"Amerikas Staatsfeind Nummer 1" Shkreli ist Wiederholungstäter
28.09.2015, 13:03 UhrMartin Shkreli ist einer der unbeliebtesten Menschen der USA. Warum? Er hatte mal eben den Preis für ein Aids-Medikament um mehr als das Fünfzigfache erhöht. Nun stellt sich heraus: Shkreli zog eine solche Nummer schon einmal ab.
Vor einer Woche war er ein nahezu unbekannter Investor, mittlerweile verkörpert er das hässliche Gesicht des Kapitalismus: Martin Shkreli. Erst kaufte der 32-Jährige die US-Rechte des mehr als 60 Jahre alten lebensrettenden Medikaments Daraprim, das besonders bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem angewendet wird. Dann erhöhte Shkreli den Preis für eine Pille von 13,50 auf 750 Dollar - und befand sich kurz darauf in einem veritablen Shitstorm.
Nachdem sich im Internet Tausende über Shkreli aufregten, unter ihnen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, fiel auf: Der ehemalige Hedgefondsmanager ist ein Wiederholungstäter.
Etwa genau vor einem Jahr zog er als Gründer und Chef des Startups Retrophin die gleiche Masche durch. Wie Daraprim handelt es sich bei dem betroffenen Medikament Thiola um ein Mittel, das bei einer relativ seltenen Erkrankung angewendet wird. Thiola kommt in den USA bei Patienten zum Einsatz, die unter Zystinurie leiden. Diese genetisch bedingte Erkrankung kann zum Auftreten von Nieren- und Harnsteinen führen.
Nachdem sich die Firma Retrophin die US-Rechte an dem Medikament im Mai 2014 gesichert hatte, erhöhte sie den Preis im September um das Zwanzigfache – eine Pille kostete nunmehr 30 statt 1,50 Dollar. Thiola war trotz abgelaufenem Patentschutz das einzige vergleichbare Medikament auf dem Markt. Denn der günstige Preis und die wenigen Patienten sorgten – wie bei Daraprim - dafür, dass sich die Herstellung von Nachahmerprodukten nicht lohnte.
Auch die Preiserhöhung für Thiola führte zu einer Empörungswelle. Retrophin mache aus Patienten einen Rohstoff wie Öl, ärgerte sich beispielsweise das Magazin "Forbes". Ein Urologe und Medizinprofessor der Universität Pittsburgh sprach von "Raubtierkapitalismus auf dem Rücken der Kranken und Stillen".
Kurz nach der Preiserhöhung feuerte Retrophin Shkreli. Dabei ging es offiziell allerdings um etwas anderes: Die Firma warf ihm Kursmanipulationen vor. Vergangenen Monat verklagte Retrophin Shkreli auf Schadenersatz in Höhe von 65 Millionen Dollar. Der Preis für Thiola wurde übrigens wieder gesenkt, er liegt in den USA derzeit bei etwa 1,80 Dollar pro Pille.
Shkreli kündigte vergangene Woche an, Daraprim wieder zu verbilligen. Den neuen Preis nannte er allerdings nicht. Die "Washington Post" bezeichnete den Manager angesichts der Entrüstungswelle derweil als "Staatsfeind Nummer 1".
Das liegt vor allem daran, dass Shkreli sein Geschäftsmodell vorher vehement verteidigt hat. "Es scheint so, als ob die Medien mit dem Finger auf mich zeigen", twitterte er. "Also zeige ich mit einem Finger zurück. Aber es ist weder der Zeige- noch der kleine Finger." Und dem Finanznachrichtensender Bloomberg sagte er, das Medikament sei eigentlich immer noch zu billig. Denn schließlich rette Daraprim Leben - und dafür könne man auch ordentlich zahlen.
Quelle: ntv.de