgewinne", sagte ein Börsianer.
Für Schub sorgte auch die Ankündigung des Konzerns, das Rückkaufprogramm einer Wandelanleihe um 85 Millionen Euro aufzustocken. Finanzchef Peter Kimpel räumte ferner einen Personalrückgang ein, nannte aber keine Details. "Das ist kein großes Thema." Es habe weder Umstrukturierungen noch Sozialpläne gegeben.
IPOs hängen vom Umfeld ab
Rockets Geschäftsmodell - das Gründen von Startups - schluckt viel Geld, das sich der Konzern über Verkäufe und Börsengänge zurückholen will. Doch zu möglichen Börsengängen seiner Startups will sich das Unternehmen nicht äußern. Kimpel will es langsam angehen lassen und IPOs vor allem vom Kapitalmarktumfeld abhängig machen.
Der Kochbox-Anbieter HelloFresh hatte 2015 seinen geplanten Gang auf das Parkett abgesagt. Vor rund einem Jahr stellte Rocket einen Börsengang binnen 18 Monaten in Aussicht. "Wir haben noch einige Monate", sagte Kimpel dazu nur.
Rocket ist auch am Essenslieferdienst Delivery Hero und den Möbelhändlern Westwing und Home24 beteiligt. Banker halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass einem von ihnen im nächsten halben Jahr der Sprung an die Börse gelingt.
Im vergangenen Jahr machte Rocket Internet einen Verlust von knapp 20 Millionen Euro. 2014 hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 428,8 Millionen Euro erwirtschaftet.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/AFP