Wirtschaft

Wirtschaft ächzt unter Corona So stemmt sich die Welt gegen die Epidemie

Auch die Börsen leiden unter dem Virus.

Auch die Börsen leiden unter dem Virus.

(Foto: imago images/UPI Photo)

Weltweit ist die Sorge wegen des Coronavirus groß. Unternehmen sind im Krisenmodus, die Anleger verunsichert. Finanzminister und Regierungen in aller Welt bemühen sich, das Schlimmste zu verhindern. Fest steht schon jetzt: Es wird teuer.

Binnen weniger Wochen hat sich das neuartige Coronavirus weltweit ausgebreitet - und Börsen und Unternehmen in den Krisenmodus gestürzt. Vor dem Treffen der Berliner Koalitionsspitzen mehren sich die Forderungen, die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise abzufedern. Die Vorschläge reichen von einem Konjunkturprogramm über Steuererleichterungen für Unternehmen bis hin zu der vorzeitigen Soli-Abschaffung. Weltweit haben Regierungen bereits mit finanz- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen auf die Epidemie reagiert:

Die Eurogruppen-Finanzminister haben angesichts der Coronavirus-Krise angekündigt, alle verfügbaren Instrumente zu nutzen, um die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sagte vor ihrem Treffen am kommenden Donnerstag zu, "angemessene und gezielte Maßnahmen" gegen die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie zu ergreifen.

Einige Analysten halten nun einen weiter ins Negative sinkenden Einlagezins zur Förderung der Kreditvergabe für möglich. Gleichzeitig sind Beobachter skeptisch, dass die EZB angesichts ihrer ohnehin schon lockeren Geldpolitik der Wirtschaft noch starke Anreize bieten kann.

Rom gibt Milliarden frei

Das ohnehin schon überschuldete Italien, das wie kein anderes europäisches Land von der Corona-Krise betroffen ist und inzwischen mehr als 230 Todesfälle verzeichnet, gab zur Wiederankurbelung der Wirtschaft bereits 7,5 Milliarden Euro aus dem Haushalt frei. Ein Teil der Hilfen soll an betroffene Unternehmen und Familien fließen.

Die EU-Kommission gab dem italienischen Hilfspaket am Wochenende Rückendeckung. Die dafür veranschlagten Ausgaben würden nicht herangezogen werden, wenn Brüssel die Einhaltung der EU-Haushaltsregeln durch Italien prüfe, schrieben Kommissionsvize Valdis Dombrovskis und Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni in einem Brief an den italienischen Finanzminister Roberto Gualtieri.

Frankreich forderte diese Woche eine Konjunkturspritze für die Eurozone. Die Euro-Länder sollten die Möglichkeit für einen Rückgriff auf Haushaltsmittel ebnen. Darüber hinaus berät die Regierung über mögliche Steuersenkungen für Unternehmen - ähnlich wie dies in Deutschland diskutiert wird.

Großbritannien legt am Mittwoch seinen ersten Haushaltsplan seit dem Brexit vor, der neben den Brexit-Folgen auch von den Auswirkungen der Coronavirus-Krise überschattet wird. Die Veröffentlichung der großen Infrastruktur-Pläne bis zum Jahr 2050 wurde bereits verschoben; Premier Boris Johnson macht jedoch Druck, dass zumindest das Projekt der Hochgeschwindigkeitsstrecke HS2 rasch umgesetzt wird.

Die britische Notenbank hat ihre Wachstumsprognosen für dieses und das kommende Jahr gesenkt. Im letzten Quartal 2019 verzeichnete die britische Wirtschaft nahezu ein Nullwachstum. Experten rechnen damit, dass die Bank of England ebenfalls ihren Leitzins noch einmal senkt, um die negativen Folgen von Brexit und Corona für die britische Wirtschaft abzufedern.

Fed senkt den Leitzins

In den USA und Kanada reagierten die Zentralbanken bereits auf das Coronavirus. Am Dienstag senkte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins um einen halben Prozentpunkt. Er liegt jetzt zwischen 1,0 und 1,25 Prozent. Es war das erste Mal seit Ende 2008, dass die US-Notenbank eine Senkung des Leitzinses außerhalb der regulären Treffen ihres Offenmarktausschusses traf. Sie begründete dies mit "Risiken für die wirtschaftliche Aktivität" durch das Coronavirus.

Wenig später senkte auch die kanadische Zentralbank den Leitzins auf nun 1,25 Prozent. Am Donnerstag beschloss der US-Kongress zudem ein Paket im Umfang von 8,3 Milliarden Dollar (7,5 Milliarden Euro) - allerdings nicht für Unternehmen, sondern für Notfallmaßnahmen im Kampf gegen die Epidemie.

Nach Schätzungen der Ratingagentur Standard & Poor's könnte die Coronavirus-Epidemie die Volkswirtschaften im Asien-Pazifik-Raum rund 200 Milliarden Dollar kosten.

China, wo die Coronavirus-Epidemie im Dezember ihren Anfang genommen hatte, senkte als Reaktion auf den verheerenden Wirtschaftseinbruch den Leitzins und kündigte weitere Maßnahmen wie Steuersenkungen und Finanzhilfen für die betroffenen Regionen an.

Hongkong reagierte mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Alle dauerhaft in der Finanzmetropole gemeldeten Bewohner erhalten 10.000 Hongkong-Dollar (1180 Euro) in bar. Insgesamt stellt die Stadtführung 120 Milliarden Dollar im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie zur Verfügung.

Die japanische Zentralbank richtete sich Anfang dieser Woche in einer außergewöhnlichen Erklärung an Investoren und versicherte, sie werde die "Stabilität der Finanzmärkte" sicherstellen.

IWF fordert "globale Reaktion"

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, erklärte, die Epidemie sei "ein globales Problem, das nach einer globalen Reaktion verlangt". Von der Epidemie betroffenen IWF-Mitgliedstaaten sollen Finanzhilfen in Höhe von insgesamt 50 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden.

Auch die Weltbank stellte Hilfen in Höhe von zwölf Milliarden Dollar in Aussicht. Ziel sei es, vor allem ärmeren Ländern "schnell" und "effektiv" zu helfen.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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