Wirtschaft

Behalten die "Narren" Recht? US-Jobmarkt macht Fed zum Feigling

Nur zuschauen kann die Fed nun nicht mehr, finden Marktbeobachter.

Nur zuschauen kann die Fed nun nicht mehr, finden Marktbeobachter.

(Foto: REUTERS)

Vor gut einem Monat war die Wette auf eine schnelle Zinserhöhung in den USA nur "etwas für Narren", glaubten Marktbeobachter. Grund: Der schwache US-Arbeitsmarkt. Vier Wochen später heißt es: "Jetzt oder nie!"

Die US-Wirtschaft hat im Oktober überraschend viele Jobs geschaffen. Die Zahl der neuen Stellen stieg um 271.000, wie das Arbeitsministerium in Washington bekanntgab. Ökonomen hatten lediglich mit 180.000 neuen Jobs gerechnet. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fiel um einen Tick auf 5,0 Prozent.

"Wenn die US-Notenbank im Dezember die Zinsen nicht um einen ersten Schritt erhöht, dürfen sich die Mitglieder der Fed ein Gruppenfoto mit dem Titel 'Feiglinge 2015' unter den Weihnachtsbaum legen", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research n-tv.de. "Denn Ausreden für den ersten Zinsschritt gibt es nun nicht mehr, sieht man einmal von generellen Wachstumssorgen ab, die man praktisch jederzeit hervorzaubern könnte. Verträgt die US-Wirtschaft eine Zinserhöhung jetzt nicht, dann ist man geneigt zu fragen: 'Wann denn dann?'", so Saurenz weiter.

Der Dax robbte nach den Daten bis auf zehn Punkte an die Marke von 11.000 Punkten heran, konnte das Niveau aber nicht ganz halten. Der Euro ging auf Talfahrt und fiel unter die Marke von 1,08 Dollar.

Die Währungshüter hatten die Abkehr von der Nullzinspolitik immer wieder verschoben – zunächst sollte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern. Niedrige Zinsen werden als Konjunkturimpulse genutzt, da die Unternehmen günstig Geld für Investitionen aufnehmen können. Im Umkehrschluss wird befürchtet, dass steigende Zinsraten die Konjunkturerholung abwürgen und damit etwa die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschärfen könnten.

Als im Oktober die Daten deutlich schlechter als erwartet ausfielen, gaben Marktbeobachter die Idee einer Zinsanhebung noch in diesem Jahr auf. "Nur ein Narr glaubt jetzt noch, dass sie nun die Zinsraten anheben können", sagte damals ein Börsianer.

Nun hat sich das Blatt gewendet: Während die Fed-Fund-Futures eine Zinsanhebung vor den Daten mit einer Wahrscheinlichkeit von 58 Prozent einpreisten, liegt sie nun bei 78 Prozent. Die Renditen der US-Treasuries schossen in der Folge nach oben. Auf die Dezember-Sitzung der Fed darf mit neuer Spannung gewartet werden.

Quelle: ntv.de, sla

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