Wirtschaft

Undurchsichtige Preisgestaltung Wie Airlines ihre Kunden foppen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Wer einen Flug bucht, muss wegen der Unübersichtlichkeit der vielen Angebote schier verzweifeln. Was den Kunden frustriert, freut die Fluggesellschaften.

Wie Fluggesellschaften die Preise für ihre Tickets festlegen, ist für Kunden nicht nachvollziehbar – daran ändern auch die vielen Vergleichsportale im Internet nichts. Wer an dieser Undurchsichtigkeit scheitert, bekommt nun ein wenig Trost von akademischer Seite. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis: Wer ein billiges Ticket bekommt, darf sich darüber freuen. Und wer mehr bezahlt, ist daran zumindest nicht selber schuld. Oder wie es die Autoren ausdrücken: Die Preisgestaltung der Airlines widerspreche oft dem gesunden Menschenverstand.

Mehr als 1,4 Millionen Flüge von 125 Airlines zwischen 63 europäischen Städten haben die Forscher Symeon Meichanetzoglou, Sotiris Ioannidis und Nikolaos Laoutaris untersucht. Ihr Fazit: "Die Asymmetrie der Komplexität hat das Web besiegt."

Was das konkret heißt, wird an einem Beispiel deutlich. Die Forscher haben sich angesehen, was ein Hin- und Rückflug zwischen Stuttgart und Brüssel bei verschiedenen Airlines kostet. Dann haben sie sich angeschaut, was es kostet, wenn man die Flüge einzeln bucht. In rund einem Viertel der Fälle war diese Variante billiger, als einen Hin- und Rückflug zu den gleichen Zeiten mit der gleichen Airline zu buchen.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass das eher an der Praxis bestimmter Fluggesellschaften als an einer bestimmten Strecke liegt. Auf der Beispiel-Route zwischen Stuttgart und Brüssel sei eine niederländische Fluggesellschaft für die meisten dieser "Verstöße gegen den gesunden Menschenverstand" verantwortlich, so die Autoren. Auf der Route zwischen Frankfurt und Zürich sei das auch so. Zwischen Helsinki und Warschau verfolgt diese Praxis vor allem eine skandinavische Airline.

Die Autoren bestätigen auch eine weitere Beobachtung von verblüfften Kunden: Wer bei einer Airline einen Flug mit mehreren Stopps bucht, zahlt oft mehr Geld, als wenn er die einzelnen Strecken bei der gleichen Fluggesellschaft separat buchen würde – der Preisunterschied kann heftig sein.

Extras kosten Geld

Vergleichsportale sorgen auch nicht für Klarheit. Der Finanz-Blogger Felix Salmon weist darauf hin, dass sich die Preise bestimmter Flüge zudem von Suchmaschine zu Suchmaschine häufig unterscheiden. Einmal wurde ihm auf einem solchen Portal sogar eine Umsteige-Verbindung angeboten, die auf der Webseite der entsprechenden Airline nicht auftauchte.

Dazu kommt, dass die Extra-Kosten eines Fluges die Vergleichbarkeit von Preisen fürchterlich kompliziert machen – Gepäckaufgabe, Mahlzeiten, Sitzplatzreservierung und andere Annehmlichkeiten kosten zusätzlich. Und natürlich sind die Preise dafür von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft verschieden.

Was für die Kunden unerfreulich ist, ist für die Airlines nützlich. Denn je undurchsichtiger und weniger nachvollziehbar deren Preisgestaltung ist, umso mehr können sie für Tickets verlangen. Ein transparentes System, das einheitlichen und schlüssigen Regeln folgt, ist nicht in ihrem Sinne.

Quelle: ntv.de

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