Wirtschaft

Zinsentscheidung einfach erklärt Wann ist ein Leitzins "normal"?

Zinsentscheidungen der Fed wirken sich auf die gesamte Weltwirtschaft aus.

Zinsentscheidungen der Fed wirken sich auf die gesamte Weltwirtschaft aus.

(Foto: dpa)

Warum diskutiert die ganze Finanzwelt so aufgeregt über die erwartete "Zinswende" in den USA? Was passiert mit der Wirtschaft, wenn die Währungshüter diesen "Mindestreservesatz" verändern? Fragen und Antworten:

Seit Monaten verfolgt die Finanzwelt aufmerksam jedes Signal der US-Notenbank hinsichtlich einer möglichen Anhebung des Leitzinses. Dieser verharrt seit der Finanzkrise von 2008 auf seinem historischen Tief von null bis 0,25 Prozent - und auch am Donnerstag beließen die US-Währungshüter ihn auf diesem Niveau.

Was ist der Leitzins der US-Zentralbank?

Der Leitzins ist der Satz, zu dem sich US-Banken untereinander Geld leihen, um ihre Reserven bei der Zentralbank auf der gesetzlich vorgeschriebenen Höhe zu halten und den sogenannten Mindestreservesatz einzuhalten. Dabei verleihen Banken, die gerade einen Reserveüberschuss bei der Fed haben, Geld an Banken, die für die Kreditvergabe auf ihre Reserven bei der Fed zurückgreifen mussten. Dabei wird häufig von Übernachtkrediten gesprochen.

Warum wird der Leitzins geändert?

Leitzinsänderungen wirken sich auf die Wirtschaft aus, sie beeinflussen die Zinssätze für kurzfristige und langfristige Anleihen, den Wechselkurs des Dollar und eine Menge anderer Faktoren, darunter die Beschäftigung und Verbraucherpreise. Für die Zentralbank ist der Leitzins ein Instrument, um die Entwicklung von Konjunktur und Preisen in einer Volkswirtschaft zu beeinflussen. Liegt die Wirtschaft am Boden, können die Zentralbanker über niedrige Zinssätze und damit billiges Geld das Wachstum anschieben. Wenn die Konjunktur heiß läuft, können sie einer drohenden Inflation mit höheren Zinssätzen entgegenwirken.

Als die Inflation in den USA während der zweiten Ölkrise 1979 bis 1980 in die Höhe schnellte und zweistellig wurde, erhöhte die Fed den Leitzins zeitweise sogar auf 20 Prozent, um die Wirtschaft zu beruhigen. Daraufhin fiel das Land allerdings für zwei Jahre in eine Rezession.

Als sich das Wirtschaftswachstum nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 deutlich verlangsamte, senkte die Fed den Leitzins stetig, um die Konjunktur wieder anzuheizen. Doch durch das billige Geld wurde die Immobilienblase aufgepumpt, deren Platzen 2008 wiederum die Finanzkrise auslöste.

Warum ist der Leitzins derzeit so niedrig?

Als die US-Wirtschaft 2007 ins Stocken geriet, senkte die Fed den Leitzins drastisch in zehn Schritten: Von 4,75 Prozent im September 2007 auf ein Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent am 16. Dezember 2008. Damit wollte die US-Notenbank eine komplette finanzielle Implosion verhindern.

Seitdem beließ die Fed den Leitzins auf seinem Rekordtief, um der US-Wirtschaft nach der tiefsten Rezession in acht Jahrzehnten wieder auf die Beine zu helfen. Da sie jetzt wieder stetig wächst, halten viele Experten aber einen so niedrigen Leitzins nicht mehr für erforderlich.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Leitzins nahe Null?

Der extrem niedrige Zinssatz hat die Kreditvergabe erleichtert. Das billige Geld ermutigte zum Haus- und Autokauf und half damit dem Wohnungsbau und der Automobilindustrie wieder auf die Beine.

Auf der anderen Seite treffen die niedrigen Zinsen jedoch die Ersparnisse und Vermögenswerte der Verbraucher, die kaum noch Rendite bekommen. Gleichzeitig können sie die Voraussetzung für eine neue Inflation schaffen - eine Sorge, die nach Ansicht einiger Entscheidungsträger bei der Fed einen höheren Leitzins rechtfertigen würde.

Wann ist ein Leitzins "normal"?

Vertreter der US-Notenbank haben deutlich gemacht, dass sie für den Zinssatz wieder eine "normale" Höhe anstreben. In ihren Projektionen ist von einer Zinsrate von rund drei Prozent in zwei Jahren die Rede, doch dies ist abhängig von der Entwicklung von Wachstum und Inflation.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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