US-Indizes schmieren ab Zins-Pessimismus setzt der Wall Street zu
04.04.2024, 22:52 Uhr Artikel anhören
Trübe Stimmung in New York.
(Foto: AP)
Die US-Börsen schließen nach einem bisher schwachen Wochenverlauf mit kräftigen Abschlägen. Zwischenzeitliche Gewinne können im späteren Handelsverlauf nicht gehalten werden. Die Zins-Skepsis einiger Fed-Banker sorgt für Ernüchterung.
Zurückhaltende Zins-Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed haben den US-Börsen am Abend zugesetzt. Hatten die Indizes den Großteil des Tages teils deutlich im Plus gelegen, schmierten sie im späten Handel ab. Die Anleger reagierten auch auf Äußerungen von US-Präsident Joe Biden, der Israel in einem Telefonat mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wegen des Gaza-Krieges öffentlich so scharf kritisierte wie nie. Die Ölpreise stiegen angesichts der geopolitischen Spannungen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,4 Prozent tiefer mit 38.596 Punkten. Auch der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor nach einem Tageshoch bei 16.467 rund 1,4 Prozent auf 16.049 Stellen. Der breiter gefasste S&P 500 gab 1,3 Prozent auf 5147 Zähler nach.
Der Präsident der Minneapolis Fed Bank, Neel Kashkari, hatte im Handelsverlauf gesagt, er habe bei der Sitzung der US-Notenbank im März zwei Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Sollte die Inflation aber anhalten, könne es auch gar keine Senkung in diesem Jahr geben. Der Präsident der Richmond Fed, Thomas Barkin, sagte, die Fed habe "Zeit, bis sich die Wolken über der Inflation lichten", bevor sie mit Zinssenkungen beginne. Der Pessimismus kam eher überraschend, denn erst am Mittwoch hatte Fed-Chef Jerome Powell gesagt, wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen so entwickele, wie erwartet, könne eine Zinssenkung im Laufe des Jahres angemessen sein.
Warten auf Arbeitsmarktdaten
"Die Leute waren gerade ein wenig nervös, weil sie dachten, dass die Zinssenkungen doch noch nicht kommen würden, aber Powells Aussagen von gestern liefen im Grunde darauf hinaus, dass wir uns darüber nicht zu viele Sorgen machen sollten", hatte dazu Joe Saluzzi vom Broker Themis Trading in New Jersey gesagt. Im frühen Handel hatte zudem noch die stärker als erwartet gestiegene Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe die Hoffnung auf bald fallende Zinsen genährt.
Die Fed versucht, mit geldpolitischer Straffung den heiß gelaufenen Jobmarkt abzukühlen. Hinweise auf das Vorgehen der Fed erhoffen sich Investoren auch von dem am Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung. Die Analysten der Helaba rechnen damit, dass der Arbeitsmarkt in den USA erst einmal in einer soliden Verfassung bleiben dürfte. Schnelle und deutliche Zinssenkungen ließen sich daher nicht ableiten. Der Euro verharrte bei 1,0837 Dollar.
Ford in der Verlustzone
Gefragt bei den Einzelwerten waren Levi Strauss. Die Aktien des Jeans-Anbieters stiegen nach einer Anhebung der Prognose um 12,4 Prozent. Hintergrund sei der Erfolg von Sparmaßnahmen. Auch die Aktien des US-Lebensmittelkonzerns Conagra sprangen nach starken Zahlen um 5,4 Prozent in die Höhe. Der Anbieter von "Bertolli"-Olivenöl verzeichnete im dritten Quartal einen bereinigten Gewinn über den Erwartungen.
Ford verloren 3,2 Prozent. Der US-Autobauer verschiebt wegen zu schwacher Nachfrage die Markteinführung von zwei E-Modellen. Er will sich stärker auf Hybrid-Fahrzeuge fokussieren, da die Nachfrage nach den Kombi-Antrieben von Verbrennungs- und Elektromotoren in den USA derzeit boomt. Aus den Depots flogen Papiere des Pommes-Frites-Herstellers Lamb Weston, die nach einer Prognosesenkung knapp ein Fünftel einbüßten. Hintergrund sei, dass Kunden angesichts der hohen Inflation zunehmend auf Restaurantbesuche verzichteten.
Quelle: ntv.de, mau/rts