Kriegsfolgen spürbar Weniger Waren an deutschen Seehäfen - Zuwachs in Rostock
11.03.2024, 14:20 Uhr Artikel anhören
Rostock profitierte vor allem von den Erdöllieferungen für die Raffinerie in Schwedt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Knapp 268 Millionen Tonnen Waren werden in den deutschen Seehäfen im vergangenen Jahr umgeschlagen. Damit können sich die Häfen der allgemeinen wirtschaftlichen Flaute nicht entziehen. Ein deutliches Plus erwirtschaftet allein Rostock. Der Seehafen profitiert von einer Vervierfachung der Erdöl-Lieferungen.
Angesichts der wirtschaftlichen Rezession sind in den deutschen Seehäfen weniger Güter umgeschlagen worden. Insgesamt gingen 267,8 Millionen Tonnen Güter über die Kaikanten, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 4,1 Prozent weniger als 2022. "Die schwierige geopolitische Lage und die schwache Dynamik des Welthandels im Jahr 2023 gingen somit nicht spurlos an den deutschen Seehäfen vorbei." Der deutsche Außenhandel verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rückgang der Warenexporte um zwei Prozent und ein Minus der Warenimporte von gut zehn Prozent.
Der umschlagsstärkste Seehafen war traditionell Hamburg mit 99,6 Millionen Tonnen (minus 3,6 Prozent), gefolgt von Bremerhaven mit 39,2 Millionen Tonnen (minus 8,4 Prozent) und Wilhelmshaven mit 29,8 Millionen Tonnen (minus 6,1 Prozent). Der Hafen Rostock meldete dagegen mit 23,9 Millionen Tonnen ein Wachstum von fast zwölf Prozent. Die Anlagen in der Hansestadt in Mecklenburg-Vorpommern profitierten vom höheren Umschlag mit Erdöl (5,2 Millionen Tonnen, plus 300 Prozent), das vor allem für die Raffinerie im brandenburgischen Schwedt bestimmt ist.
Die wichtigsten Partnerländer im Seehandel waren 2023 die USA mit einem Güterumschlag von 27,9 Millionen Tonnen und Norwegen mit 25,1 Millionen Tonnen. Schweden hatte 2022 Russland als bis dahin wichtigstes Partnerland abgelöst und lag 2023 mit 23 Millionen Tonnen Güterumschlag auf Rang 3, gefolgt von China.
Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht
Grund für diese Verschiebungen sind die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Denn seitdem gibt es mehr Lieferungen fossiler Energieträger etwa durch die USA. Auf diesen Bereich entfielen mehr als zwei Fünftel des Güterumschlags mit den USA.
In den deutschen Seehäfen gingen 2023 insgesamt 38 Millionen Tonnen Kohle, Erdöl und Erdgas aus dem Ausland ein, das waren 5,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Empfang von Kohle ging deutlich um mehr als ein Drittel zurück, der von Erdöl stieg um 6,2 Prozent, während sich der Empfang von Erdgas - vornehmlich Flüssiggas - von 317.000 Tonnen auf 4,8 Millionen Tonnen vervielfachte. Das mit Abstand wichtigste Lieferland für Erdgas waren die USA mit 3,7 Millionen Tonnen.
Der Containerumschlag der deutschen Seehäfen sank im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent auf 12,7 Millionen Standardcontainer (TEU) und damit das zweite Mal in Folge. Das Vorkrisenniveau von 2019 - rund 15 Millionen TEU - wurde noch nicht wieder erreicht. Mehr als ein Fünftel entfiel 2023 auf China, gefolgt von den USA mit etwas mehr als einem Zehntel. Zum Vorjahr fiel der Containerumschlag mit den Häfen in China überdurchschnittlich um 12,2 Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/rts