Billig-Tochter in Deutschland Turkish Airlines heizt Billigwettbewerb an
23.07.2015, 17:57 Uhr
Bisher attackierte Turkish Airlines die Lufthansa als deutschen Marktführer bislang nur im Liniennetzverkehr.
(Foto: dpa)
Platzhirsch Lufthansa bekommt neue Konkurrenz: Turkish Airlines will mit seiner Billigtochter deutsche Flughäfen anfliegen. "Anadolu-Jet" soll 2016 starten und bis zu 40 Prozent günstiger als die Konkurrenz sein. Der Plan hat allerdings Schwachstellen.
Die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines will der Lufthansa und deren Billigtochter Germanwings auf deren Heimatmarkt stärker Konkurrenz machen. "Wir planen, mit unserer Low-Cost-Tochter Anadolu-Jet in Deutschland zu starten", sagte Vorstandschef Temel Kotil in einem Interview mit dem "Handelsblatt".
Der Billigflieger ist mit seinen 29 Jets bislang ausschließlich in der Türkei unterwegs. Ob Anadolu-Jet tatsächlich in Deutschland zum Rivalen für Lufthansa werden kann, die ihr eigenes Billigsegment unter dem Dach "Eurowings" gerade kräftig umbaut, ist noch unsicher. Denn: Als Nicht-EU-Staat fällt die Türkei nicht unter das Regelwerk der "Open Sky", die das Billigfliegermodell mit beliebigen Zielen in ganz Europa erst ermöglicht. Anadolu wird daher auf die bilateral vereinbarten Landerechte der Mutter Turkish Airlines in Deutschland zurückgreifen müssen und kann dann Billigflüge in die Türkei anbieten, nicht aber zu anderen europäischen Zielen.
Lufthansa wollte die Ankündigung des Star-Alliance-Partners Turkish Airlines, mit dem man sogar gemeinsam die erfolgreiche Fluggesellschaft Sun Express betreibt, nicht offiziell kommentieren.
Harter Wettbewerb am Himmel
Mit seinen Linienflügen hat Turkish das Geschäft mit den in Deutschland lebenden Landsleuten bislang schon fest im Griff und bietet von 14 deutschen Flughäfen das dichteste Angebot in die Türkei. Es ist nicht ganz klar, wo zusätzliche Fluggäste gewonnen werden sollen.
Die Türken, bei denen die endgültige Entscheidung noch aussteht, würden in einen dicht besetzten Markt starten. Laut der jüngsten Low-Cost-Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt vereinten zuletzt die sieben größten Billig-Airlines in Deutschland 95 Prozent des Aufkommens auf sich. Immer neue Strecken werden erschlossen, wobei die Gesellschaften bislang peinlich genau darauf achten, dass möglichst keine Konkurrenzgesellschaft dieselbe Strecke anbietet. Heftigen Wettbewerb gibt es nur auf ganz wenigen Strecken wie Köln-Berlin.
Quelle: ntv.de, kmi/dpa