"Extrem starke Bilanzsaison" Disney-Zahlen schieben Wall Street an
13.11.2020, 22:36 Uhr
Das abgelaufene Quartal von Disney war nicht so schlimm wie befürchtet.
(Foto: imago images / Xinhua)
Rund 90 Prozent aller Firmen aus dem Index S&P 500 haben in den letzten Wochen ihre Zahlen vorgelegt. Im Schnitt sind ihre Gewinne um knapp acht Prozent gesunken - das ist nicht so schlimm wie der Einbruch, den Analysten prognostiziert hatten.
Ermutigende Firmenbilanzen haben Anleger an den US-Aktienmarkt zurückgeholt. "Wir beenden eine extrem starke Bilanzsaison mit einem Ausrufezeichen in Form beeindruckender Zahlen von Disney", sagte Anlagestratege Ryan Detrick vom Vermögensverwalter LPL. Außerdem wirkten die Erfolgsnachrichten zum Entwicklungsstand eines Coronavirus-Impfstoffs weiter nach.
Für etwas Erleichterung sorgte auch der Ausgang der US-Wahl, auch wenn sich dieser bereits länger abgezeichnet hatte. Große US-Sender haben den Demokraten Joe Biden zum Sieger im umkämpften Bundesstaat Georgia ausgerufen. Zugleich erklärten die Sender CNN und ABC Amtsinhaber Donald Trump zum Gewinner im ebenfalls umkämpften North Carolina. Damit wären die Rennen in allen Bundesstaaten entschieden. Mit Georgia käme Biden auf insgesamt 306 der 538 Wahlleute. Für einen Sieg benötigte Biden mindestens 270 Wahlleute, die er schon am vergangenen Samstag sicher hatte.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones stieg um 1,4 Prozent auf 29.480 Punkte. Auf Wochensicht steht für den Index ein Plus von 4,1 Prozent zu Buche. Der S&P-500 verbesserte sich um 1,4 Prozent auf 3.585 Punkte und markierte einen neuen Rekordschlussstand. Der technologielastige Nasdaq legte ähnlich stark zu. Dem Datenanbieter Refinitiv zufolge haben inzwischen rund 90 Prozent aller Firmen aus dem Index S&P 500 ihre Zahlen vorgelegt. Im Schnitt werden die Quartalsgewinne wohl um knapp acht Prozent gesunken sein. Anfang Oktober hatten Analysten noch einen Einbruch um mehr als 20 Prozent prognostiziert.
Die explodierenden Corona-Fallzahlen bereiteten Investoren aber weiter Kopfschmerzen, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. In Städten wie Chicago oder New York drohe eine erneute Verschärfung der Restriktionen. "Außerdem sollten Anleger im Hinterkopf behalten, dass der potenzielle Corona-Impfstoff vielleicht keine Zulassung erhält. Und selbst wenn: Die Verteilung wird Zeit beanspruchen."
Ölpreis unter Druck, Gold gefragt
Die Ölpreise standen unter Druck, belastet von den am Donnerstag gemeldeten Daten zu den Rohölvorräten der USA. Diese waren überraschend deutlich gestiegen. Zudem schürten die steigenden Corona-Fallzahlen Befürchtungen, dass sich die Erholung der Wirtschaft länger hinziehen könnte und die Nachfrage nach Öl entsprechend lange niedrig bleiben werde. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 2,2 Prozent auf 40,22 Dollar, legte in der abgelaufenen Woche allerdings um mehr als 8 Prozent zu. Brent reduzierte sich um 1,9 Prozent auf 42,71 Dollar.
Im Gegenzug legte die "Antikrisen-Währung" Gold 0,7 Prozent auf 1888 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zu. Der anfänglichen Impfstoff-Euphorie folge Ernüchterung, sagte Analyst Xiao Fu von der Bank of China International. "In den kommenden Monaten wird nur eine begrenzte Anzahl von Impfdosen verfügbar sein." Außerdem bestehe das Risiko, dass das Virus mutiere und neue Wirkstoffe entwickelt werden müssten.
Anleger erleichtert über Disney und Cisco
Die Aktien von Walt Disney stiegen um gut zwei Prozent. Umsatz und Gewinn des Unterhaltungskonzerns gingen im abgelaufenen Quartal weniger stark zurück als befürchtet. Ein Lichtblick sei der Erfolg des Streaming-Dienstes Disney+, kommentierte Analyst Neil Macker vom Research-Haus Morningstar. Außerdem seien die Freizeitparks ungeachtet Pandemie-bedingter Schließungen unverändert beliebt.
Die Aktien von Cisco Systems legten um 7,1 Prozent zu und führen damit die Gewinnerliste im Dow-Jones-Index an. Quartalszahlen und Ausblick des Unternehmens waren etwas besser ausgefallen als erwartet.
Applied Materials gewannen 4,3 Prozent. Der Hersteller von Anlagen zur Chipproduktion übertraf ebenfalls die Markterwartungen. "Unsere zukünftigen Möglichkeiten haben noch nie so gut wie derzeit ausgesehen", zeigte sich CEO Gary Dickerson nach dem nach eigenen Angaben Rekordquartal außerdem weiter optimistisch.
Quelle: ntv.de, chr/rts/DJ