Wirtschaft

Zwischen Altruismus und Profit Viele Unternehmen helfen Flüchtlingen

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Drei von vier Unternehmen in Deutschland übernehmen gesellschaftliche Verantwortung in der Flüchtlingshilfe. Gewinnorientierung oder Menschenliebe sind laut einer Studie nicht die wichtigsten Beweggründe.

Die gesellschaftlichen Herausforderungen wachsen, die Arbeitswelt wird schwieriger. Die großen Megatrends – demographischer Wandel, Digitalisierung, Globalisierung und soziale Ungleichheit – erfordern politische Weitsicht und die Mitgestaltung durch Unternehmen. Schaut man sich in den Führungsetagen großer Konzerne um, ist gesundes Misstrauen allerdings angebracht. Gesellschaftliche Belange scheinen zumindest nicht immer hoch im Kurs zu stehen.

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Umso erfreulicher eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die zeigt, dass das Gros der Unternehmen offenbar sehr verantwortlich handelt: Drei von vier Unternehmen in Deutschland engagieren sich demnach auf die eine oder andere Weise in der Flüchtlingshilfe. Laut Umfragen bei den Unternehmen, die angeben, Flüchtlinge bei der Arbeitsmarktintegration zu unterstützen, stellen 62 Prozent zusätzliche Praktikumsplätze zur Verfügung. Jeweils fast die Hälfte bietet Ausbildungsplätze (48,3 Prozent) und Arbeitsplätze (47,4) an. Jeder dritte Arbeitgeber, der Flüchtlinge zumindest in geringem Maße bei der Arbeitsintegration unterstützt, hilft durch berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungen sowie Berufsinformationen.

Es gibt zahlreiche Initiativen, mit denen die Unternehmen versuchen, den Menschen eine Perspektive zu geben. Die Hälfte leistet Soforthilfe durch Sachspenden, mehr als ein Drittel spendet Geld. Im Schnitt mehr als jedes dritte Unternehmen stellt Mitarbeiter für ehrenamtliche Tätigkeiten in der Flüchtlingsbetreuung frei.

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Birgit Riess, Direktorin des Programms Unternehmen in der Gesellschaft zieht daraus den Schluss: "Unternehmen kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, Flüchtlingen eine Perspektive zu geben. Betriebe packen mit an, wenn akut Hilfe gebraucht wird und ermöglichen durch Arbeit und Ausbildung die langfristige Integration."

Wo es noch hakt, ist die Integration in den Arbeitsmarkt an sich. Nur rund die Hälfte aller befragten Unternehmen gibt an, Flüchtlinge oder Asylberechtigte hierbei zu unterstützen. Als Gründe werden mangelnde Sprachkenntnisse, fehlende Qualifikationen oder Informationen darüber angegeben. Auch aufenthaltsrechtliche Restriktionen erschweren den Unternehmen die Einstellung von Flüchtlingen – selbst, wenn diese von beiden Seiten gewünscht ist.

Ein neues Leitbild

Daran sollte sich laut Studie jedoch bald etwas ändern: Aufgrund der steigenden Zahl von Arbeitserlaubnissen als auch aufgrund der Umsetzung von Maßnahmen, die gerade in Planung sind oder bereits angeschoben werden, gehen die Experten davon aus, dass sich künftig noch mehr Unternehmen für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen einsetzen werden.

Reine Menschenfreundlichkeit ist, wie sich zeigt, nur ein Impuls für das Engagement der Unternehmen. Im Vordergrund steht der Nutzen für die Gesellschaft, Gewinnorientierung spielt keine so große Rolle. Es scheine "kein Leitbild mehr zu sein", heißt es dazu.  

Gut 40 Prozent erwarten positive direkte Effekte, wenn man Flüchtlingen mittelfristig Chancen für den deutschen Arbeitsmarkt eröffnet. Sie erhoffen sich zum Beispiel leichter motivierte und lernbereite Mitarbeiter zu finden, wenn Flüchtlinge dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zudem hofft die Hälfte der Unternehmen, dass sich in kulturell gemischten Teams das Potenzial und die Kreativität der Mitglieder besser entfalten können.

Die Studie zeigt ferner, dass sich eine Mehrheit der befragten Unternehmen auch für andere gesellschaftliche Themen einsetzt, wie zum Beispiel die Attraktivität der Heimatregion. Auch in den Bereichen Gesundheit, Familie und Bildung leisten die Unternehmen einen großen Beitrag für die Gesellschaft.

Befragt wurden für die Studie 600 Unternehmen mit 250 oder mehr Beschäftigten. Die Befragung fand von Mitte Dezember 2015 bis Mitte Januar 2016 statt. Eine Hälfte sind Unternehmen aus den Branchen Verarbeitendes Gewerbe und Bau, die andere Hälfte sind Dienstleistungsunternehmen. Von der Größe verteilen sie sich gleichmäßig auf die Unternehmen mit 250 bis 499 sowie 500 und mehr Beschäftigte.

Quelle: ntv.de, ddi

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