Comeback am Kapitalmarkt Zypern geht auf Abstand zu Athen
05.03.2015, 23:30 Uhr
Näher an Irland als an Griechenland: Zyperns Finanzminister Harris Georgiades beim Reuters-Interview in seinem Büro in Nikosia.
(Foto: REUTERS)
Ein Sorgenkind der Eurozone sorgt sich um seinen Ruf: Abseits der Athener Turbulenzen bereitet sich Zypern darauf auf, finanziell wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Noch im laufenden Jahr will das Land neue Staatsanleihen anbieten.
Zypern peilt für dieses Jahr die Rückkehr an den Kapitalmarkt an. Seine Regierung hoffe, noch 2015 ein oder zwei Anleihen begeben zu können, sagte Finanzminister Harris Georgiades. Zugleich prognostizierte er der zyprischen Wirtschaft ein gemäßigtes Wirtschaftswachstum.
Die Währungsgemeinschaft hatte das Euro-Mitglied Zypern 2013 mit rund zehn Milliarden Euro vor der Pleite gerettet. Mitte kommenden Jahres läuft das internationale Hilfsprogramm aus. Während nach dem Regierungswechsel in Athen der Stand der Reformbemühungen in Griechenland in den Mittelpunkt rückte, bemüht sich das sehr viel kleinere Zypern, in der Öffentlichkeit - und vor allem vor den Investoren - ein anderes Bild abzugeben.
Der Finanzminister Zyperns verwies auf Fortschritte bei der Sanierung des zyprischen Staatshaushalts. Gelder in Höhe von fast zwei Milliarden Euro, die unter anderem für eine Rekapitalisierung der Banken gedacht waren, könnten nun stattdessen für eine Rückzahlung von Schulden eingesetzt werden, sagte Georgiades. "Wir haben unsere Staatsfinanzen bereits konsolidiert."
"Aber mehr auch nicht"
Der unberechenbare Kurs der Regierung in Athen erweist sich für andere schwache Euro-Staaten offenbar als schwere Belastung. Im Gespräch mit Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters distanzierte sich Georgiades jedenfalls ausdrücklich von Griechenland. "Es gib kulturelle und nationale Verbindungen, aber mehr auch nicht", sagte er. Die beiden Volkswirtschaften seien zwar früher durch die Bankensysteme eng verflochten gewesen. "Das wurde vor zwei Jahren beendet", erklärte er.
Vielmehr sei Irland das Beispiel, dem Zypern folgen solle, betonte Georgiades. Es sei beeindruckend, wie das Land die Reformen durchgezogen habe "und nun die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Eurozone aufweist", sagte er.
Irland musste im Zuge der großen Finanzkrise ab 2008 zeitweise ebenfalls unter den Euro-Schutzschirm flüchten, konnte sich aber als erstes Land aus dem Kreis der Sorgenkinder lösen. Zuletzt hatte die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Bonitätsnote für Irland angehoben. Die Analysten begründete dies mit verbesserten Wachstumsaussichten. Die irische Wirtschaft könnte in den Jahren bis 2016 um rund 3,7 Prozent zulegen, hieß es.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts