Wirtschaft

Inflationsrätsel in Deutschland Verbraucherpreise steigen langsamer

Nullzinsen, historische Geldschwemme und dann das: Die Inflation scheint sich den Steuerungsbemühungen der Währungshüter zu widersetzen.

Nullzinsen, historische Geldschwemme und dann das: Die Inflation scheint sich den Steuerungsbemühungen der Währungshüter zu widersetzen.

(Foto: picture alliance / Andreas Geber)

Die Entwicklung an der Inflationsfront gibt Experten zu denken: Trotz steigender Mieten, hoher Energiepreise und der anhaltenden Geldschwemme der Europäischen Zentralbank schwächt sich die Teuerung zu Jahresbeginn leicht ab. Was ist da los?

Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich zum Jahresbeginn überraschend verlangsamt. Im Januar lag die Teuerungsrate bei 1,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt auf Grundlage erster Schätzungen mitteilte. Im Dezember waren die Preise noch mit einer aufs Jahr hochgerechneten Inflationsrate von 1,7 Prozent gestiegen. Im November lag die Teuerung noch bei 1,8 Prozent.


Damit entfernt sich die Preisentwicklung weiter von der Zielmarke von knapp unter zwei Prozent, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft erachtet wird. Um die Preise im Euroraum zu stabilisieren und einen schädlichen Preisverfall zu vermeiden, pumpen die Währungshüter seit Jahren mit aller Kraft und in bislang nie da gewesenen Mengen zusätzliches Geld in den Euroraum. Die Leitzinsen der EZB liegen seit knapp zwei Jahren auf dem historisch extrem niedrigen Niveau von 0,0 Prozent. Zusätzlich pumpt die Zentralbank über ihr Wertpapierkaufprogramm Monat für Monat Milliarden in den Währungsraum.

Kräftig befeuern kann das den Preisaufstieg im Zentrum der Eurozone bislang nicht. In Deutschland, immerhin die stärkste Volkswirtschaft im gemeinsamen Währungsgebiet, stiegen die Verbraucherpreise zwar zeitweise kräftig an, kletterten bislang allerdings nur im Februar 2017 über die von den Währungshütern selbst gesetzte EZB-Schwelle bei 2,0 Prozent.

In Deutschland ging die Teuerung auf mehrere, teils gegensätzlich wirkende Faktoren zurück: Zuletzt deutlich tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahresmonat mussten Verbraucher erneut vor allem für Nahrungsmittel, die sich im Vergleich zum Januar 2017 um 3,1 Prozent verteuerten. Kaltmieten stiegen im Jahresvergleich um 1,7 Prozent. Höhere Mieten machen sich bei der Berechnung der Verbraucherpreisentwicklung besonders stark bemerkbar, da private Haushalte einen größeren Teil ihrer Konsumausgaben dafür aufwenden.

Energie verteuerte sich trotz gestiegener Ölpreise dagegen vergleichsweise moderat um 0,9 Prozent. Offenbar gleiche der stärkere Euro den Ölpreis-Anstieg aus, argumentierte ING Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Rohöl wird in Dollar abgerechnet. Gewinnt der Euro gegenüber der US-Währung an Stärke, schlagen höhere Ölpreise nicht mehr so stark durch. Im Vergleich zum Vormonat, also dem Dezember 2017, sanken die Verbraucherpreise im Januar insgesamt um 0,7 Prozent.

Die nach europäischen Standards errechnete Inflationsrate (HVPI) für Deutschland lag nach vorläufigen Angaben um 1,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Im Vergleich zum Dezember sank der Wert demnach um 1,0 Prozent. Diese Rate ist maßgeblich für die EZB-Geldpolitik. Zwar wächst die Wirtschaft im Euroraum inzwischen robust, die Inflation hinkt allerdings den Zielvorstellungen der Währungshüter hinterher. Sorgen bereitet der EZB-Spitze um Notenbankchef Mario Draghi dabei auch der stärkere Euro. Dadurch werden Importe aus anderen Währungsräumen billiger, was wiederum die Inflation drücken kann.

Bei der zurückliegenden Januar-Sitzung der Zentralbank dämpfte Draghi jüngst Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Nullzinspolitik der Notenbank. "Auf Basis der heutigen Daten und Analysen sehe ich sehr wenig Chancen, dass die Zinsen in diesem Jahr steigen könnten."

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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