Wirtschaft

Weil streicht Südafrika-Reise VW-Skandal zwingt zum Bleiben

Stephan Weil ist VW-Aufsichtsratsmitglied.

Stephan Weil ist VW-Aufsichtsratsmitglied.

(Foto: dpa)

Eigentlich wollte Niedersachsens Ministerpräsident Weil nach Südafrika reisen, um dort die Partnerschaft mit Mandelas armer Heimatregion zu feiern. Doch er sagt wegen des VW-Skandals ab. Und im dortigen großen VW-Werk macht man sich Sorgen.

Bei fast jedem Auslandsbesuch eines niedersächsischen Regierungschefs ist es ein Pflichttermin: Die Besichtigung eines lokalen VW-Werkes - weltweit gibt es rund 120 Fabriken des Wolfsburger Autobauers. So war es auch bei der Südafrika-Reise von Ministerpräsident Stephan Weil geplant, bevor der VW-Abgasskandal alles veränderte. Der SPD-Politiker sagte den Besuch in Südafrika ab, er muss sich in Deutschland als VW-Aufsichtsratsmitglied um die Aufarbeitung der Krise kümmern.

Nun reist sein Stellvertreter, Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne), von Sonntag an nach Afrika - und natürlich wird auch er ein Volkswagen-Werk besuchen, in Uitenhage bei Port Elizabeth. Wenzel soll auf jeden Fall dabei sein, wenn dort der 500.000. VW-Polo vom Band läuft. Seit August 1951 wurden dort mehr als drei Millionen Fahrzeuge produziert, sagt Sprecher Matt Gennrich. Dieses Jahr sollen 119.000 Wagen vom Band laufen, außer den aktuellen Polo-Modellen auch eine Art Low-Budget-Version namens Vivo, die etwas in die Jahre gekommen ist.

Nur wenige Wochen vor dem Abgas-Skandal verkündete VW Südafrika daher Pläne, für eine Modernisierung und Ausweitung der Modellpalette in den nächsten zwei Jahren rund 300 Millionen Euro investieren zu wollen. Für 2017 wurde die Produktion von drei neuen Modellen für den lokalen Markt und den Export in Aussicht gestellt. Hinter diesen Plänen steht nun erst mal ein Fragezeichen, der Skandal hat alles durcheinandergewirbelt. "Wir stellen zur Zeit alle geplanten Investitionen auf den Prüfstand - das betrifft vor allem auch unser Produktprogramm im Hinblick auf Komplexität und Varianten-Vielfalt", sagt VW-Sprecher Peter Thul.

Reizvolle, aber bitterarme Provinz

Der Hauptgrund der Reise ist das 20-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Niedersachsen und der Ostkap-Provinz, in der einst Südafrikas erster schwarzer Präsident Nelson Mandela geboren wurde und heute Standort von großen Autofabriken ist - von Volkswagen und auch von Mercedes (East London). Kurz nach Ende der Apartheid hatten beide Regionen 1995 ihre Beziehungen aufgenommen, nun soll das Jubiläum gefeiert werden.

Die landschaftlich überaus reizvolle, aber bitterarme südafrikanische Provinz ging aus einstigen Homelands hervor, in der die rassistische Apartheidsregierung die schwarze Bevölkerung zu isolieren versuchte. Bei seinem Besuch in Südafrika wird Wenzel von einer etwa 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet, die die Chancen für intensivere wirtschaftliche Beziehungen ausloten will.

Besondere Bedeutung kommt dabei einer Industriesparte zu, die Wenzel besonders am Herzen liegt: Der alternativen Energiebranche. Obwohl Südafrika die Anschaffung von mehreren Atomkraftwerken plant, steigt die Bedeutung von Wind- und Solarkraft am Kap seit Jahren.

Quelle: ntv.de, Ralf E. Krueger, dpa

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