EU-Importe betroffen Norwegens Gasarbeiter drohen mit Streik
04.07.2022, 16:18 Uhr
Eine Erdgas-Verflüssigungsanlage am Eingang zur Bucht von Hammerfest nördlich des Polarkreises.
(Foto: picture alliance / Thomas Muncke)
Während Europa sich auf einen Gasstopp aus Russland vorbereitet, rückt Norwegen als Ersatzlieferant ins Zentrum der Hoffnungen. Dort drohen die Arbeiter der Ölindustrie mit einem Streik, falls die Arbeitgeber ihre Forderungen nicht erfüllen. Das könnte die Mengen für die EU um 13 Prozent mindern.
Inmitten der Sorgen um die Gasversorgung Europas könnte ein für die neue Woche geplanter Streik der Öl- und Gasarbeiter in Norwegen dessen Gasförderung deutlich verringern. Diese könne um 292.000 Barrel Öläquivalent pro Tag sinken, was 13 Prozent der Produktion entspreche, wie die Arbeitgebervereinigung Norwegian Oil and Gas Association (NOG) mitteilte. Die Ölproduktion wiederum könnte um 130.000 Barrel pro Tag reduziert werden. Die zuständige Gewerkschaft hatte einen Streikbeginn am Dienstag (5. Juli) für den Fall angedroht, dass die Arbeitgeberseite nicht auf ihre Gehaltsforderungen eingehe.
Für die EU-Staaten kommt das zur Unzeit, sind sie doch wegen ausbleibender russischer Lieferungen auf mehr Gas aus Norwegen angewiesen. Beide Seiten wollten die Zusammenarbeit intensivieren, um kurz- und langfristig zusätzliche Gaslieferungen aus Norwegen zu gewährleisten, teilten die EU und Westeuropas größter Gasproduzent Ende Juni mit. Russland hat etwa die Lieferungen unter anderem an Polen und die Niederlande eingestellt, weil sie die von Russland eingeführten neuen Bezahlmodalitäten ablehnten.
Netzagentur rechnet mit russischem Lieferstopp
Aufgrund der Lieferkürzungen hat Norwegen seine Gasproduktion bereits hochgefahren und erklärt, seinen Absatz dieses Jahr um acht Prozent zu steigern. Das Plus entspricht etwa 100 Terawattstunden, die wiederum jetzt in der Erklärung von Norwegen und der EU als angepeilte Zusatzlieferung genannt werden. Die EU importiert bisher rund 20 Prozent seines Gases aus Norwegen. Aus Russland kamen vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar rund 40 Prozent.
Die Bundesnetzagentur und Wirtschaftsminister Robert Habeck schließen inzwischen einen Totalausfall der russischen Gaslieferungen nicht mehr aus. Habeck sprach am Wochenende von einem "Muster": Die Gasmenge sei immer wieder reduziert worden, zuletzt in der Pipeline Nord Stream 1 um 60 Prozent. Danach komme "logischerweise die nächste" Reduktion, sagte der Grünen-Politiker. Netzagentur-Chef Klaus Müller rief zu größeren Anstrengungen beim Energiesparen auf.
Quelle: ntv.de, mau/rts