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Historische Zinserhöhung Christine Lagarde ist endlich aufgewacht

Die Zentralbanker um EZB-Chefin Christine Lagarde haben einen kräftige Zinsanhebung beschlossen.

Die Zentralbanker um EZB-Chefin Christine Lagarde haben einen kräftige Zinsanhebung beschlossen.

(Foto: picture alliance/dpa/EZB)

Die Europäische Zentralbank schraubt die Zinsen nach oben - so kräftig wie nie seit der Euro-Einführung. Das hilft im Kampf gegen die Inflation, befeuert aber die Risiken einer Rezession. Trotzdem war die Entscheidung alternativlos.

Endlich! Die Europäische Zentralbank hielt viel zu lange still. Dass die Inflationsraten seit Monaten immer weiter nach oben klettern, schien die Notenbanker im Frankfurter Euro-Tower anscheinend nicht zu stören. Jetzt handeln sie und erhöhen zum zweiten Mal in kurzer Zeit die Zinsen.

Der Leitzins steigt deutlich - um satte 0,75 Prozentpunkte. Das ist wichtig, um die aktuelle Inflation zu bremsen. Auch, wenn der Schritt das Risiko einer Rezession erhöht. Aber Inflationsschäden sind für eine Volkswirtschaft noch schmerzhafter und eine noch spätere Inflationsbekämpfung wird sehr viel teurer.

Die heutige Erhöhung alleine wird freilich nicht reichen, um die Inflation spürbar zu bremsen. Dafür ist die Geldpolitik nach wie vor zu expansiv. Die Notenbanker haben noch nicht wirklich damit begonnen, ihren Bestand an von ihr gekauften Staatsanleihen abzubauen. Anleihen, die ausgelaufen sind, werden immer noch durch neue ersetzt.

Vor allem in Deutschland werden die Inflationsraten erst einmal weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben. Vermutlich werden wir in diesem Jahr noch zweistellige Inflationsraten sehen. Eine ganze Reihe von inflationsdämpfenden Maßnahmen - das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt zum Beispiel - liefen Ende August aus. Mit Auto oder Bahn unterwegs zu sein, wird für viele wieder teurer. Und ein Ende des Preiswahnsinns bei Strom und Gas ist nicht abzusehen.

Kampf um Glaubwürdigkeit

Außerdem dauert es, bis Zinsanhebungen ihre Wirkung entfalten. Kredite werden durch die Entscheidung teurer, was Investitionen kostspieliger macht. Das drückt auf die Nachfrage und dadurch die Preise. Bis das spürbar wird, ziehen Monate ins Land.

Und selbst wenn die Inflationsraten mittelfristig zurückgehen: Billiger wird das Leben dadurch nicht. Wenn der Preisanstieg gebremst wird, werden die Waren und Dienstleistungen nur nicht mehr ganz so schnell teurer als derzeit. Unter das aktuelle Niveau werden die Preise nicht fallen.

Trotzdem wäre schon viel erreicht, wenn die jüngste EZB-Entscheidung dazu beiträgt, dass die Inflation nicht außer Kontrolle gerät. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hätte dann verhindert, dass die Zentralbank ihre Glaubwürdigkeit verliert.

Quelle: ntv.de

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