
Beim Bitcoin sind starke Kurschwankungen nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
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Der jüngste Absturz des Bitcoin demonstriert die schieren Kräfte des Marktes. Schon ein Tweet kann zu irren Kollateralschäden führen. Für Anleger sind die jüngsten Eskapaden gut - sie bekommen die Risiken brutal vor Augen geführt.
Überraschend kam das nicht, die Krypto-Kapriolen waren abzusehen. Über viele Monate kletterten die Kurse etlicher Krypto-Währungen kontinuierlich nach oben. Auch die Kursanstiege des besonders prominenten Bitcoin demonstrierten die Risikofreude von Anlegern eindrucksvoller als jedes Frühwarnsystem zum Erkennen von Spekulationsblasen.
Die Digital-Devisen wurden zuletzt immer beliebter. Unternehmen prüften, Gehalts- und Bonusansprüche mit Krypto-Geld zu begleichen. Der Elektroauto-Hersteller Tesla akzeptierte Bitcoin für ein paar Wochen sogar als Zahlungsmittel.
Dabei waren die Nachteile von Bitcoin & Co längst bekannt - vor allem die fehlende Kontrolle und Regulierung. Nicht ohne Grund mutierten die Kryptowährungen zum Dorado für Ganoven. Unbemerkt von staatlicher Aufsicht können Kriminelle unlimitierte Summen anonym in Sekundenschnelle weltweit verschieben.
Und als Zahlungsmittel ist Bitcoin angesichts der Kurskapriolen denkbar ungeeignet. Das Risiko, dass eine einzige Äußerung gewaltige Kollateralschäden verursachen kann, dürfte Investoren auch nicht wirklich überraschen. So lockte Tesla-Chef Elon Musk Anleger mit wenigen Tweets in die Krypto-Währungen hinein - und ein einziger Post reichte, um einen Kursabsturz auszulösen. Angeblich missfiel ihm die Öko-Bilanz der Krypto-Währungen.
Risiken werden ausgeblendet
Doch ist deren düstere Energiebilanz seit jeher kein Geheimnis. Allein der Bitcoin verbraucht 144 Terrawattstunden Strom pro Jahr - mehr als die Niederlande. Die Digitalwährungen werden durch das sogenannte "Schürfen" geschaffen. Das verschlingt enorme Rechnerleistungen und damit Energie. Je mehr Akteure sich daran beteiligen, desto höher ist der Stromverbrauch. Wenn Finanzkonzerne und auf Nachhaltigkeit konzentrierte Investoren auf den Krypto-Zug aufspringen, steht das im krassen Widerspruch zu ihrem Ziel, Ressourcen zu schonen.
Zu verlockend ist die Aussicht auf schnelle Gewinne. Kryptowährungen erinnern deshalb an ein Schneeballsystem. Die Gewinnchancen scheinen hoch - solange immer neue Einzahler Geld nachschießen. Wenn die Masse ihre Gewinne einkassieren und das virtuelle in echtes Geld zurücktauschen will, rauscht der Kurs in die Tiefe. Dann kommt es darauf an, dass genügend neue Nachfrage nachdrängt. Bleibt sie aus, droht der Fall ins Bodenlose.
Der jüngste Einbruch ist deshalb heilsam und gut für die Zukunft des Bitcoin und der mehr als 100 anderen Krypto-Devisen. Er führt den Investoren die Risiken schonungslos vor Augen. Für einen Abgesang ist es viel zu früh. In Zeiten steigender Inflationsrisiken sind zentralbankunabhängige Kryptowährungen nun mal besonders attraktiv. Vielleicht bietet Elon Musk ja demnächst einen Tesla-Coin an.
Quelle: ntv.de